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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Ich bin ein Schwachkopf. Bei meinen Bemühungen, Freunde zu gewinnen und Leute zu beeinflussen, mache ich mich manchmal zu einem Volltrottel.«
    »Vergiss es. Es war ein guter Eindruck.«
    »Und als Nächstes mache ich den Eindruck von einem spindeldürren Würstchen, das ständig ins Fettnäpfchen tritt.«
    »Wirklich, es ist okay.«
    »Es tut mir wirklich leid. Ich bin sicher, er ist ein toller Typ.«
    Ich zuckte die Schultern. »Eigentlich nicht.«
    Sammy musterte einen Augenblick lang gespannt mein Gesicht. »Na ja, dann«, sagte er grinsend. »Scheiß auf ihn, wenn er einen Witz nicht vertragen kann.«
    Sammys Vater war Musikprofessor an der Universität von Columbia. Seine Mutter hatte sich aufgrund seiner bedauerlichen Neigung, mit seinen Studentinnen ins Bett zu gehen, scheiden lassen, aufstrebenden Musikerinnen, die für Leidenschaft hochgradig empfänglich und daher eine leichte Beute waren. Das und viele andere Dinge über Sammy erfuhr ich bereits in den ersten Tagen unseres gemeinsamen Jobs. Da wir täglich acht Stunden Seite an Seite arbeiteten, lernten wir uns recht gut kennen. Sammy war ein riesiger Springsteen-Fan, fiel hemmungslos in einen Song, während er die Presse bediente, wippte zum Rhythmus mit dem Kopf und brachte den Einwanderinnen, wenn sie an uns vorüberkamen, ungeachtet ihrer abgewandten Blicke ein Ständchen. » Rosalita, jump a little lighter «, sang er aus vollem Hals und ohne jede Vorwarnung. »Komm schon, Carmen -sing schon mit! Senorita, come sitby my fire .« Er schwärmte leidenschaftlich für Springsteen und hielt mir oft Vorträge über die tiefere Bedeutung eines bestimmten Songs, rezitierte den Text und spickte ihn mit seinen eigenen Kommentaren. Er war schrecklich besorgt wegen des kürzlichen kommerziellen Erfolgs von Born in the USA. »Ich will nicht sagen, dass es kein tolles Album ist, aber es lässt sich nicht mit Greetings from Asbury Park oder Born to Run vergleichen. Und diese ganzen Hohlköpfe, die auf MTV dazu tanzen, haben keinen blassen Schimmer. Er singt über das Elend unserer Vietnam-Veteranen, und die Jugend von Amerika wackelt dazu mit dem Arsch, als ob es Wham! oder Culture Club ist.« Er fuhr zur Betonung mit einem Finger durch die Luft. »Bruce Springsteen ist doch nicht Wham!«
    Der Sommer 1986 war nach den offiziellen Messungen der schlimmste, der Connecticut seit über neunzig Jahren traf, ein heißes, blutendes Geschwür von einer Jahreszeit. Die Luft war erfüllt von einer süßlichen, klebrigen Feuchtigkeit und dem durchdringenden Gestank von schmelzendem Teer, da die Sonne gnadenlos auf die Straßen und Dächer von Bush Falls herunterbrannte. Die Nachbarschaft vibrierte von dem Summen hunderter Klimaanlagen, die in Hinterhöfen standen, Tag und Nacht auf Hochtouren liefen und so dazu beitrugen, die ohnehin schon glühende Außentemperatur weiter in die Höhe zu treiben. Die Leute blieben, wenn irgend möglich, im Haus, und wenn sie doch dazu gezwungen waren, sich hinauszuwagen, bewegten sie sich schleppend, wie unter einer immens verstärkten Schwerkraft.
    In der Fabrik schufteten Sammy und ich in unseren eigenen Schweißlachen, und die Heizplatten unserer Pressen steigerten die ohnehin schon sengende Hitze um noch einmal gut zehn Grad. Pause machten wir draußen, auf den Betonstufen, die an der Seite des Gebäudes zum Parkplatz hinunterführten, und schlürften träge Cherry-Cola, während uns der Schweiß aus den Körpern dampfte. »Habe ich eigentlich erwähnt«, sagte er während einer dieser Pausen zu mir, »dass wir einen Pool haben?«
    Ich sah ihn scharf an. »Nein, hast du nicht.« Er grinste mich an. »Wollte ich aber.« Allmählich sah es aus, als würde mein Sommer doch nicht so ätzend werden.
    Die Habers hatten sich ein altes, weißes, holländisches Kolonialhaus in der Leicester Road gekauft, einer etwas abgelegenen, hügeligen Straße, die sich bis zum höchsten Punkt von Bush Falls hinaufschlängelte, aber das war nicht das Entscheidende. Der große, marmorierte Pool, der wie ein nierenförmiges Juwel in ihrem stattlichen Garten glänzte, war das Einzige, was zählte. In den acht Stunden, die wir in der sengenden Hitze heißes Styrol schnitten und pressten, kam es mir vor, als sei das Bild seines kühlen, blauen Wassers für immer auf die Innenseiten meiner Augenlider tätowiert. Aber Sammys Pool stellte weitaus mehr dar als nur eine Abkühlung von der Sommerhitze. Es gab noch andere Faktoren. Mein Zuhause, abgesehen davon, dass es

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