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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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und prüfte, ob die Leitung funktionierte. Sobald sie den vertrauten Wählton hörte, gab sie Gwens Handynummer ein. Der Anruf wurde gleich an den Nachrichtenservice weitergeleitet, was bedeutete, dass das Handy nicht eingeschaltet war.
    „Hallo, Gwen, ich bin’s, Avery. Ich habe Informationen. Rufen Sie mich an.“
    Sie legte den Hörer wieder auf. Und was nun? Das Gästehaus anrufen und den Anruf zu ihrem Zimmer durchstellen lassen? Es aus der Halle mit dem Münztelefon versuchen? Oder warten?
    Sie entschied sich zu warten. Zwischenzeitlich konnte sie Dr. Harris anrufen.
    Der Gerichtsmediziner meldete sich nach dem ersten Klingeln. „Dr. Harris? Ich bin es, Avery Chauvin.“
    „Miss Chauvin“, erwiderte er freundlich. „Wie geht es Ihnen?“ „Besser. Danke der Nachfrage.“
    „Es freut mich, von Ihnen zu hören. Was kann ich für Sie tun?“ „Ich arbeite an einer Story über den Mord an Sallie Waguespack.“
    „Sagten Sie Waguespack?“
    „Sagte ich.“
    „Mein Gott, das ist aber eine alte Geschichte.“
    „Ja, von 1988. Waren Sie damals der Gerichtsmediziner?“
    „Nein. Der Mord geschah während einer meiner Auszeiten. Ich glaube, Dr. Bill Badeaux war damals an meiner Stelle tätig.“
    „Wissen Sie zufälligerweise, wie ich ihn erreichen kann?“
    „Ich fürchte, das ist nicht möglich. Er ist verstorben.“
    Damit bleibt nur Buddy. Er ist der Letzte.
    „Wie bedauerlich“, erwiderte sie und zwang sich, normal zu sprechen. „Ist er erst kürzlich verstorben?“
    „Vor etwa einem Jahr, wie ich gerüchteweise hörte. Aber er war schon vor langer Zeit aus der Gegend weggezogen.“
    Vor etwa einem Jahr. Dann war er vielleicht der Erste.
    Ihr wurden die Knie weich, und sie setzte sich auf den nächsten Stuhl.
    „Miss Chauvin, alles okay mit Ihnen?“
    „Ja, natürlich.“ Avery räusperte sich. Sie hätte ihn gern gefragt, woran der Doktor gestorben war, wollte jedoch nicht seinen Argwohn wecken, zumal sie ihm noch eine Frage stellen musste. „Hat Buddy Stevens Kontakt zu Ihnen aufgenommen?“
    „Buddy? Nein. Sollte er?“
    „Er konnte den Autopsiebericht im Waguespack-Fall nicht finden. Deshalb wollte er Sie anrufen. Vielleicht ist es ihm entfallen.“
    „Die Autopsie wurde vermutlich in Baton Rouge gemacht, aber ich müsste natürlich eine Kopie haben. Ich suche die Kopie heraus und melde mich wieder.“
    „Könnten Sie das sofort erledigen, Dr. Harris? Tut mir Leid, dass ich so eine Landplage bin, aber mein Redakteur hat mir eine unmöglich kurze Frist für den Artikel gesetzt.“
    „Sofort leider nicht.“ Er schien es aufrichtig zu bedauern. „Ich bin gerade auf dem Weg ins Krankenhaus, und es wird eine Weile dauern, die Akte zu suchen.“
    „Ach so.“ Sie konnte ihre Enttäuschung kaum verhehlen.
    „Aber ich bin in ein paar Stunden zurück. Dann kümmere ich mich sofort darum. Welche Nummer soll ich wählen?“
    Damit sie den Anruf garantiert erhielt, gab sie ihm ihre Handynummer. „Danke, Dr. Harris, Sie waren mir eine große Hilfe.“
    Sie legte auf und wählte Hunter an. Er meldete sich sofort.
    „Ich bin es, Avery. 1988 war ein Dr. Bill Badeaux Gerichtsmediziner für den Bezirk West Feliciana. Er starb vor etwa einem Jahr.“
    „Mist! Woran ist er gestorben?“
    „Das habe ich nicht gefragt. Ich wollte nicht zu neugierig erscheinen. Aber ich denke mir, das ist nicht zu schwer herauszufinden. Ein Besuch drüben bei der Gazette …“
    „Das übernehme ich.“
    „Aber …“
    „Keine Widerrede. Du hast schon genug herumgeschnüffelt. Ich möchte nicht, dass du noch mehr Aufmerksamkeit auf dich
    lenkst.”
    „Du glaubst, ich habe Recht mit der Sieben, oder?“
    Sie hörte ein Rascheln am anderen Ende der Leitung, dann begann Sarah zu bellen. „Ich lasse es dich wissen“, erwiderte er. „Wo kann ich dich erreichen?“
    Sein Tonfall hatte sich verändert, war angespannt, ja fast zornig geworden. „Alles in Ordnung bei dir?“
    „Alles bestens.“
    Sarah spielte im Hintergrund verrückt. „Bist du allein?“ fragte sie besorgt.
    „Nicht ganz.“
    „Ich verstehe nicht, ich …“
    „Bleib, wo du bist. Ich rufe zurück.“
    „Aber …“
    „Versprich es mir!“
    Sie zögerte und versprach es.
    Im nächsten Moment war die Leitung tot.

46. KAPITEL
    Avery duschte und zog sich an. Danach machte sie ihr Bett, sortierte die Wäsche und warf eine Ladung Weißes in die Waschmaschine. Sie prüfte den Inhalt des Kühlschranks und rief am Laptop ihre E-Mails ab. Nachdem sie

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