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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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etwas, das mir entgangen ist.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Aber fass bitte nichts an. Und mach so wenig Schritte wie möglich.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Je weniger Leute durch einen Tatort rennen, desto besser.“ „Aber du hast gesagt, sie ist nicht … tot. Du hättest keinen Beweis …“
    Sie verstummte, als ihr bewusst wurde, dass er keines von beidem gesagt hatte.
    Ehe wir keine Leiche finden, nehmen wir an, dass sie lebt. Offenbar hatte er keine Leiche gefunden. Aber er hatte etwas anderes entdeckt.
    Avery betrat das Apartment und ließ den Blick durch den Raum gleiten. „Sie hat aufgeräumt. Bei meinem letzten Besuch war das Zimmer durchwühlt.“
    „Durchwühlt?“ wiederholte er mit gefurchter Stirn. „Wie viel hast du mir eigentlich verschwiegen?“
    Sie sah ihn an und kam sich töricht vor. „Eine Menge.“
    Matt presste die Lippen zusammen, verkniff sich aber einen Kommentar. Stattdessen deutete er in das Zimmer. „Sonst noch was?“
    Sorgfältig sah Avery sich um. Ein ungemachtes Bett, der Bademantel lag über dem Fußende. Die Jalousien waren geöffnet. Gwens Laufschuhe standen auf dem Boden neben dem Bett.
    Ihr Blick blieb auf etwas haften, das wie eine Pfütze aussah. „Der Boden ist feucht.“
    „Wie bitte?“
    „Schau nur.“
    Sie deutete auf die Stelle. Matt ging daneben in die Hocke, tauchte den Zeigefinger hinein und hielt ihn an die Nase. „Wasser.“ Er blickte zum Bad hinüber. „Da ist noch eine.“
    Insgesamt fanden sie drei Pfützen in einer Linie vom Bad zum Bett.
    „Was bedeutet das deiner Meinung nach?“ fragte sie.
    „Das weiß ich noch nicht.“ Er berührte ihren Arm. „Ich möchte, dass du dir das hier ansiehst.“
    Er führte sie ins Bad. An der weißen Holztür befand sich ein runder Blutfleck, von dem Spritzer ausgingen, vom unteren Rand sogar Tropfen.
    Avery starrte auf den Fleck, und plötzlich tanzten Sterne vor ihren Augen.
    „Das Blut ist trocken.“ Er beugte sich näher heran und prüfte den Fleck, ohne ihn zu berühren. „Da sind ein paar Haare“, stellte er leise fest. „Vielleicht auch etwas Gewebe.“
    „Ich fühle mich nicht besonders“, sagte sie leicht schwankend.
    Stützend hielt er sie am Arm fest. „Alles in Ordnung?“
    „Nein.“
    Matt führte sie in den Flur hinaus und wies sie an, sich zu setzen. Sie gehorchte, legte den Kopf auf die Knie und atmete tief durch die Nase ein und aus, bis sie sich stabil genug fühlte, den Kopf wieder zu heben.
    „Meine Nachricht ist weg.“
    „Du hast eine Nachricht hinterlassen?“
    „Ich habe sie unter der Tür durchgeschoben. Gegen Mittag.“ Erleichtert legte sie eine Hand an die Brust. „Wenn sie die Nachricht aufgehoben hat, lebt sie.“
    „Falls sie es war, die sie aufgehoben hat. Das kann auch jemand anders getan haben.“
    „Aber wer? Die Tür war verschlossen.“ Sie schüttelte den Kopf, da sie sich weigerte, sein Argument anzuerkennen. „Nein, Gwen hat sie genommen. Es muss so gewesen sein. Wer sonst soll hereingekommen sein?“
    „Avery …“ Matt ging vor ihr in die Hocke und ergriff fest ihre Hände. „Das Blut ist vollkommen trocken. Es klebt schon eine Weile dort.“
    „Ich verstehe nicht, was du …“ Sie verstummte, als es ihr klar wurde.
    „Tut mir Leid, Avery. Wirklich.“
    Sie legte wieder den Kopf auf die Knie.
    „Gwen könnte gestürzt sein“, tröstete er sie leise. „Hast du schon in den Krankenhäusern nachgefragt?“ Hoffnungsvoll blickte sie auf. „Nein.“
    „Dann mache ich das. Ich muss ein paar Leute anrufen, einschließlich Dad. Ich muss die Spurensicherung herbestellen und mit Laurie und ihrer Familie reden. Und auch mit den anderen Gästen. Aber zuerst sollten wir uns unterhalten.“
    „Unterhalten“, wiederholte sie schwach. „Jetzt?“
    „Es ist wichtig.“ Er rieb ihre Hände zwischen seinen. „Du musst mir alles erzählen. Schaffst du das?“
    Sie nickte. „Ich versuche es.“
    „Braves Mädchen. Also: Wie kam der Kontakt mit Gwen Lancaster zu Stande?“
    So rasch und präzise wie möglich erzählte sie von ihrer Bekanntschaft mit Gwen und deren Annahmen über die Existenz der Sieben. „Die Selbstmorde, die eigenartigen Unfalltode … ich habe ihr nicht geglaubt, bis ich in der Gazette nachgeforscht habe und die Todesannoncen sah. Da konnte ich es nicht mehr ignorieren. Außerdem glaubte Gwen, dass mein Vater ermordet wurde.“
    „Und das glaubst du auch?“
    Sie verschränkte die Finger ineinander. „Ich konnte

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