Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Verdacht äußerte, ihre Arbeit wäre ein Ruheposten.
»Ich komme montags, mittwochs und freitags«, antwortete die Putzfrau, während sie den Tee in Becher schenkte. »Nehmen Sie Zucker? An den Wochenenden arbeite ich nicht.«
»Ich werd verrückt!«, murmelte Morton mit einem Anflug von Neid.
»Wann haben Sie Mr. Burton zum letzten Mal gesehen?«
Mrs. Pardy kam zu ihnen an den Tisch und schob jedem einen Becher Tee hin. Dann ließ sie sich schwer auf einen Stuhl sinken und schob die Zeitung beiseite. »Das ist sicher schon eine Woche her. Ja, letzten Freitag war es. Ich kam früh, wie immer, so gegen neun. Er hatte gerade zu Ende gefrühstückt, Cornflakes und Kaffee. Ich fragte ihn, ob ich ihm Toast machen sollte. Das tue ich manchmal, obwohl Kochen eigentlich nicht zu meinen Aufgaben gehört.«
Phil Mortons Gesicht war zum Schießen.
»Er sagte Nein, er wolle zum Mittagessen ausgehen. Gegen zehn Uhr verließ er das Haus. Das ist das Letzte, was ich von ihm gesehen habe. Immer wieder klingeln Leute an der Tür und wollen ihn sprechen, aber ich kann ihnen nicht mehr sagen als das, was ich Ihnen auch gesagt habe. Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist. Ich habe in seiner anderen Wohnung angerufen, für den Fall, dass er dort ist, um ihn zu fragen, was ich seinen Besuchern und den Anrufern sagen soll. Aber es ging niemand ran, nur der Anrufbeantworter. Ich bin kein Freund von diesen Maschinen, deswegen legte ich auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Schließlich war es nicht meine Aufgabe, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, oder? Es ist seine Sache, mir Anweisungen zu geben und so weiter, jedenfalls wie ich das sehe.«
»Andere Wohnung?«, fragte Morton rasch und zückte sein Notizbuch.
Mrs. Pardy warf einen misstrauischen Blick auf das Notizbuch. »Sie wollen die Adresse? Es ist eine Wohnung irgendwo in London. Er benutzt sie, wenn er geschäftlich dort ist.« Sie griff nach einer geräumigen Handtasche auf dem Fenstersims neben ihrem Stuhl und kramte in ihren Tiefen. »Hier«, sagte sie, als sie Morton ein Blatt Papier reichte. »Die Telefonnummer steht ebenfalls drauf. Er hat mir diesen Zettel vor einer Ewigkeit gegeben, als er einmal volle vierzehn Tage weg war, damit ich ihm seine Briefe nachschicken und ihn anrufen konnte, falls jemand hier anrief und ihn sprechen wollte. Ich kann mich nicht erinnern, ob jemand angerufen hat. Ich hab ihm vielleicht ein oder zwei Briefe nachgeschickt. Das war vor ungefähr einem Jahr.«
Morton nahm den Zettel und las ihn mit erhobenen Augenbrauen, bevor er ihn in die Tasche steckte.
»Sind Sie sicher, dass Mr. Burton im Lauf der vergangenen Woche nicht im Haus gewesen ist? Vielleicht, während Sie nicht da waren?«, erkundigte sich Jess.
Mrs. Pardy schüttelte ihre kastanienfarbenen Stacheln, und die Ohrringe schaukelten. »Das Bett war unbenutzt. Das Bad nicht nass. Die Handtücher nicht angerührt. Keine Essensverpackungen im Müll. Die Post nicht vom Boden hinter dem Briefkastenschlitz aufgehoben. Was brauchen Sie sonst noch für Beweise?«
Die Putzfrau beugte sich mit grimmiger Miene vor. »Wenn er sich nicht bald meldet oder auftaucht, lege ich die Arbeit hin. Ich mühe mich nicht ab und kümmere mich um sein Haus, ohne dass er mich am Ende der Woche bezahlt. Das war der einzige Grund, aus dem ich heute hier war. Ich dachte, dass er vielleicht auftaucht, weil er mich am Freitag immer bezahlt.«
»Hat er Sie letzten Freitag bezahlt?«
»Oh ja, da war er ja noch hier, wie ich bereits sagte. Er bezahlt mich immer morgens, weil er in der Regel danach aus dem Haus geht, und ich mache um drei Uhr nachmittags Feierabend. Er hat mich bezahlt, wie immer, und dann ist er gegangen. Aber diesen Freitag sieht es danach aus, als hätte ich drei Tage umsonst gearbeitet.«
Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
Jess und Morton wechselten Blicke. Lucas Burton war vor einer ganzen Woche zum letzten Mal gesehen worden, am Morgen des Tages, an dem die Leiche von Eva Zelená auf der Cricket Farm entdeckt worden war. Er hatte seiner Putzfrau wie üblich den Wochenlohn gezahlt und das Haus verlassen. Alles schien völlig normal gewesen zu sein. Was war später passiert, aufgrund dessen sich das alles geändert hatte? Alles deutete darauf, dass er – aus einem bisher unbekannten Grund – auf der Cricket Farm gewesen war und in Panik die Flucht ergriffen hatte. Penny Gower hatte ihn gesehen, als er sich auf halbem Weg den Hügel hinunter zum Reitstall hinter
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