Stadt der Sterne strava2
verlieren«, sagte Falco. »Ich weiß, dass sie mich lieben, sogar mein Vater. Aber jedes Mal, wenn er mich ansieht, sehe ich das Mitleid in seinem Blick – die Erinnerung an den, der ich einmal war.
Von Gaetano habe ich mich schon verabschiedet. Er ist der Einzige, der weiß, was ich vorhabe, und unser Abschied war bitter. Aber wie ich euch schon sagte, ich habe mich entschieden. Ich möchte, dass ihr mir helft in Georgias Welt zu reisen.«
»Ein geflügeltes Pferd?«, sagte Herzog Niccolò. »Das ist doch absurd. Ein Am
menmärchen.«
»Würde ich Euch anlügen, Herr?«, sagte Enrico. »Ich habe die Kleine mit eigenen Augen gesehen und sie ist so ein hübsches kleines Stutfohlen, wie man es sich nur wünschen kann.«
»Und geboren im Widder, sagst du?« Der Herzog verstand sofort, was das be
deutete. Wenn es sich herumsprach, dass dem Widder so ein gutes Omen be
schert worden war, dann würde die Unterstützung der Öffentlichkeit auf die Seite dieses Bezirks schwenken und es schwierig machen, mit den Reitern der anderen Bezirke Abmachungen für das Rennen zu treffen. Die Remaner waren ein aber
gläubischer Haufen. Die vom Widder würden ihre Nachricht zweifellos bis kurz vor dem Rennen geheim halten.
»Ja, im Widder geboren, aber mit ihrer Mutter nach Santa Fina gebracht, wo die beiden sich jetzt befinden«, sagte Enrico.
Herzog Niccolò erinnerte sich an das schwarze Fohlen mit der Decke und fluchte verhalten. Er war dem Geheimnis bis auf wenige Zentimeter nahe gekommen und doch musste er sich von einem schmuddeligen, kleinen Schnüffler melden lassen, was vor seiner Nase gewesen war.
»Ihr müsst es nur sagen, Herr, und das geflügelte Pferd gehört Euch. Samt dem ganzen Glück, das es umgibt.«
»Und du bist sicher, dass es echt ist?«, fuhr der Herzog beharrlich fort. »Nicht irgendwelche Vogelflügel, die jemand auf ein junges Pferd geklebt hat?«
»Ich habe es gestern Nacht sogar fliegen gesehen. Immer um den Stallhof herum, als Roderigo dachte, dass keiner außer seinem getreuen Knecht Diego in der Nähe sei. Aber Diego ist mein Freund und ich hatte mich hinter ein paar Heuballen versteckt. Natürlich hatten sie es an einer langen Leine festgemacht, aber die könnte sich doch vielleicht in einem Baum verfangen und reißen? Dann wüssten sie nicht, wo das Fohlen abgeblieben wäre, oder? Sie würden nicht mal wissen, dass es gestohlen worden ist.«
Selbstverständlich war das Pferd echt. Niccolò hatte es im Grunde gewusst, auch wenn er die Geschichte des Spions in Frage gestellt hatte. Jeder, der irgendwie mit Remora zu tun hatte, kannte die Geschichte von den geflügelten Pferden.
Aber es verunsicherte den Herzog, zu erfahren, dass eines in seiner Zeit geboren war, in dem Bezirk, der die engste Verbindung mit Bellezza hatte. Er mochte es nicht, wenn Dinge passierten, die er nicht unter Kontrolle hatte. Aber es gab etwas, das er tun konnte, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. »Wie viel?«, fragte er.
»Du brauchst einen Talisman«, sagte Lucien.
Es war das erste Mal, dass er dieses Problem ansprach, und Georgia erkannte, was das bedeutete: Sie würden Falco tatsächlich mitnehmen in ihre Welt. Nein, korrigierte sie sich, in meine Welt. Falco hatte Recht gehabt, sich so auszudrücken; Lucien war inzwischen Talianer.
»Wie kann ich einen bekommen?«, fragte Falco, ohne auch nur zu wissen, was das Wort wirklich bedeutete.
»Georgia muss dir einen mitbringen«, sagte Lucien. »Es muss ein Gegenstand aus der anderen Welt sein, der von dort hierher gebracht wird. Wenn du dann für eine Stravaganza bereit bist, musst du ihn in den Händen halten und in Talia einschlafen und an den anderen Ort denken. Dann solltest du in Anglia aufwachen, in England, meine ich, im einundzwanzigsten Jahrhundert. Was dann allerdings mit dir geschieht, weiß allein die Göttin. Dafür ist dann wohl Georgia zuständig.«
Beide Jungen sahen sie an, als könne sie alle Probleme lösen. »Was soll der Talisman denn für ein Ding sein?«, fragte sie. »Meiner ist ein Pferd und du, Luciano, hast gesagt, deiner sei ein Notizbuch gewesen. Aber beides war aus Talia. Ich weiß gar nicht, nach was ich in England suchen soll.«
»Darf ich das Pferd mal sehen?«, fragte Falco.
Zögernd zog Georgia die kleine Figur des geflügelten Pferdes aus der Tasche und zeigte es ihm.
»Ein cavallo alato !«, rief er erregt aus. »So etwas gab es bei den Rasennern. Es ist einfach herrlich!«
Georgia und Lucien warfen sich
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