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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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gegessen hat. Belle von der ,Dairy Barn’ erzählte mir, Jeanette sei jeden Tag gekommen, manchmal sogar zweimal, und hat einen doppelten Karamellbecher verputzt.“
    Ein Lächeln zuckte um Averys Mund. Arme Jeanette. Kleinstadtleben war Leben in einem Fischglas.
    Avery lenkte die Unterhaltung auf andere Themen. „Ich habe heute erst erfahren, dass Sal tot ist. Ich war völlig schockiert. Dad wusste, wie ich zu Sal stand. Es wundert mich, dass er mir nichts gesagt hat.“
    Lilah wollte etwas erwidern, hielt dann aber inne und setzte neu an. „Dieses Jahr“, begann sie mühsam, zu Tränen gerührt, „es war schwierig. So viele … unserer Freunde sind nicht mehr da.“
    Avery ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Zart und zerbrechlich fühlte Lilah sich an. „Es tut mir so Leid. Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen.“
    „Das hast du schon, mein Liebes, indem du gekommen bist.“
    Sie plauderten noch ein wenig, bis Lilah andeutete, sie müsse sich ausruhen. Sie standen beide auf, und Avery merkte besorgt, dass die ältere Frau nicht ganz sicher auf den Beinen war. Merkwürdig, denn vor zwei Wochen hatte sie noch völlig gesund und kräftig gewirkt.
    Als sie das Foyer erreichten, küsste Lilah Avery auf die Wange. „Komm bald mal wieder vorbei.“
    „Mache ich. Und gute Besserung, Lilah.“
    Avery sah ihr nach, wie sie die Treppe hinaufstieg, sich am Geländer festhielt und es regelrecht als Stütze benutzte. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Auswirkungen einer saisonalen Allergie so dramatisch waren. Allerdings fehlten ihr Vergleichsmöglichkeiten, da sie zu den Glücklichen zählte, die nicht unter Allergien litten.
    Hunter hatte behauptet, seine Mutter sei von Schmerztabletten und Alkohol abhängig. Der Missbrauch beider Drogen hatte zweifellos gravierende Auswirkungen auf die physische und psychische Stabilität eines Menschen. War es das, worunter Lilah wirklich litt?
    Zu ihrer Linken erschien Cherry in der Tür zum Arbeitszimmer. „Geht Mutter nach oben, um sich hinzulegen?“
    „Mm.“ Avery blickte besorgt zu ihr hin. „Ist wirklich alles in Ordnung mit ihr?“
    „Natürlich. Warum fragst du?“
    „Ich mache mir Sorgen. Vor zwei Wochen wirkte sie noch kräftiger.“
    „Ihre Allergieausbrüche sind halt so“, erklärte Cherry achselzuckend. „Mom erholt sich nicht mehr so gut wie früher.“
    Avery ließ den Blick an Cherry hinabwandern und entdeckte einen Revolver in ihrer Hand. Sie hob den Blick wieder. „Ich möchte nicht neugierig sein, aber warum …“
    „Die Waffe? Ich bin auf dem Weg zum Schießstand.“
    „Zum Schießstand?“ wiederholte sie erstaunt. Die Mädchen im ländlichen Louisiana wuchsen zwar mit der Jagd auf, aber trotzdem wussten die meisten nicht mit einer Waffe umzugehen. „Du machst Schießübungen?“
    „Soll das ein Witz sein? Mit Matt und Dad als Vorbildern? Wie steht’s mit dir?“
    „Ich bin eine waschechte Pazifistin.“
    „Möchtest du trotzdem mitkommen?“
    Avery folgte ihr ins Arbeitszimmer ihres Vaters. Sein Waffenschrank stand offen und enthielt nicht weniger als ein Dutzend Handwaffen und Gewehre. Cherry nahm sich eine Kiste Munition und verschloss den Schrank. Sie ließ den Schlüssel in die Tasche gleiten, legte den Revolver in seinen Kasten und drückte ihn zu.
    „Fertig?“
    Sie nickte, und sie verließen zusammen das Haus. Avery folgte ihr im eigenen Wagen. Der Schießstand war nicht mehr als ein abgeerntetes Feld, zehn Meilen außerhalb der Stadt, nicht weit von der alten Konservenfabrik entfernt.
    Am Rande des Feldes standen ein verfallener Hühnerstall und drei Strohballen, in einer Reihe mit jeweils sechs Metern Zwischenraum aufgestellt. Das Land wirkte vernachlässigt und überwuchert.
    Sie stiegen aus. „Das ist ein Teil der alten Weiners-Farm, oder?“ fragte Avery.
    „Ja. Sie haben alles an Old Dixie Food verkauft und sind nach Jackson gezogen.“
    Avery zog die Nase kraus. „Was ist das für ein Gestank?“
    „Die Konservenfabrik. Der Wind steht heute ungünstig.“ Cherry holte die Waffe aus dem Kasten und begann sie zu laden. „Warte eine Minute, man gewöhnt sich an den Gestank.“
    Avery konnte es kaum glauben. „Was ist das für eine Waffe?“
    „Eine Ruger, 357 mm Magnum mit einem 6 Inch Lauf.“
    „Die Waffe von Dirty Harry, richtig? Aus dem Film, meine ich.“
    „Fast richtig. Detective Harry Callahan hatte eine 44er Magnum.“ Sie lachte. „Nicht mal ich brauche so viel Feuerkraft.“
    Avery sah, dass

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