Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Ich fürchte, ich habe nicht genug Zeit, um ihn auszutrinken. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich will Sie nicht länger vom Packen Ihrer Sachen abhalten.«
»Karens Sachen«, verbesserte er sie. »Sie zieht aus, nicht ich.«
Er stand auf der Türschwelle, um ihr hinterherzuwinken. Jess stieg in den Wagen. Sie fuhr bis zum Ende der Straße und bog um die Ecke, wo sie an den Straßenrand lenkte und anhielt. Für einige Minuten saß sie einfach nur da, in Gedanken versunken.
Ich bin begriffsstutzig …, hatte Ferris keine zehn Minuten zuvor zu ihr gesagt. Doch er war nicht begriffsstutzig, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, er war scharfsinnig und hatte keinerlei Skrupel, seinem verstorbenen Mandanten Lucas Burton ganz sanft ein Messer in den Rücken zu schieben. Lucas hätte sie loswerden können, ohne ihr den Hals umzudrehen. Er hätte sie ausbezahlt … Ich könnte verstehen, wenn Lucas ein Auge auf sie geworfen hätte … Ha! Ein sehr geschicktes Ablenkungsmanöver, Mr. Ferris. Du wusstest, dass die Tote im Foot to the Ground gearbeitet hat; das ist inzwischen allgemein bekannt. Dir muss also klar gewesen sein, dass Eva Zelená unter den Personen auf dem Bild ist, das ich dir gezeigt habe.
»Welche ist es?«, hatte er Jess gefragt, als er sich das Photo zum zweiten Mal hatte zeigen lassen. Jess hatte nicht geantwortet oder auf Eva gezeigt. Trotzdem hatte Ferris »Ich kenne sie trotzdem nicht« gesagt.
Es war vielleicht nur ein Versprecher. Vielleicht hatte er sagen wollen, dass er keins der beiden Mädchen kannte. Doch so war es nicht gemeint gewesen, wie die nächsten Worte gezeigt hatten. »Ich kenne sie trotzdem nicht. Hübsches Mädchen, wirklich. Ich könnte verstehen, wenn Lucas ein Auge auf sie geworfen hätte.«
Was nur eines bedeuten konnte: Ferris wusste, wer die tote Eva war.
Jess trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Vergangenen Donnerstag war Ferris zusammen mit Penny Gower im Hart . Jess und Tom hatten die beiden dort gesehen. Am selben Tag, jedoch früher, war Jess beim Reitstall gewesen und hatte die Vergrößerung Penny und Eli Smith gezeigt. Penny musste Ferris von ihrem Besuch erzählt haben. Ferris wusste, dass Jess ein Photo herumzeigte. War er am Sonntagmorgen aus Neugier zum Foot to the Ground gefahren, um sich einen der Prospekte zu holen und selbst einen Blick auf das Bild zu werfen? Oder weil er nervös war, dass die Polizei ein gutes Photo von Eva Zelená in Händen hielt – ein Photo, das sie mit ziemlicher Sicherheit veröffentlichen würde? Er hatte einen guten Zeitpunkt gewählt für seinen Besuch im Foot to the Ground – Sonntag herrschte Hochbetrieb dort, es gab viele Wochenendgäste neben den Einheimischen, und er als Fremder war nicht weiter aufgefallen in der Menge.
Jess stieg aus dem Wagen, sperrte ihn ab und kehrte zu Fuß zum Haus von Ferris zurück. Sie näherte sich vorsichtig, für den Fall, dass er draußen bei den Kartons war, doch er war nirgends zu sehen. Sie schob sich an den Kartons vorbei zu dem halb geöffneten Garagentor, in der Hoffnung, dass keiner der Nachbarn sie beobachtete und herbeigerannt kam, um Ferris zu alarmieren oder sie zu fragen, was sie vorhatte. Sie bückte sich, um einen Blick ins Innere zu werfen, doch es war zu dunkel. Behutsam, damit es nicht quietschte, schob sie das Rolltor hoch.
In der Garage standen zwei Fahrzeuge. Eines war Ferris’ dunkelblauer Passat. Diesen Wagen hatte sie gesehen, als sie zum ersten Mal bei Penny Gowers Reitstall gewesen war. Der andere Wagen war ein kleiner silberner Citroën Saxo. Er musste Ferris’ Frau gehören.
Ferris war in der Tat alles andere als begriffsstutzig. Er war clever genug, nicht seinen eigenen Wagen zu benutzen, wenn er mit seiner tschechischen Freundin unterwegs gewesen war. Stattdessen hatte er den Wagen seiner Frau genommen, und nur durch einen glücklichen Zufall hatte der von Liebeskummer gequälte David Jones ihn gesehen, mit Eva darin. Doch David hatte den Fahrer nicht gesehen von seinem Versteck hinter der Hecke, zum Glück für Andrew Ferris, sonst hätte er ihn vielleicht wiedererkannt, weil er ihn im Foot to the Ground schon einmal bedient hatte. Und obwohl Ferris Eva nie im Pub abgeholt oder sie vor der Tür abgesetzt hatte, war er am Sonntag das Risiko eingegangen, das Pub zu betreten. Natürlich hatte er nicht gewusst, dass er beobachtet worden war, als er Eva abgeholt hatte. Trotzdem war es ein Risiko gewesen, das er bestimmt nicht eingegangen wäre, hätten ihn die
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