Stadt der Sterne strava2
ein paar Wochen wird der Platz mit Torf bedeckt und in eine Rennbahn verwandelt«, sagte Paolo. »Viele Pferde und Reiter proben dann im Mondschein und jeder Bezirk wird sich endgültig entscheiden, wer das Rennen bestreitet. Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch nicht viele Bezirke so sicher, wie wir es dieses Mal sind.« Stolz ließ er den Blick über seinen Sohn und Arcangelo gleiten.
»Das würde ich ja zu gerne anschauen«, sagte Georgia, dann schwieg sie verwirrt. Vater und Sohn sahen sie gleichermaßen mitleidig an. »Aber das geht ja nicht, oder? Ich kann mich ja nachts nicht in Remora aufhalten.«
»Aber es gibt andere Probeläufe, die du dir anschauen kannst«, sagte Cesare rasch. »Und beim Rennen selbst kannst du doch auch dabei sein, nicht?«
»Kommt darauf an, wann es stattfindet.« Georgia betrachtete Arcangelo und ihr fiel noch etwas ein. »Reitet ihr eigentlich ohne Sattel?«
»Ja«, bestätigte Cesare. »Wir haben Zaumzeug und Zügel, aber keinen Sattel.«
»Das Rennen geht auf unsere Vorfahren zurück, die Rasenner«, berichtete Paolo.
»Sie waren große Pferdenarren und Reitersleute und sind immer ohne Sattel ge
ritten.«
Dann entsprachen sie wohl tatsächlich den Etruskern, dachte Georgia. Laut sagte sie: »Ich bin noch nie ohne Sattel geritten, aber ich würde es gern mal versu
chen.«
»Komm doch heute Nachmittag mit«, sagte Cesare. »Ich reite Arcangelo heute zwar nicht mehr, aber wir haben viele andere Pferde.«
»Darf ich?« Georgias Augen leuchteten. Doch dann erinnerte sie sich an das Ver
sprechen, das sie Falco gegeben hatten. »Aber Luciano und ich müssen die Chi
mici besuchen, bevor ich heimkehre.«
»Es ist für beides Zeit«, sagte Cesare. »Sprich mit Luciano darüber. Er wird gleich hier sein; in der Kutsche dauert es länger als zu Pferd.«
»War er mit dir auf dem Übungsfeld?«, fragte Georgia. »Ich dachte, dass er sich nicht für Pferde interessiert.«
»Er und Dottore Crinamorte waren beide dort«, sagte Cesare.
Die Räder einer Kutsche ratterten über das Kopfsteinpflaster des Hofs.
»Sie sind da«, sagte Paolo. »Wenn man vom Teufel spricht…« Lucien sprang aus der Kutsche und half seinem Ziehvater heraus. Georgia fand, dass er besser aus
sah als beim letzten Mal. Seine Augen leuchteten und seine Haltung war wach
sam, als ob er auf ein Abenteuer warte.
Auch William Dethridge war erfüllt von dem Rennen. »Ah, was für ein Anblick!«, sagte er und schlug Paolo auf die Schulter. »Euer Sohn ist ein Mirakel – der reinste Zentaur.«
»Glaubst du, dass sie kommen?«, fragte Falco seinen Bruder zum fünfzehnten Mal.
»Sie haben es versprochen«, erwiderte Gaetano wie schon jedes Mal davor. Doch innerlich hoffte er, dass die jungen Stravaganti einen Weg finden würden, ihr Versprechen zu brechen. Er wusste, dass sie nicht versessen darauf waren, Falco bei seinem Plan zu helfen. Doch er selbst kam einfach nicht weiter mit seinem jüngeren Bruder; Falco war entschlossener, als es Gaetano je an ihm erlebt hat
te. Und die Zeit wurde allmählich knapp: Gaetano stand kurz vor seinem Besuch in Bellezza und er hatte schreckliche Angst, dass Falco die jungen Stravaganti überreden könnte, ihm in seiner Abwesenheit zu helfen.
»Selbst wenn sie kommen«, sagte er so liebevoll wie möglich, »musst du deinen Plan aufgeben. Er ist verrückt. Warum willst du das Leben, das du kennst, und alle, die dich lieben, aufgeben und in eine andere Welt reisen, in der du ein Fremder bist? Du weißt ja nicht mal genau, ob dir die Ärzte der Zukunft helfen können. Selbst Luciano und Georgia waren sich da nicht sicher.«
»Und was möchtest du?«, fragte Falco verbittert. »Dass ich hier bleibe und wie unser Onkel werde? Dann würde ich sicher Diener brauchen, die mich im Palast herumtragen, weil ich mindestens so dick werden würde wie er. Meine Krücken würden mich nicht mehr tragen.«
»Sicher können wir doch einen anderen Weg finden, um Vaters Pläne zu umge
hen?«, bat Gaetano. »Du könntest mit nach Bellezza kommen und dort mit mir und meiner Duchessa leben.«
»Wie ich gehört habe, gibt es in Bellezza keine Pferde«, sagte Falco mit zitternder Lippe.
»Aber es gibt mich«, sagte Gaetano und nahm seinen Bruder in den Arm. »Mich, der dich liebt und auf dich aufpasst. Wer würde das in der Welt der Stravaganti tun?«
»Aufpassen kann Georgia auf mich«, sagte Falco trotzig. »Ich mache es, Gaeta
no. Lass es mich nicht ohne deinen Segen durchführen.«
Gaetano hielt
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