Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
Vom Netzwerk:
Firma«, sagte er immer hinter dem zerkratzten Aluminiumschreibtisch in seinem kleinen, vollgestopften Büro im rückwärtigen Teil der Fabrik. »Und es gibt auch für dich keinen Grund, eine zu sein.«
    Im Sommer gab es immer viel zu tun, da wir am laufenden Band Produkte für die Herbstsaison fabrizierten, und in diesem Sommer wurden wir mit noch mehr Aufträgen als sonst eingedeckt. Aufgrund dieses plötzlichen Produktionsanstiegs und des damit verbundenen Drucks, Liefertermine einzuhalten, leaste mein Vater eine zweite Vakuumpresse, die er genau hinter der ersten installierte, und fragte mich, ob irgendeiner meiner Freunde vielleicht Interesse hätte, sie den Sommer über zu bedienen.
    Mein bester Freund war Wayne Hargrove, der sich im Laufe der Jahre als solch gute Gesellschaft erwiesen hatte, dass ich gern bereit war, über seinen bedauerlichen Status als Starting Forward für die Cougars hinwegzusehen. Wayne, ein hoch gewachsener, sehniger Junge mit einer dichten blonden Mähne und einem perfekten Schwimmerkörper, war einer jener Burschen, die zwischen den komplexen Weiten des Highschoolkastensystems hindurchsegelten, ohne sich seiner Existenz überhaupt bewusst zu sein. Er schien jenes angeborene Filtrationssystem nicht zu besitzen, das wir alle hatten, mit dem wir Streber, Schleimer, Riesenbabys, Penner, Sportskanonen, Prolls und die diversen darin enthaltenen Untergruppen automatisch kategorisierten. Es sind im Allgemeinen diejenigen, die die untersten Positionen an der Nahrungskette einnehmen, die die sozialen Grenzen gelegentlich nicht beachten, und ihr Überschreiten ruft üblicherweise heftige Erschütterungen hervor, die eines John-Hughes-Films würdig sind. Waynes Status als Sportskanone befreite ihn von Sorgen dieser Art, und er war daher einer der beliebtesten Leute auf der Bush-Falls-High. Sein Humor war zwar scharf, aber nie schneidend oder bissig, und er besaß eine ansteckende Energie, die guten Willen hervorzubringen schien, wohin er auch ging. Ich war höllisch eifersüchtig auf ihn, nahm es ihm aber nie übel, da er nichts davon wirklich bewusst geschehen ließ.
    Ich versuchte beharrlich, Wayne zu überzeugen, sein Praktikum bei Porter's zu vergessen und stattdessen mit mir in der Fabrik zu arbeiten. Sprachliche und soziale Barrieren verhinderten, dass ich mich in der Fabrik mit meinen Kollegen durch mehr als nur ein Kopfnicken verständigen konnte, die sich - davon war ich überzeugt - in ihrer nicht zu entschlüsselnden Muttersprache über den Sohn des Chefs lustig machten. Waynes Anwesenheit würde das ideale Gegenmittel zu meiner Isolation bedeuten und eine Ablenkung von der schieren Langeweile der Arbeit.
    »Danke, Mann«, sagte er, als wir an einem der letzten Tage des Schuljahrs zusammen nach Hause gingen. »Aber ich habe bereits eine bezahlte Anstellung.«
    »Wir machen um drei Schluss«, warf ich ein. »Ihr müsst in aller Herrgottsfrühe raus«, hielt er dagegen. »Wir bekommen mehr bezahlt.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Es gibt noch andere Dinge auf dieser Welt außer Geld.« »Was zum Beispiel?« »Airconditioning.« Damit hatte er mich geschlagen.
    Als ich etwas später an diesem Abend nach Hause kam, traf ich auf meinen Vater, der vor einem Tiefkühldinner in seiner Wohnzimmernische saß und auf die Profisportler in seinem Fernseher schimpfte. Der ist ja völlig ausgepowert Herrgott, nun schickt doch endlich einen gottverdammten Closer rein. Wofür habt ihr denn die verdammten Auswechselspieler? Ich sagte meinem Dad, Wayne sei nicht interessiert an dem Job. »Dann frag jemand anders«, sagte er. »Mir fällt sonst niemand ein.«
    Er wandte sich von seinem Fernseher ab, um mich anzusehen, ein Ereignis, das von Trompeten hätte angekündigt werden sollen, so ungewöhnlich war es. »Hast du wirklich keine anderen Freunde außer Wayne?«, fragte er mich mit einem ungläubigen Stirnrunzeln. Das war mein Vater, sensibel wie ein Stück Holz.
    »Keine, die daran interessiert sind, in einem Ofen zu arbeiten«, sagte ich.
    »Die Bezahlung ist gut.«
    »Mich musst du nicht überzeugen. Ich wurde schließlich nicht vor die Wahl gestellt.«
    Mein Vater schien schon etwas erwidern zu wollen, als er den Kopf auf einmal wieder in Richtung Fernseher riss, in dem irgendjemand irgendetwas traf oder warf oder tat, was offensichtlich wichtiger war als die zweite Frucht seiner Lenden. »Okay«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Wenn du wirklich keine anderen Freunde hast...«
    »Danke, dass

Weitere Kostenlose Bücher