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Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things

Titel: Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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kräftig. Es erinnerte an ein Fass auf vier viel zu kurzen Beinen und erweckte außerdem den Eindruck, als könne es jeden Moment scheuen – und die zerbrechliche Gestalt im Sattel sah aus, als wisse sie das nur zu gut.
    Selina Foscott sah Jess näher kommen und bellte: »Halt!«
    Im ersten Moment glaubte Jess, der Befehl habe ihr gegolten, doch Charlie zügelte das Pony augenblicklich, und Jess merkte, dass sie nicht gemeint gewesen war. Das Pony senkte den Kopf und begann an den vereinzelten Grasbüscheln zu rupfen, die im zertrampelten Erdreich wuchsen. Die Reiterin saß hoch im Sattel und starrte zu Jess hinüber. Sie hatte den gleichen arroganten Gesichtsausdruck wie ihre Mutter. Jess hatte zunächst Mitleid für die Tochter von Selina Foscott empfunden, doch das änderte sich nun.
    »Ah«, sagte Selina Foscott und stapfte durch das lehmige Erdreich in Richtung Gatter. »Sie wollen mit mir reden, nehme ich an?«
    »Wenn Sie ein paar Minuten erübrigen könnten, Mrs. Foscott?« Sie machte nicht den Eindruck, als wolle sie sich sperren. Im Gegenteil, sie schien geradezu darauf erpicht zu reden. Ob sie etwas Interessantes beizusteuern hatte, war eine andere Frage. Im Allgemeinen waren es die redseligen Zeugen, die sich als die größte Zeitverschwendung entpuppten.
    »Wissen Sie, wer sie ist?«, fragte Mrs. Foscott.
    Jess nahm an, dass die Tote gemeint war. »Noch nicht. Penny Gower hat erwähnt, dass Sie vergangene Woche jeden Tag hier waren. Ist das richtig?«
    »Wir haben keine Zeit zu verschwenden. Eine Pferdeschau steht vor der Tür. Sultan muss fit sein bis dahin. Beim letzten Mal hat er die blaue Rosette gewonnen in seiner Klasse, wissen Sie?«
    »Oh, tatsächlich? Sehr gut.« Nichts auf der Welt konnte ihr gleichgültiger sein. Wie viele Reiter mochten in dieser Klasse angetreten sein? Jess atmete tief durch und lenkte das Gespräch zurück auf das Thema.
    »Auf dem Weg hierher kommen Sie an der Cricket Farm vorbei?«
    Mrs. Foscott nickte. »Ich kann nicht sagen, dass ich der alten Farm große Beachtung schenke. Ich versuche sie zu ignorieren, verstehen Sie? Es ist ein richtiger Schandfleck. Sie macht einen verlassenen Eindruck. Manchmal sehe ich Eli Smith oder seinen Laster auf dem Hof.«
    »Haben Sie ihn am Freitag gesehen?«
    »Nein. Falls er dort war und die Leiche gefunden hat, dann muss das später gewesen sein, nachdem ich wieder nach Hause gefahren war. Wir hätten fast einen Unfall gehabt, kaum dass wir im Wagen saßen!« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich wollte vom Stall auf die Straße einbiegen, als ein großer silberner Mercedes wie ein Irrer den Hügel heruntergerast kam und mich fast gerammt hätte! Ich musste eine Vollbremsung machen! Diese Spinner denken, weil es eine Landstraße ist und nicht viel Verkehr herrscht, könnten sie rasen wie die Irren! Aber die Straße ist sehr schmal, und rechts und links gibt es auch kaum Platz.«
    »Um welche Uhrzeit war das, Mrs. Foscott?«
    »Oh, gegen vier oder kurz danach, schätze ich. Es hatte angefangen zu regnen. Ich war kurz im Büro«, sie winkte in Richtung der Ställe, »um Bescheid zu sagen, dass ich Sultan wieder in seine Box gestellt hatte. Charlie hat das Sattelzeug abgeladen, und dann wollten wir nach Hause fahren.« Sie blickte finster drein. »Ich hielt an der Einmündung an, sah in beide Richtungen, und als nichts zu sehen war, wollte ich auf die Straße abbiegen, und, wie ich bereits sagte, plötzlich kam dieser Irre den Berg heruntergeschossen. Der Idiot hätte mir fast die Stoßstange abgefahren! Charlie hat vor Schreck geschrien. Sie dachte, es wäre vorbei, und im ersten Moment dachte ich das auch!« Mrs. Foscott sah Jess nachdenklich an. »Wenn ich seine Nummer gesehen hätte, hätte ich ihn ganz bestimmt angezeigt, das können Sie mir glauben.«
    Jess fragte sich, ob Mrs. Foscott vielleicht dachte, dass Kriminalbeamte auch als Verkehrspolizisten fungierten. Ihr wurde bewusst, dass die detaillierte Schilderung dazu gedacht war klarzumachen, dass der Beinaheunfall nicht Selinas Schuld war. Penny Gower war nur kurze Zeit vorher an einem verdächtigen Wagen von ähnlichem Aussehen vorbeigekommen, sinnierte Jess. Sie hatte mit Andrew Ferris darüber gesprochen, und er hatte Eli Smith angerufen. Der Mercedes, mit dem Mrs. Foscott beinahe zusammengestoßen wäre, war etwa zwanzig Minuten später am Reitstall vorbeigekommen. Das bedeutete, dass der Fahrer die Stelle, wo Penny ihn hatte stehen sehen, nicht augenblicklich verlassen hatte.

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