Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
auch noch Eli«, sagte Penny plötzlich. »Er kann Dinge reparieren. Schweißen. Er ist außerdem mein Vermieter, und offen gestanden, ich zahle eine lächerlich geringe Miete für mein Cottage. Sie haben Eli schon kennen gelernt? Oh, was für eine törichte Frage. Natürlich haben Sie schon mit ihm geredet.«
»Falls Sie Eli Smith meinen, ja. Er war derjenige, der … der das Opfer gefunden hat.« Jess hätte »die Tote« sagen können, doch manche Zeugen wurden ganz eigenartig, wenn sie dieses Wort hörten. Auch wenn Penny Gower und Andrew Ferris vermutlich aus härterem Stoff gemacht waren.
Penny beugte sich über den Tisch nach vorn. »Eli ist sehr hilfsbereit«, sagte sie mit Nachdruck. »Er ist ein wenig exzentrisch, aber das kommt daher …« Sie zögerte.
»Ja?«
Sie sah Jess verlegen an, dann zuckte sie mit den Schultern. »Sie werden es ohnehin erfahren, schätze ich. Die Smiths haben früher zusammen auf der Cricket Farm gelebt. Vor vielen Jahren, meine ich. Die Eltern und die beiden Brüder Eli und Nathan. Ich weiß nicht, welcher von beiden der ältere war. Eines Tages hat Nathan aus Gründen, die niemals ans Licht gekommen sind, seine beiden Eltern mit einer Schrotflinte erschossen. Er wurde verhaftet, doch während er auf seine Verhandlung wartete, ist es ihm gelungen, sich in seiner Zelle zu erhängen. Eli vernagelte das Haus und überließ die Farm sich selbst. Er ist nie wieder zurückgekehrt, um dort zu wohnen. Er benutzt den Hof als Lager, aber das ist alles.«
»Er hat uns von seinem Schrotthandel erzählt«, sagte Jess nachdenklich. Sie hatte Phil Morton gebeten, Eli Smith in der nationalen Polizeidatenbank nachzuschlagen. Das war es, was er finden würde. Kein Wunder, dass Eli Smith nervös auf die Anwesenheit der Polizei auf der Cricket Farm reagierte.
»Andy und ich fühlen uns ein wenig schuldig«, sagte Penny Gower unerwartet mit einem Blick zu Ferris zur Bestätigung.
Ferris starrte sie verblüfft an, doch dann nickte er loyal.
»Tatsächlich?«, fragte Jess. Sie wartete.
»Weil es unsere Schuld ist, oder besser gesagt, meine Schuld, dass der arme Eli dieses schreckliche Erlebnis hatte. Eine weitere Tote auf der Farm zu finden, meine ich. Verstehen Sie, es war Eli, der seine toten Eltern gefunden hat damals und seinen Bruder. Es heißt, Nathan hätte am Küchentisch gesessen und auf ihn gewartet. Einfach so, als wäre nichts gewesen. Ich glaube, Eli war auf dem Markt, als es passiert ist. Er kam in die Küche, und da lag das Gewehr vor Nathan auf dem Tisch, und alles war voller Blut. Können Sie sich vorstellen, wie das für Eli gewesen sein muss? Nichts ahnend nach Hause zu kommen und einen solch grauenvollen Anblick vorzufinden?« Penny erschauerte. »Und jetzt hat er all das schon wieder durchmachen müssen. Ahnungslos über eine Leiche stolpern …«
»Nathan muss durchgedreht sein«, sagte Ferris. »Ich begreife nicht, warum sie nicht auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert haben. Der arme Kerl hat sich in seiner Zelle aufgehängt.«
Und das hat wahrscheinlich eine Menge Aufruhr verursacht und eine offizielle Untersuchung, dachte Jess. Nathan Smith hätte wegen Selbstmordgefahr rund um die Uhr unter Beobachtung stehen müssen. Es hätte gar nicht möglich sein dürfen, dass er sich das Leben nahm.
»Ich frage mich, warum Nathan nicht seinen Bruder ebenfalls über den Haufen geschossen hat mit dieser Flinte«, sinnierte Ferris. »Er muss mehr als genug Zeit zum Nachladen gehabt haben.«
»Warum ist es Ihre Schuld, dass Eli Smith den Leichnam gefunden hat?«, fragte Jess an Penny gewandt. So spannend diese Schilderung einer lange zurückliegenden grausigen Tat auch sein mochte, sie war hier, um ein jüngeres Verbrechen aufzuklären. Selbstverständlich mussten sie auch die alten Morde untersuchen. Drei Leichen auf einer einzigen Farm …
Ferris und Penny Gower hatten unterdessen gleichzeitig angefangen zu reden, begierig, ihre Geschichte zu erzählen. Jess fragte sich, ob sie sich abgesprochen hatten.
»Nein, es ist überhaupt nicht deine Schuld!«, widersprach Ferris indigniert. »Ehrlich, Pen, du musst dir abgewöhnen, dich andauernd wegen anderer Leute zu sorgen. Es war Elis Grund und Boden, wer sonst hätte die Tote finden sollen?«
»Natürlich ist es meine Schuld!«, beharrte sie. »Ich hab den Wagen gesehen!«
Sie stritten, bis Jess sie zur Ordnung rief. Sie hatte das Gefühl, vor einer gleichermaßen begeisterten wie undisziplinierten Schulklasse zu stehen.
»Ja,
Weitere Kostenlose Bücher