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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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nur nach Koshar suchen!‹ Da hat es angefangen. Plötzlich redete jeder von Koshar. Alle möglichen Geschichten gingen um. Um dem ein Ende zu machen, erklärte man uns schließlich offiziell, daß Koshar tot war. Er sei durch die Strahlungsbarriere gedrungen und in dem verseuchten Gebiet elendiglich verreckt, deshalb konnte seine Leiche nicht geborgen werden.
    Diese offizielle Bekanntmachung hatte jedoch alles andere als die beabsichtigte Wirkung. Wir lachten darüber, und wir lachten die Wächter aus. Das war vor drei Jahren. Ja selbst noch, als die Minen bombardiert wurden und wir Todesangst ausstanden, lachten wir wenigen, die wir noch lebten, und sagten: ›Vielleicht finden wir jetzt heraus, was aus Koshar geworden ist.‹«
    Der Mann machte eine Pause. »Sie sehen also, was alles Sie in mir ausgelöst haben, als Sie nach Koshar fragten.« Er kratzte sich unter der Uniformjacke. »Was wußten denn Sie über Koshar?«
    Jon fragte sich, ob seine Verwirrung und sein erstaunter Stolz dem anderen aufgefallen waren. »Nur, daß er entkommen ist – auch aus der Strahlungsbarriere.«
    »Es gelang ihm, nach Toron zurückzukehren?«
    »Dort habe ich ihn – getroffen.«
    »Was war er …« Der Mann hielt freudig erregt inne. »Ich weiß gar nicht, ob ich es wirklich wissen möchte. Aber es ging ihm gut, ja?«
    Jon nickte.
    »Großartig! Vielleicht kommt er eines Tages in die Stadt der tausend Sonnen, dann kann ich ihn selbst kennenlernen.« Er blickte auf die Häuser. »Hier wäre der richtige Platz für ihn. Bedeutet er Ihnen etwas? Wir kannten ihn nicht. Sie schon.« Er seufzte, dann lachte er. »Ich muß eine Weile darüber nachdenken.«
    »Ich ebenfalls«, murmelte Jon und drehte sich um.
    Als sie zur anderen Seite der Grünfläche spaziert waren, fragte ihn Alter: »Woran denkst du jetzt?«
    Er blickte auf die Grashalme, die seine neuen Sandalen niederdrückten. »Ich erinnere mich an meine Zeit im Straflager und an etwas, was mir gestern abend durch den Kopf ging.«
    »Und was war das?«
    »Ich fragte mich, ob irgend etwas – meine Versuche, weiterzukommen, meine akrobatischen Übungen, überhaupt alles – auch nur das geringste bedeutet? Als wir den Dissis im Zirkus entkamen, glaubte ich, daß Disziplin das einzige sei, das wichtig ist. Nachdem wir dann erfahren hatten, daß die Herzogin tot ist und wir umsonst hierhergekommen sind, daß unsere Aufgabe zwecklos ist, dachte ich, daß nichts mehr von Bedeutung ist – außer dir! Und jetzt …«
    Ein Neandertaler kam über den Rasen auf sie zu. »Hallo, Freunde«, grüßte er sie. »Ich werde euch wohl wiedersehen, wenn ich zurückkomme.«
    Jon und Alter blickten hoch.
    »Zuerst wollte ich hierbleiben, aber jetzt ziehe ich wohl doch weiter.«
    »Weshalb bleiben Sie nicht?« fragte Alter.
    »Ich habe es dem Interviewer erklärt. Ich habe noch allerhand bei meinen Leuten zu tun.«
    »Was denn?«
    Der Neandertaler gab Alter die Hand. »Ich heiße Lug. Und Sie?«
    »Alter. Und das ist mein Mann, Jon.«
    »Ich freue mich, Sie beide kennenzulernen. Was ich noch tun muß, möchten Sie wissen? Nun, viele meiner Leute sind noch nicht hier. Ich möchte sie all das lehren, was ich selbst gelernt habe. Vielleicht bringe ich sie sogar dazu, mit mir hierherzukommen und noch mehr zu lernen. Aber dazu muß ich erst zu ihnen zurück. Außerdem …« Er blickte zum Himmel hoch, »vielleicht kommen die verdammten Flugzeuge sogar hierher. Es ist wunderschön hier, aber möglicherweise gar nicht mehr so sicher.« Er ging weiter und rief noch einmal über die Schulter zurück. »Auf Wiedersehen – hier.«
    Nach einer Weile fragte Alter. »Willst du hierbleiben, Jon?«
    »Nein«, murmelte er. »Ich wollte dich heiraten, aber irgendwie verwechselte ich das mit Ruhe und Frieden – und all dem hier.« Er machte eine weitausholende Geste. »Wir wurden aus einer Welt gerissen und in diese versetzt. Aber die beiden Welten hängen zusammen, Alter. Darum ist auch diese hier nicht sicher. Kommst du mit und hilfst mir?«
    Sie nickte. »Aber wir kehren zurück, wenn wir es geschafft haben.«
     
    Eine Stunde später blickten sie hinunter auf den See.
    Jemand sagte: »Möchten Sie nicht eine kleine Erinnerung an hier mitnehmen?« Über ihnen, halb von Felsen verborgen, war der Mann, der sie in die Stadt gebracht hatte. Mit seiner guten Hand warf er ihnen die Münze zu. »Hängen Sie sie zu Ihren Muscheln an den Hals, junge Frau.« Ehe Alter die kleine Metallscheibe aufgehoben hatte, war der Mann

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