Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
mindestens, auch wenn er zugegebenermaßen jünger aussieht.«
»Mr. Fairbrother hat nicht direkt gesagt, dass er von Davids Vater beauftragt wurde, uns anzurufen«, informierte er Jess. »Er hat allerdings auch nicht gesagt, dass es Davids Idee war. Was er allerdings gesagt hat, ist, dass er im Besitz eines Attests des Hausarztes von David ist, aus dem hervorgeht, dass der Gemütszustand des jungen Mannes fragil ist.«
»Gütiger Himmel!«, entfuhr es Jess. »Was soll das denn werden? Wollen sie ihm dieses Attest auf die Brust heften? Sie wollen verhindern, dass wir ihren Sohn verhören, ohne dass der Wachhund der Familie dabei ist. Kapieren sie denn nicht, dass sie dadurch quasi mit dem Finger auf ihn zeigen? Ich bin überrascht, dass der berühmte Strafverteidiger Barney Jones die Dinge so schlecht im Griff hat, wenn es um die Interessen seines eigenen Sohnes geht.«
»Vielleicht steckt er gar nicht dahinter«, sagte Morton zweifelnd.
Jess schnippte triumphierend mit den Fingern. »Na klar, richtig, Phil! Nicht Barney war bei Fairbrother und beim Arzt, sondern seine Frau, Davids Mutter! Selina Foscott hat mich vorgewarnt, dass sie mit Julia Jones reden würde. Das hat sie getan, und dies ist das Resultat. Jede Wette, wenn ihr Ehemann herausfindet, was sie getan hat, geht er an die Decke!«
»Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch keine Veranlassung, den jungen David Jones zur Vernehmung einzubestellen. Ich habe in der Werkstatt angerufen, wo das Forensikteam den Lieferwagen des Pubs zerlegt. Bis jetzt haben sie keinerlei Spuren von Blut oder anderen Körperflüssigkeiten entdeckt und auch keine sonstigen belastenden Indizien. Der Innenraum macht nicht den Eindruck, als wäre er in jüngster Zeit gereinigt worden. Sie haben ein paar Haare auf der Beifahrerkopfstütze gefunden, die mit großer Wahrscheinlichkeit der Toten gehören.«
Jess fauchte ungeduldig. »Das hilft uns nicht weiter, selbst wenn wir sie eindeutig zuordnen können. Warum sollten ihre Haare nicht auf dem Beifahrersitz eines Lieferwagens sein, der zu dem Laden gehört, in dem sie arbeitet? Jones muss nichts weiter tun, als behaupten, dass er sie mehrmals nach Cheltenham oder sonst wohin mitgenommen hat. Wahrscheinlich wäre es sogar die Wahrheit. Westcott hat ausgesagt, dass die beiden Mädchen ständig per Anhalter unterwegs gewesen wären. Wir brauchen Beweise, dass Evas Leiche im Wagen transportiert wurde.«
»Abgesehen davon ist Jones nicht der einzige Fahrer des Wagens«, bemerkte Morton. »Westcott fährt ihn ebenfalls. Er muss Eva unzählige Male in die Stadt mitgenommen haben. Genauso wie Mrs. Westcott. Sie hat die Mädchen wohl immer wieder gefragt, ob sie sie mitnehmen soll, nach Miladas Worten.«
»Milada?« Jess hob fragend die Augenbrauen.
»Ja, Milada.« Morton errötete. »Ich kann ihren Nachnamen nicht aussprechen. Es ist einfacher, sie beim Vornamen zu nennen.«
»Die Frage ist, was sagt sie zu Ihnen?«
Morton errötete noch stärker. »Sie nennt mich ›Sergeant‹. Aber wenn Sie hören würden, wie sie es sagt, würden Sie glauben, sie wäre hier der Superintendent und nicht Carter.«
»Gut«, sagte Jess streng. »Falls Sie vorhaben, Annäherungsversuche zu starten: Warten Sie, bis das hier vorbei ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist Milada eine wichtige Zeugin.«
»Erzählen Sie mir nicht, wie ich meine Arbeit zu machen habe!«, protestierte Morton. »Inspector, Ma’am.«
»Und kommen Sie runter von Ihrem hohen Ross, Phil. Ich erzähle Ihnen nicht, wie Sie Ihre Arbeit machen sollen, die Sie im Übrigen sehr gut machen, wie wir beide wissen. Ich mische mich auch nicht ungebührlich in Ihr Privatleben ein. Aber wir haben einen neuen Superintendent, und was wir im Moment am wenigsten gebrauchen können, ist, dass er Sie dabei überrascht, wie Sie mit einer Zeugin anbandeln.«
Mortons Empörung wich seiner üblichen Leichenbittermiene. »Eine Gelegenheit wäre schon eine feine Sache. Aber keine Angst, ich bin nicht dämlich. Zurück zum Thema, der Lieferwagen, falls es Sie interessiert. Der Handlanger, der im Moment krank ist, fährt ihn ebenfalls. Sein Name ist Robert Lawson, genannt Bert.«
»Äh, richtig.« Jess’ Miene hellte sich auf. »Ein möglicher Verdächtiger?«
Morton empfand geradezu niederträchtiges Vergnügen daran, sie zu enttäuschen. »Nein. Der Bursche hat einen Bandscheibenvorfall. Er war in den letzten zehn Tagen nicht imstande, sich zu bewegen. Ich habe ihn gesehen, und es sah echt aus.
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