Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Warum? Weil er sicher sein wollte, dass er Penny nicht unterwegs überholte? Oder hatte er etwas anderes gemacht? Jemanden angerufen? Oder versucht, sich zu säubern? Der Hof der Cricket Farm war sehr schmutzig.
»Hören Sie, Inspector«, sagte Selina Foscott unvermittelt, indem sie wieder in die herrische Art verfiel, die ihr eigen war. »Wie ist dieses Mädchen überhaupt gestorben?«
»Ich fürchte, diese Informationen sind noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben, Mrs. Foscott«, entgegnete Jess. »Offen gestanden wissen wir es selbst noch nicht. Wir müssen das Ergebnis der Obduktion abwarten. Wir müssen sicher sein, was diese Dinge angeht, das verstehen Sie doch sicher?«
»Selbstverständlich!«, schnappte die andere Frau. »Ich bin keine Idiotin! Was ich wissen will, ist: Wurde sie erschossen?«
»Oh.« Jess war verblüfft. »Soweit wir wissen, nicht, nein. Aber wie ich Ihnen bereits sagte, die Obduktion wird sicherlich …«
Sie durfte nicht ausreden. »Oh. Na dann«, sagte Selina befriedigt. »Der alte Eli Smith hatte nichts damit zu tun, so viel steht fest.« Sie fixierte Jess mit einem drohenden Blick. »Wenn der alte Eli jemanden hätte töten wollen, aus irgendeinem Grund, beispielsweise, weil das Mädchen auf seiner Farm herumgeschnüffelt hat, dann hätte er sie mit einer Schrotflinte in Stücke geschossen.«
»Wieso?«, fragte Jess ratlos.
Mrs. Foscott starrte sie in grimmiger Befriedigung an, weil sie dem Inspector endlich den Wind aus den Segeln genommen hatte. »Weil das die Methode der Smiths ist«, sagte sie. »Sie haben doch sicher davon gehört? Von dem Doppelmord auf der Farm?«
»Nathan Smith hat seine Eltern erschossen, wenn ich richtig verstanden habe«, erwiderte Jess.
Selina nickte. »Ganz genau. Das hat er getan, und das ist es, was Eli ebenfalls tun würde.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich noch genau an die elende Geschichte. Damals war niemand wirklich überrascht, so viel steht fest. Die Smiths waren schon immer eine merkwürdige Familie. Sie haben sich nie mit Fremden abgegeben. Leute wie sie haben keine großartige Phantasie. Wenn sie einmal etwas gefunden haben, das funktioniert, dann bleiben sie dabei. Glauben Sie mir, wenn Eli jemanden umbringen wollte, würde er es auf die gleiche Weise tun wie damals sein Bruder Nathan. Er hätte nicht genügend Hirn, um sich eine neue Methode auszudenken.«
Sie starrte die schweigende Jess an. »Das war alles? Mehr brauchen Sie nicht von mir?«
Jess sammelte sich. »Äh, nein. Nein, nicht im Augenblick. Könnten Sie mir Ihre Anschrift und Telefonnummer hinterlassen, Mrs. Foscott? Für den Fall, dass wir noch weitere Fragen haben, beispielsweise wegen diesem Mercedes?«
»Selbstverständlich«, sagte Selina Foscott beinahe vergnügt. »Freut mich, wenn ich Ihnen behilflich sein kann.«
Als Jess außer Hörweite war, zog sie ihr Handy hervor und rief Phil Morton an.
»Phil? Setzen Sie sich mit der Verkehrsüberwachung in Verbindung. Es gab einen Zwischenfall mit einem silbernen Mercedes am Freitag, irgendwann zwischen vier und halb fünf. Wenn wir hier in Gloucestershire etwas im Überfluss haben, dann sind es Radarfallen. Wenn er wie ein Irrer gefahren ist, was eine Zeugin behauptet, dann hat ihn vielleicht eine erwischt. Und wenn er mit den Gedanken woanders war, bei einer Leiche in einem Kuhstall beispielsweise, dann hat er es vielleicht nicht einmal bemerkt.«
Lindsey Harper stand in ihrem Schlafzimmer vor dem Drehspiegel und betrachtete ihr Spiegelbild. Die Sonne ging unter und badete alles in einem sanften goldenen Schein. Selbst ihre Haare leuchteten. Die natürliche Farbe war ein fahles Gelb. Kein hübsches sexy Blond, sondern einfach nur fahl. Sie ließ es zwar regelmäßig färben, doch weil sie so viel Zeit draußen verbrachte, bleichte es immer wieder rasch aus.
Lindsey war eine kräftige Person. Nicht fett, sondern groß und starkknochig, eher wie ein Mann gebaut und nicht wie eine Frau. So war es schon immer gewesen. Als Kind hatten Fremde sie stets für einen Jungen gehalten.
Sie seufzte. Vor einer Stunde war sie vom Stall nach Hause gekommen, hatte geduscht und war in ein Kleid geschlüpft, ihrem Mann zu Gefallen, Mark, der jeden Augenblick von einer Geschäftsreise zurück sein musste. Ihre Mutter hatte es ihr vor vielen Jahren eingetrichtert: Eine Frau musste sich hübsch machen für ihren Mann. Doch Kleider waren nichts, das Lindsey gestanden hätte. Hosen, Pullover, Reitstiefel,
Weitere Kostenlose Bücher