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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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Kevin Gallagher, Trudy Pru…“
    „Deine Liste ist mir scheißegal!“ explodierte Hunter. „Damit bist du zu weit gegangen, Avery. Das ist bar jeder Vernunft!“
    Gekränkt wich sie einen Schritt zurück. „Das heißt doch nicht, dass dein Dad der Täter ist. Er könnte in Gefahr sein. Und wenn das so ist, müssen wir ihn warnen! Das ist dann doch die einzige Möglichkeit, Hunter.“
    Das ist blanker Mist. In dieser Stadt passiert nichts, ohne dass Dad davon weiß. Aber wer könnte besser eine Vertuschung orga nisieren als der Polizeichef? Wer könnte besser Morde als Unfälle tarnen als ein Mann des Gesetzes?
    Hunter streckte das Gesicht zur Decke, und seine Gedanken rasten. Noch einmal ließ er Revue passieren, was sie in Bezug auf den Waguespack-Mord und die anschließende Ermittlung diskutiert hatten.
    Aber warum nach all der Zeit? Hatte jemand gedroht, sie alle hochgehen zu lassen?
    Nein, es ergab keinen Sinn, dass sein Vater fünfzehn Jahre nach dem Vorfall alte Freunde umbrachte, damit sie schwiegen.
    Der Täter ist ein anderer. Dad ist in Gefahr.
    Er sah Avery an. „Was ist mit dem Gerichtsmediziner? Steht er auch auf deiner Liste?“
    „Dr. Harris? Nein, er steht nicht drauf.“ Sie vergewisserte sich kurz auf dem Stenoblock. „Dr. Harris ist seit achtundzwanzig Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, der Gerichtsmediziner des Bezirks.“
    „War er 1988 im Dienst?“
    „Ich weiß nicht. Wenn ja …“
    „Dann ist Dad nicht der Letzte.“

44. KAPITEL
    Gwen riss die Augen auf. Ihr Herz schlug heftig, als sie sich ruckartig aufsetzte. Sie hatte von ihrem Bruder geträumt. Er hatte versucht, sie zu warnen.
    Während die Nachwirkungen des Traumes allmählich abklangen, liefen ihr kalte Schauer über den Rücken.
    Hier stimmt etwas nicht.
    Sie ließ den Blick durch den dunklen Raum bis zum Fenster schweifen. Draußen regnete es. Plötzlich ein blendender Blitz.
    Gwen zuckte zusammen und musste dann über ihre Schreckhaftigkeit lachen. Sie blickte zum Nachttisch. Das Zifferblatt der Uhr, sonst ein ermutigendes Leuchten in der Nacht, war dunkel.
    Der Strom war ausgefallen.
    Sie stieg aus dem Bett, um ins Bad zu gehen.
    Und blieb stehen, als sie mit dem Fuß in etwas Nasses tappte. Verwirrt blickte sie zu Boden. Wie …
    Ein Luftzug strich um ihre Knöchel. Sie sah zum Fenster. Es war geschlossen und verriegelt.
    Das Badezimmerfenster. Es führt zum seitlichen Hof und zur großen Eiche.
    Ein weiterer Blitz erhellte den Raum. Sie senkte den Blick. Wasser. Eine deutliche Spur führte vom Bad zu ihrem Bett. Sie spähte über die Schulter zur halb offenen Badezimmertür und ins Dunkel dahinter.
    Da wartet jemand.
    Mit einem leisen Aufschrei wollte sie wegrennen, doch in diesem Augenblick stürmte jemand ins Zimmer und packte sie von hinten. Einen Arm um ihre Taille geschlungen, eine behandschuhte Hand fest über ihrem Mund, zerrte er sie rückwärts.
    Er hielt sie gegen seine Brust gepresst. Sie widersetzte sich, so gut es ging, trat aus und versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. Doch der Angreifer war zu stark. Er drückte ihr so fest auf Mund und Nase, dass sie kaum atmen konnte. Allmählich wurde ihr schwindelig, und vor ihren Augen tanzten Sterne.
    Er neigte den Kopf, und sein heißer Atem strich über ihr Ohr. Er trug eine Skimaske, die ihr die Wange kitzelte.
    „Du wurdest angeklagt, Gwen Lancaster, angeklagt und für schuldig befunden.“
    Die Sieben. Sie sind gekommen, mich fertig zu machen. Genau wie Tom.
    Panik raubte ihr die Denkfähigkeit und den Kampfwillen. Hatte Tom in den Augenblicken vor seinem Ende dasselbe empfunden? Hatte er an sie gedacht und an ihre Eltern, oder hatte ihn die Angst völlig betäubt?
    Gib nicht auf, Gwen! Bewahre einen kühlen Kopf!
    In diesem Moment war ihr, als hätte Tom mit ihr gesprochen. Der Klang seiner Stimme wirkte Wunder. Sie musste sich ihre Geistesgegenwart erhalten, so blieb ihr vielleicht eine Chance. Jeder machte Fehler, dieser Täter vielleicht auch. Dann musste sie handlungsfähig sein. Sie zwang sich zur Ruhe.
    „Wir haben dich gewarnt!“ zischte er. „Warum bist du nicht abgehauen? Warum musstest du noch andere mit hineinziehen? Jetzt ist es zu spät für dich.“
    Andere.
    Avery.
    Gwen glaubte, so etwas wie Bedauern in der Stimme gehört zu haben. Sie versuchte das zu nutzen, wollte sich entschuldigen und um eine letzte Chance bitten. Doch ihre Worte blieben ein klägliches Wimmern unter seiner Hand.
    „Es tut mir wirklich Leid“, raunte er und

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