Stadt der Sterne strava2
ihrem Wohlergehen.
Francesca war in roten Taft gekleidet, der leicht raschelte, wenn sie sprach. Gaetano hatte das Gefühl, einen tiefen Zug des roten bellezzanischen Weins genommen zu haben, dabei war sein Glas noch völlig unberührt.
»Wie ich sehe, genießt Ihr die Familienzusammenführung«, sagte eine wohlklingende, spöttische Stimme hinter ihm und mit Schrecken stellte Gaetano fest, dass er der Duchessa den Rücken zugekehrt hatte.
»Vergebt mir, Euer Gnaden«, sagte er, wandte sich seiner Gastgeberin rasch zu und wurde bis unter die Haarwurzeln rot. »Es hat mich in der Tat überrascht, meine Cousine hier anzutreffen – so sehr, dass mich meine Erziehung im Stich gelassen hat. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch gut?«
»So gut wie noch nie«, sagte die Duchessa und lächelte ihm voller Belustigung zu.
In dem Moment schoss Gaetano die erstaunliche Erkenntnis durch den Kopf, dass dieses schöne junge Mädchen über ihn und seine Jugendliebe Francesca nur allzu gut Bescheid wusste und dass man sie bewusst zusammengeführt hatte. Doch warum sollte man das tun? Um ihn auf die Probe zu stellen? Um ihm nahe zu legen aus Liebe zu heiraten? Er blickte an der Duchessa vorüber und merkte, dass Rodolfo ihn mit demselben amüsierten Ausdruck betrachtete. Diese beiden waren ein gefährliches Paar, da gab es keinen Zweifel.
Während des restlichen Banketts widmete sich Gaetano ganz seiner Gastgeberin, obwohl er das Rascheln an seiner rechten Seite und das Lachen Francescas, wenn sie sich kokett mit ihrem anderen Nachbarn unterhielt, stets wahrnahm.
Immer wieder machten sich seine Gedanken selbstständig: War Francesca verheiratet? Und wenn dem so war, wo war ihr Gatte? Gaetano war ziemlich sicher, dass es nicht der Herr an ihrer anderen Seite war, der ihm noch sehr jung vorkam. Er fand es auf jeden Fall sehr schwer, sich auf den eigentlichen Anlass seiner Reise zu konzentrieren.
Am nächsten Morgen war eine Privataudienz bei der Duchessa vorgesehen, bei der er förmlich um ihre Hand anhalten sollte. Beide wussten um den Grund seines Besuches und er fragte sich, wie die Sache wohl ausgehen würde. Wurde von ihm erwartet, dass er seine unsterbliche Liebe bekundete? Er konnte sich schon so richtig vorstellen, wie sie ihn prüfend ansehen würde. Und der Herzog, sein Vater, hatte ihm keinerlei Ratschläge erteilt, wie man um eine Dame freite.
Als sich die Duchessa aus ihrem Sessel erhob, stand der Rest der Gesellschaft ebenfalls auf. Sie ging voran in einen anderen Saal, wo bereits Musik gemacht wurde und kleine Gruppen von Stühlen um niedrige Tische aufgestellt waren. Sie bat Gaetano sie zu entschuldigen, während sie kurz mit dem Admiral der bellezzanischen Flotte reden musste, und er war für sich.
Francesca hatte sich an einem kleinen Tisch am anderen Ende des Saales niedergelassen und er merkte, wie es ihn dorthin zog. Es konnte doch niemand etwas dagegen haben, dass er sich zu seiner Cousine setzte? Vor allem, wo er doch hier sonst keine Menschenseele kannte.
»Was behauptest du da?«, sagte Ralph. »Russell hat irgendein Spielzeug von dir gestohlen? Ist das wirklich so schlimm?«
Georgia biss sich auf die Lippe. »Kein Spielzeug«, sagte sie, wobei sie versuchte ruhig zu bleiben. »Es ist eine kleine Figur aus einem Antiquitätenladen, auf die ich extra gespart hatte.«
»Es ist ja eigentlich egal, worum es sich handelt«, sagte Maura mit einer Lehrerinnenstimme. »Ralph, ich bin sicher, du stimmst mir zu, dass Russell das Eigentum anderer respektieren sollte.«
Es war Mittwochabend und sie saßen zu viert um den Küchentisch. Georgia hatte um ein Familientreffen gebeten und Maura hatte sofort erkannt, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Der Familienrat wurde nur äußerst selten einberufen und nur wenn eine wichtige Entscheidung gefällt werden musste.
»Wer sagt denn, dass ich das blöde Pferd genommen habe?«, sagte Russell aufsässig. »Wieso käme ich überhaupt dazu? Sie hat es wahrscheinlich einfach selbst verschlampt.« Ralph wechselte sofort die Seiten. »Georgia behauptet, dass du es genommen hast«, sagte er scharf. »Und sie meint, dass du das gemacht hast, um sie zu ärgern.« Russell zuckte mit den Achseln. Schlechter Schachzug.
Beide Eltern waren verärgert.
»Nun? Hast du es genommen?«
Russell schwieg sich aus. Georgia hielt den Atem an. Wenn Russell es abstritt, konnte sie dann verlangen, dass sein Zimmer durchsucht wurde? Würde Ralph da mitmachen? Er schien sie jetzt zu
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