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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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ich tun möchte. Wenn du es nicht vorgeschlagen hättest, hätte ich es.«
     
    Noch am selben Abend erkundigten sie sich nach den Formalitäten, und gleich am nächsten Morgen wurden sie auf einer Steinplattform am Seeufer getraut, als die ersten Strahlen der Sonne sich im stillen Wasser spiegelten.
     

 
10.
     
    Während sie mit den anderen Neuankömmlingen auf den Bänken der Grünfläche saßen, um auf die Einführungseinweisungen zu warten, wurde die Luft von schrillem Heulen von Flugzeugen zerrissen. Jon spürte, wie sein Nacken kribbelte, als das durchdringende Heulen immer lauter wurde. Alter saß wie erstarrt neben ihm. Jemand war aufgesprungen. Doch dann verlor das Heulen sich allmählich in der Ferne, und sie blickten einander verstört an.
    Der Mann, der aufgesprungen war, schüttelte den Kopf. »Jedesmal, wenn ich diese verdammten Flugzeuge höre, verkrampft sich mein Magen. Man weiß nie, wo sie als nächstes zuschlagen.« Er ließ sich wieder auf die Bank fallen. »Vielleicht sollte ich ihnen jedoch dankbar sein. Ich war in den Strafminen. Wenn sie sie nicht bombardiert hätten, wäre ich jetzt nicht hier. Aber trotzdem …«
    »Die Minen wurden bombardiert?« fragte Jon.
    »Ja, vor zwei Tagen.«
    »Weshalb waren Sie in den Minen?« erkundigte sich Alter.
    »Es ist keine schöne Geschichte«, murmelte der Mann. »Ich war dort, weil man mich erwischte, als ich tat, was ich tat.« Er lächelte, aber es war offensichtlich, daß er nicht darüber sprechen wollte.
    »Ich möchte nicht in Sie dringen«, versicherte ihm Jon, »aber es interessiert mich sehr, wie es jetzt dort zugeht, in den Minen, meine ich.«
    »Wie es dort zugeht? Wenn es einmal etwas zu trinken gibt, dann saufen wir zwei uns einen an, und ich erzähle es Ihnen. Aber nüchtern kann ich es nicht.«
    Jon war sich selbst nicht klar, was ihn zwang, weiterzusprechen. »Wissen Sie, ich kannte jemanden … Er war in den Minen, und ich – ich wollte gern wissen, was aus ihm geworden ist.«
    »Ich verstehe«, brummte der Mann. »Wenn er noch vor zwei Tagen dort war, dann …« Er zuckte die Schultern. »Die Bombe … Wer war es denn?«
    »Koshar.« Jon hatte in der Eile nach einem Namen gesucht, aber nur sein eigener war ihm eingefallen. »Kannten Sie Jon Koshar?«
    »Sie kannten Jon Koshar?« Überraschung sprach aus der Stimme des Mannes. »Das war der Junge, der vor Jahren schon ausbrach. Sie kannten ihn?«
    Jon nickte. »Was ist mit ihm?«
    »Er ist entkommen! « Das verwirrte Lächeln des Mannes schrie allein schon ohne Worte hinaus: Wissen Sie denn nicht, was das bedeutet? Nun erklärte er es. »Ich wurde etwa sechs Monate bevor der Koshar-Junge flüchtete, eingeliefert. Ich kannte ihn persönlich nicht, aber später sagten mir die anderen, daß er im Speiseraum nur zwei Tische entfernt von mir gesessen hatte. Doch ich erinnere mich nicht, wie er ausgesehen hat. Ich kannte einen der beiden anderen, die den Ausbruch mit ihm versuchten, aber getötet wurden, von Ansehen allerdings nur, gesprochen habe ich nie mit ihm. Später behaupteten viele Kumpel, daß sie etwas gewußt hatten. Ich nicht. Und vermutlich wollten sie sich nur wichtig damit machen. Ich erinnere mich allerdings genau, wie es geschehen ist. Meine Pritsche stand direkt am Fenster. Ich erwachte in jener Nacht, weil der Regen gegen die Scheiben klopfte. Plötzlich hörte ich die Wachen brüllen, dann heulte eine Sirene auf, und schließlich holte man uns ins Freie und schrie eine halbe Stunde im Regen auf uns ein. Inzwischen hatte es auch schon die Runde gemacht, daß drei zu fliehen versucht hatten. Die Wächter verrieten natürlich nichts, aber wir nahmen an, daß der Fluchtversuch erfolgreich gewesen sein mußte, sonst hätten sie nicht soviel Getue gemacht. Schließlich durften wir wieder in die Baracke. Ich verkroch mich frierend und mit Gras zwischen den Zehen unter der dünnen Decke. Am nächsten Morgen lagen zwei Tote im Schlamm direkt vor der Tür.
    Bald darauf ging das Gerücht um, daß drei den Fluchtversuch unternommen hatten. Einer war also vielleicht noch frei. Auch der Name machte die Runde. Jon Koshar hieß er. Aber ob er es wirklich geschafft hatte, wußte niemand.
    Zwei Wochen später kam es zu einem weiteren Fluchtversuch, aber die Burschen wurden geschnappt, bevor sie auch nur ein paar Schritt gemacht hatten. Ehe einer der Wächter einen k.o. schlug, brüllte er ihn an: ›Wo wolltest du eigentlich hin?‹ Da grinste der Bursche und antwortete: ›Ich wollte

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