Stadt der Sterne strava2
Falco eine lange Zeit im Arm, dann sah er ihm in die Augen und seufzte. »Also gut. Wenn du so überzeugt davon bist und ich nichts sagen oder machen kann, was dich davon abbringt, dann muss ich mich fügen. Aber wie sehr werde ich dich vermissen, mein Falconcino!«
Als Herzog Niccolò eintrat, fiel ihm die ernste Stimmung seiner Söhne nicht auf.
Dazu war er selbst zu angeregt.
»Gaetano, ich habe die Antwort des Regenten«, sagte er und seine dunklen Au
gen leuchteten. »Sie wollen deinen Antrag anhören. Du musst sofort nach Bellez
za!«
Oben in seinem Zimmer nahm William Dethridge ein kleines Päckchen aus der Jackentasche, das in schwarze Seide gehüllt war. Er wickelte es aus und breitete die schwarze Seide auf einer Kommode aus, die in der Zimmerecke stand. Dann mischte er die Karten in seiner Hand und teilte sie kreisförmig auf dem Seiden
tuch aus. Dabei begann er mit der Neun-Uhr-Position und fuhr gegen den Uhr
zeigersinn fort. Die erste Karte, die er aufdeckte, war die Prinzessin der Vögel, unmittelbar gefolgt vom Prinzen der Schlangen. Dethridge hielt inne, ehe er fort
fuhr.
»Das ist wohl die Maid aus Anglia und einer der jungen Adligen«, murmelte er.
Der Kreis wuchs weiter.
Die Fische-Zwei, der Magier, die Salamander – Zwei, die Vogel-Zwei, der Ritter (aha, das wird wohl der junge Cesare sein), dann der Turm, die Schlangen-Zwei, die Sternschnuppen und schließlich Prinzessin und Prinz der Fische.
In die Mitte des Kreises legte Dethridge die dreizehnte Karte. Es war die Göttin.
Er lehnte sich zurück und überdachte das Muster. Es war höchst selten, dass so viele Trümpfe und Bild-Karten nacheinander fielen. Und alle Zahlenkarten waren Zweien. Er hatte keine Ahnung, was das bedeuten mochte. Aber die Prinzessin der Fische war die junge Duchessa von Bellezza und er freute sich sie an der Sei
te ihres eigenen Prinzen zu sehen. Er hatte die Karten teilweise deshalb ausge
legt, um sich über ihr Schicksal zu informieren. Die Sternschnuppen stellten ein
deutig das Rennen dar, aber warum lag Cesare neben dem Turm? Und war es beruhigend, dass die Göttin im Mittelpunkt lag und alles kontrollierte?
Dethridge beschloss dieses Blatt mit Paolo zu besprechen und Rodolfo über seine Spiegel zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, wen die Karte des Magiers darstell
te, aber je eher die Stravaganti alle beieinander waren, desto besser.
»Was soll das heißen, er ist weg?«, fragte Lucien.
Es war ihm und Georgia nicht leicht gefallen, die Schwelle des päpstlichen Palas
tes in Remora zu überschreiten. Es war, als würde man das feindliche Lager be
treten, auch wenn es sich um ein kühles und anmutiges Gebäude aus Marmor und Spiegeln handelte. Lucien war nach seiner Zeit in Bellezza mit Eleganz ver
traut, doch Georgia kam sich unbehaglich und fehl am Platze vor und schämte sich ihrer einfachen Kleider. Der Lakai des Papstes war eindeutig der Ansicht, dass sie eine Art Diener von Lucien war, und sie kam sich noch unbedeutender vor.
Falcos Blick leuchtete auf, als sie in ein kleines Vorzimmer geführt wurden, wo er am Fenster saß. Er begrüßte die beiden herzlich, wobei er Georgia mit ihrem Jungennamen ansprach, solange der Lakai noch anwesend war. Doch kaum hatte sich der Mann zurückgezogen, platze Falco mit der Nachricht heraus, dass sein Bruder bereits abgereist war.
»Er ist vor einer Stunde nach Bellezza gefahren«, berichtete er aufgeregt. »Um die Duchessa zu treffen.«
»Warum denn jetzt schon?«, wollte Lucien argwöhnisch wissen.
Falco seufzte. »Ich kann es euch ja genauso gut sagen. Es wird bald genug herauskommen, wenn sie verheiratet sind.«
Georgia sah, wie die Farbe aus Luciens Gesicht wich, bis er so marmorweiß aussah wie die Apollo-Statue, die hinter ihm in einer Nische stand. Doch dann kehrte das Blut schlagartig in seinen Kopf zurück und er wurde zornesrot.
»Was soll das heißen?«, fragte er. »Wer heiratet wen?«
Falco war betroffen. »Gaetano die Duchessa natürlich«, sagte er unsicher. »Der Regent hat unseren Antrag erhalten und mein Bruder wird ihn der Duchessa selbst vortragen, bevor er sie zur Stellata hierher bringt.«
»Niemals!«, rief Lucien aus. »Arianna würde niemals einen di Chimici heiraten.
Da muss ein Irrtum vorliegen!«
Jetzt war es an Falco, rot zu werden. »Und warum sollte sie nicht? Wir sind eine der ältesten Familien in Talia und wir haben uns mit Herzögen und Fürsten im ganzen Norden zusammengetan. Um genau zu sein, meine
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