Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
ihm im Aufzug gefahren. Aber wenn, dann kannte ich nicht mal seinen Namen. Die meisten von uns hier arbeiten in der Innenstadt von London, und offen gestanden, wir pflegen keinen Kontakt untereinander.«
So viel zum Leben in den besten Lagen. Jess fand ihre kleine Wohnung in Cheltenham heimeliger. Wenigstens wusste sie, wer unter ihr wohnte.
Sprang kam aus seinem Verschlag, als sie die Treppe herunterkam, und starrte sie durch seine dicken Brillengläser aus riesigen Augen erwartungsvoll an.
Sie musste ihn enttäuschen. »Wir kommen mit einem Spurensicherungsteam wieder. Bis dahin muss ich die Wohnung versiegeln. Sagen Sie, abgesehen von weiblichen Besuchern – hatte er auch andere Personen zu Gast? Männer?«
»Kaum«, sagte Sprang mürrisch.
»Wenn ich die Frage ein wenig anders formulieren darf«, beharrte sie. »Haben Sie in letzter Zeit Fremde beobachtet? Besucher, die Sie nicht kannten? Wie schwierig wäre es für einen Besucher, unbemerkt an Ihrem Büro vorbei ins Haus zu gelangen? Was ist, wenn Sie nicht im Dienst sind?«
»Niemand kommt unbemerkt an mir vorbei!«, schnappte Sprang. »Ich bin der Hauptverwalter, aber ich habe Vertretungen, zugegeben. Mickey Fisher übernimmt normalerweise die Nachtschicht. Auch an ihm kommt niemand unbemerkt vorbei. Und dann haben wir noch einen Aushilfsconcierge, Jason Potts. Er ist ebenfalls auf Zack. Ich dulde keine Müßiggänger und Faulpelze in meinem Team. Und der Company würde es auch nicht gefallen.«
»Company?«
»Die Sicherheitsfirma.«
Vielleicht konnte Gary Collins ihr einen weiteren Gefallen erweisen, dachte Jess, und sich mit der Sicherheitsfirma in Verbindung setzen. Vielleicht konnte er den Nachtportier und den Aushilfsconcierge befragen, und vielleicht konnte er noch einige Bewohner vernehmen, die nicht zu Hause gewesen waren. Collins schien von der hilfsbereiten Sorte zu sein, auch wenn die Metropolitan mit Sicherheit ihren eigenen Berg von dringenden Fällen hatte und Collins vielleicht glaubte, schon genug Zeit mit Jess’ Problem verbracht zu haben. Morton hingegen hatte vielleicht gar nichts einzuwenden gegen einen Tag in London.
Sprang richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und nahm die Haltung eines Feldherrn ein.
»Wenn Sie diesen Schlüssel verlieren, Miss, dann gibt es Ärger, das kann ich Ihnen sagen. Ich bin verantwortlich für diese Wohnungen, nicht Sie, und auch nicht dieser Sergeant von der Met.«
Kapitel 14
Ihr Plan, noch einmal zum Foot to the Ground zu fahren und David Jones zu befragen, war durch das Wochenende und die Reise nach London am Tag zuvor in den Hintergrund geraten. Am Mittwochmorgen jedoch war er wieder präsent.
Jess drückte den Knopf der Zentralverriegelung an ihrem Schlüsselbund, und die Blinker des Wagens leuchteten zur Bestätigung auf. Ihr Plan war, geradewegs zu Ian Carter zu gehen und ihn zu informieren, was ihre Reise nach London ergeben hatte. Sie hatte sich kaum vom Wagen abgewandt, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief. Sie blickte sich um und sah einen jungen Mann in Motorradkluft, der mit dem Helm unter dem Arm auf sie zuhastete wie ein enthauptetes Gespenst.
»Inspector! Haben Sie einen Moment Zeit? Ich muss mit Ihnen reden! Es ist wirklich dringend!«
David Jones war ihr zuvorgekommen. Nach Atem ringend blieb er vor ihr stehen.
»Selbstverständlich«, sagte sie. »Möchten Sie mit ins Gebäude kommen?« Sie deutete zum Eingang. Er wirkte sehr aufgeregt. Was war nun schon wieder passiert?
Er musterte den Betonklotz des Hauptquartiers mit gehetzten Blicken, und sie fragte sich, ob er befürchtet verhaftet zu werden, sobald er den Bau erst betreten hatte.
»Es ist angenehmer als hier draußen«, sagte sie beruhigend. »Ich könnte uns einen Kaffee bringen lassen.«
Er zögerte immer noch unsicher. »Ich bin hergekommen, weil ich eine Aussage machen möchte. Ich will nur etwas klarstellen. Ich kann für mich selbst reden, wissen Sie? Ich brauche keine anderen Leute, die für mich reden!« Seine Stimme wurde lauter, schriller, und drohte, sich zu überschlagen.
Wie sie sich beinahe schon gedacht hatte, waren der Anwalt, Mr. Fairbrother, und sein Anruf bei Phil Morton die Ursache des Besuchs. David Jones hatte – wahrscheinlich von seiner Mutter – erfahren, was geschehen war, und hatte, wie vorherzusehen war, hektisch reagiert angesichts des ungünstigen Lichts, das sie unwillentlich auf ihn geworfen hatte.
»Gerne, aber wir können uns dabei setzen, meinen Sie nicht?«, sagte
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