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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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war jung und hübsch und hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Ihre Killer waren voll mit Drogen. So eine Tat ist nicht leicht zu verdauen.“
    „Warum wurde sie umgebracht, Buddy?“
    „Wir wissen es nicht. Wir vermuteten Raub als Motiv, aber …“
    „Aber?“ drängte sie.
    „Wie gesagt, sie war jung und hübsch und wild. Alle waren in derselben Clique, tummelten sich in denselben Lokalen. Die Pruitt-Brüder kannten sie gut. Vielleicht war einer – oder auch beide – in sie verknallt. Möglicherweise haben sie sich gestritten, und sie ist dazwischengegangen. Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass die Beweise gegen die Jungs hieb- und stichfest waren.“
    Avery erwiderte nichts, sondern dachte eine Weile darüber nach, in welcher Beziehung ihr Vater zu alledem gestanden haben konnte. „Was geschah dann, Buddy?“
    „Wir schlossen die Akten.“
    „Nicht das. Ich meine, was geschah mit der Stadt und der Kriminalitätsrate?“
    „Allmählich beruhigten sich die Gemüter, das ist immer so. Etwas Gutes bewirkte Sallies Tod immerhin. Die Leute nahmen ihre Lebensqualität nicht mehr als selbstverständlich hin. Sie erkannten, dass Sicherheit und Gemeinsinn erarbeitet werden müssen. Man kümmerte sich wieder mehr umeinander. Es bildeten sich Hilfsgruppen für Bedürftige. In den Schulen wurde vor Drogen gewarnt, und es gab Sexualkundeunterricht. Es wurden Beratungsgruppen für die geschaffen, die Hilfe brauchten. Wir begannen, Menschen in Lebenskrisen zu helfen, anstatt sie auszugrenzen. Die Bürger stimmten dafür, mein Budget zu erhöhen, ich schickte mehr Officer auf die Straße, und die Kriminalitätsrate sank.“
    „Als ich in die Stadt fuhr, war mein erster Gedanke, wie wenig Cypress Springs sich doch verändert hat.“
    „Das hat viel Anstrengung gekostet.“ Er lächelte. „Kannst du dir vorstellen, dass unsere Haupteinnahmequelle heute der Tourismus ist? Tagesausflügler und viele Leute auf dem Weg nach und von St. Francisville machen hier Halt, um sich unsere schöne alte Stadt anzusehen.“
    Sie fragte sich, ob in seinem Ton nicht ein Hauch Zynismus mitgeschwungen hatte. „Was wurde aus der Konservenfabrik?“
    „Brannte vor einigen Jahren ab. Old Dixie steckte in finanziellen Schwierigkeiten und baute sie nicht wieder auf. Ohne Arbeitsmöglichkeiten zogen alle, die sonst keine Bindung an Cypress Springs hatten, wieder fort. Falls du eine Wohnung suchst, es gibt genügend.“
    Avery lächelte. „Ich werde daran denken.“
    „Old Dixie ging letztes Jahr Pleite. Die ausgebrannte Fabrik ist zu verkaufen. Doch ich wüsste nicht, wer sie kaufen sollte. Sie ist eine Beleidigung für Augen und Nase, und das meine ich wörtlich.“
    Fragend zog Avery eine Braue hoch, und er lachte freudlos. „Wart’s nur ab. Du bist noch nicht lange genug hier, um zu wissen, wovon ich spreche. Wenn die Bedingungen stimmen, hohe Luftfeuchtigkeit, hohe Temperaturen und frischer Wind aus Süden, verpestet der saure Geruch der Fabrik die ganze Stadt. Die Leute schließen die Fenster und bleiben im Haus. Trotzdem ist der schreckliche Gestank überall.“
    „Eine ständige Erinnerung.“ Avery rümpfte die Nase. „Hat die Stadt einen Regressanspruch?“
    „Nein. Die Gesellschaft fällt unter Kapitel 7.“ Er beugte sich vor. „Man kann einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen. Der Versuch ist sinnlos.“
    Avery schwieg einen Moment und wiederholte ihre Anfangsfrage. „Warum hat Dad diese Artikel all die Jahre aufbewahrt, Buddy?“
    „Ich weiß es wirklich nicht, kleines Mädchen.“ „Störe ich?“ fragte Matt von der Tür aus. „Was tust du hier, mein Sohn?“
    „Brauche ich einen Grund, meinen alten Herrn aufzusuchen?“
    „Natürlich nicht.“ Buddy sah auf seine Uhr. „Aber Mittag ist vorbei. Es ist also mitten in deiner Arbeitszeit.“
    Matt sah zu Avery. „Verstehst du jetzt, warum ich lieber beim Sheriff arbeite als bei der Stadtpolizei von Cypress Springs? Er säße mir den ganzen Tag im Nacken.“
    Buddy schnaubte. „Dir muss niemand im Nacken sitzen, und das weißt du auch. Du liebst deinen Job.“ Er drohte ihm mit dem Finger. „Um die Wahrheit zu sagen, ich hätte nicht gewollt, dass er für mich arbeitet, sonst hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt.“
    „Faule Socke.“ Matt kam herein, blieb hinter Averys Sessel stehen und sah seinen Vater an. „Ist bei dir letzte Woche eine Vermisstenanzeige eingegangen, die eine junge Frau abgegeben hat?“
    Buddy merkte auf. „Ja, was ist

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