Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Das Labor kann uns sicher sagen, ob die Farbe vom Mercedes ist. Es sieht so aus, als hätte er Freude daran gefunden, an seinem Wagen herumzubasteln. Wir fanden einen leeren Haken an der Wand, wo möglicherweise ein Werkzeug fehlt. Wir fanden kein Werkzeug auf dem Garagenboden oder sonst wo, das dort seinen Platz haben könnte, also ist es möglicherweise die Mordwaffe, und der Täter hat es mitgenommen. Ein Mauschlüssel wäre eine Möglichkeit. Tom Palmer denkt, dass es so etwas gewesen sein könnte. Falls ja, falls der Mörder den Gegenstand gepackt und zugeschlagen hat, als Burton ihm den Rücken zuwandte, dann hat er hinterher die Geistesgegenwart besessen, die Tatwaffe mitzunehmen. Inzwischen könnte sie überall sein. In einem Fluss oder einem See oder mitten in einem Gebüsch irgendwo auf dem Land, wo man sie in hundert Jahren nicht findet.
Die Aussage der Putzfrau sowie Dr. Palmers vorläufige Einschätzung lassen vermuten, dass Burton entweder spät am letzten Freitag, dem Tag, als die Leiche entdeckt wurde, oder wahrscheinlich am darauf folgenden Samstag umgebracht wurde. Mrs. Pardy hat ihn am Montag nicht gesehen, als sie um neun Uhr morgens im Haus war, und sie hat in der gesamten vergangenen Woche nichts mehr von ihm gehört. Ich denke, wir können begründet annehmen, dass er seinen Außenspiegel auf der Farm beschädigt hat. Sein Mörder hat ihn bei den Reparaturarbeiten unterbrochen. Hat er den Besuch erwartet? Woher wusste der Mörder, welche Garage die von Burton ist? Sie befindet sich nicht beim Haus, sondern drei Straßen weiter, auf einem Garagengrundstück. Burton hat seinem Mörder den Rücken zugewandt. Wir können davon ausgehen, dass er ihn kannte.«
Carter lauschte schweigend ihrer Zusammenfassung, dann nickte er. »Wurde die Leiche inzwischen offiziell identifiziert?«
»Mrs. Pardy hat den Toten als Mr. Lucas Burton identifiziert, ihren Arbeitgeber. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, sie darum zu bitten, doch wie sich herausstellte, hätte ich mir keine Sorgen machen müssen. Sie hat mit keiner Wimper gezuckt. ›Ja, das ist er‹, meinte sie nur, und ob sie sich nun mit seinen Anwälten in Verbindung setzen solle wegen des Wochenlohns, den er ihr schuldig geblieben war.«
»Wissen wir, wer die Anwälte und Nachlassverwalter sind?«
Jess schüttelte den Kopf. »Mrs. Pardy hat uns gebeten, sie zu informieren, sobald wir es herausgefunden haben. Diese Frau ist die ichbezogenste Person, die mir je über den Weg gelaufen ist. Sie hatte einen lockeren Job bei Burton, und er war mehr oder weniger der ideale Arbeitgeber. Man sollte meinen, sie hätte den Anstand, ihrem Bedauern über seinen Tod Ausdruck zu verleihen, aber nein – nicht ein Wort. Nichts, außer der Frage, was mit ihrem ausstehenden Lohn ist.«
»Auch der ideale Arbeitgeber ruft manchmal keine Liebe oder Sympathie hervor«, warf Carter leise ein.
Ihre Unterhaltung drohte ins Stocken zu geraten, deswegen fuhr Jess hastig fort. »Ich wollte gerade zu seinem Haus fahren und mich gründlich umsehen. Versuchen herauszufinden, mit wem er Geschäfte gemacht hat und wer seine Anwälte und Nachlassverwalter sind. Mrs. Pardy hat mir ihre Schlüssel überlassen. Oh, wir haben übrigens keinerlei Schlüssel bei dem Toten gefunden. Wir nehmen daher an, dass der Mörder im Besitz sämtlicher Schlüssel des Toten ist, sowohl der Fahrzeug- und Garagen- als auch der Wohnungs- und Hausschlüssel. Er hat die Garage hinter sich abgeschlossen, als er gegangen ist. Wir haben auch kein Mobiltelefon bei Burton gefunden. Das hat der Mörder ebenfalls mitgenommen. Er war sehr gründlich. Eva Zelenás Mörder war genauso gründlich, was das Mitnehmen sämtlicher persönlicher Dinge wie Handtasche, Mobiltelefon oder Schmuck angeht.«
Carter kniff die Augen zusammen, und Jess wurde unbehaglich zumute unter dem Starren der braungrünen Augen. »Und die Putzfrau sagt, es gäbe keine Anzeichen, dass jemand anders im Haus war? Ich denke, wenn der Mörder die Hausschlüssel mitgenommen hat, dann wollte er sie sicher auch benutzen. Vielleicht gibt es einen belastenden Hinweis in Burtons Haus. Oder der Mörder denkt, dass es einen gibt.« Er hob die Augenbrauen und wartete.
Jess erkannte, dass von ihr die Rolle des Advocatus Diaboli erwartet wurde, und sie erwies ihm diesen Gefallen.
»Er könnte sich zu sehr gesorgt haben, dass man ihn sieht, als dass er das riskiert hätte. Das Haus steht an einer geschäftigen Straße. Es hat keinen Vorgarten, nur ein
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