Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
dem Steuer seines Mercedes versteckt hatte. Selina Foscott hatte einen Zusammenstoß mit dem Mercedes nur knapp vermeiden können, und der Wagen war von einer Radarfalle geknipst worden, alles am Freitagnachmittag. Dies waren außerdem die letzten belegten Kontakte mit Burton. Seitdem blieb er verschwunden, und lediglich eine leere Schachtel Schokokekse deutete darauf hin, dass er anschließend noch einmal in seinem Haus gewesen war. Normalerweise schrieb er seiner Putzhilfe ganze Serien von Notizen, seit vergangenem Freitag keine einzige mehr.
Phil Morton leerte seinen Becher und stellte die logische nächste Frage.
»Wo ist die Garage, in der er seinen Wagen parkt?«
»Und was ist mit dieser Wohnung in London?«, fragte Morton, während sie den kurzen Fußweg zu Burtons gemieteter Garage zurücklegten. »Falls er nicht geflüchtet ist, finden wir ihn vielleicht dort.«
»Geben Sie mir diese Telefonnummer.«
Morton reichte ihr den Zettel, den er von Mrs. Pardy erhalten hatte, und Jess nahm ihr Mobiltelefon hervor und rief in London an.
»Pech«, sagte sie nach einer Weile und ließ das Handy zurück in den Rucksack gleiten. »Wir setzen uns mit der Metropolitan Police in Verbindung und bitten sie, einen Mann vorbeizuschicken, der die Wohnung überprüft. Bis dahin konzentrieren wir uns auf diese Garage und hoffen, dass sie uns mehr verrät. Falls der Wagen verschwunden ist, wissen wir, dass er ihn genommen hat. Falls er in der Garage steht, stellt sich die Frage, wo ist Burton?«
Die Garage befand sich inmitten einer Reihe weiterer fensterloser flacher Abstellräume und war mit einer Rolltür gesichert. Morton rüttelte am Griff.
»Zugesperrt. Wäre es ein Haus, würden wir sicher einen Weg nach drinnen finden. Zur Not könnten wir ein Fenster einschlagen. Aber das hier? Wir brauchen ein Brecheisen oder einen Dietrich.«
»Lucas Burton wurde von seiner Putzfrau als vermisst gemeldet«, entgegnete Jess entschieden. »Wir glauben, dass er wenige Stunden vor der Entdeckung der Leiche von Eva Zelená auf der Cricket Farm gewesen ist. Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass er verzweifelt ist. Schaffen Sie einen Schlüsseldienst herbei.«
»So, bitte sehr«, sagte der Schlosser eine kleine Weile später. »Jetzt müsste das Tor aufgehen.«
Morton trat vor und zog am Griff. Das Rolltor schwang nach oben. Das Innere der Garage wurde enthüllt, und sie genossen den Augenblick des Triumphs, als ein großer silberner Mercedes zum Vorschein kam. Doch fast im gleichen Moment hüllte sie ein widerlich süßlicher Gestank ein.
Der Schlosser stieß ein Würgen aus und wich zurück. Er erlitt einen Hustenanfall.
Sie hatten Lucas Burton gefunden. Doch er würde ihnen keine Fragen beantworten. Weder ihnen noch sonst irgendjemandem, nie wieder.
Kapitel 12
»Da wären wir wieder«, sagte Tom Palmer, als er sich an dem Mercedes vorbeiquetschte und auf die verkrümmte Gestalt herabsah, die im hinteren Teil der Garage reglos auf dem Boden lag. »Ah, ja. Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen. Aber Sie brauchen mich nicht, um Ihnen das zu sagen. Sehr übel.« Er kratzte sich den schwarzen Lockenkopf und starrte den Leichnam interessiert an.
»Wir brauchen Ihren Bericht, Tom, so schnell wie irgend möglich«, sagte Jess. »Wann können Sie die Obduktion durchführen?«
»Frühestens morgen Vormittag.«
»Das bedeutet sicher, dass ich schon wieder beim Zersägen einer Leiche zuschauen darf«, meldete sich Phil Morton düster zu Wort.
»Die Spurensicherung ist vor Ort«, berichtete Jess später an jenem Tag Superintendent Carter. »Wenigstens ist die Garage relativ klein. Sie untersuchen selbstverständlich auch den Wagen. Es gibt Blut rings um den Kopf des Toten, doch ansonsten keine offensichtlichen Kontaminationen. Burton scheint zu jener Sorte von Leuten gehört zu haben, die ihre Garagen fanatisch sauber halten. Weder auf dem Boden noch auf einem der Regale oder auf den Werkzeugen befindet sich Staub. Der Einsatzleiter der Spurensicherung meint, dass die Chancen auf einen guten Finger- oder Fußabdruck verschwindend gering sind. Der Wagen wurde kürzlich gereinigt. Bis jetzt haben wir keine Mordwaffe gefunden.
Burton scheint dort gearbeitet zu haben, und nach den Dingen, die wir rings um ihn fanden, hat er einen Kratzer an einem Außenspiegel ausgebessert. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt der Kratzer von der Cricket Farm, wo er einen Torpfosten gestreift hat und wo wir die abgeplatzte Farbe gefunden haben.
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