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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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du das noch einmal hervorgehoben hast«, sagte ich, aber er war schon wieder in seinen Baseballnebel versunken. Die gottverdammten Mets könnten es dieses Jahr doch tatsächlich packen. Ich stand noch einen Augenblick da, um mich zu vergewissern, dass die Unterhaltung tatsächlich beendet war, und steuerte dann seufzend auf die Küche zu, um mich auf die Suche nach meinem Abendessen zu machen.
    Als ich Sammy das erste Mal sah, stand er im Büro meines Vaters, sah entsetzlich bunt aus in einer braunen Baumwollweste über einem mintgrünen T-Shirt, einer grauen Gap-Hose, die am Aufschlag hochgekrempelt war, und schwarzen Penny-Loafern. Er nickte nervös, während mein Vater mit einem skeptischen Stirnrunzeln seine schlaksige Gestalt betrachtete. »Das ist Samuel Haber«, sagte mein Vater verächtlich, als würde er mir eine ärgerliche Warze an seiner Zehe zeigen. »Er ist wegen des Jobs an der Presse hier.« Mein Vater war ein stämmiger, massiger Mann, einen Meter neunzig groß, von zähem polnischen Wuchs, mit kantigen Kiefern unter seinem ständigen Stirnrunzeln und einem Stiernacken, der so knorrig aussah wie ein Baumstamm. Neben seiner einschüchternden Masse sah Sammy aus wie ein Bonsai-Bäumchen.
    »Freut mich«, sagte Sammy, streckte eine Hand aus und schüttelte meine fröhlich. »Ich habe noch keine Freunde, aber wenn ich welche hätte, würden sie mich Sammy nennen.«
    »Ich bin Joe«, sagte ich. Als ich seine hagere Gestalt und sein unbehaartes Milchgesicht betrachtete, begriff ich die Skepsis meines Vaters. Ich fragte mich, wie oft, wenn überhaupt, Sammy sich rasierte. »Ich nehme an, du bist neu in der Gegend.«
    »Eben erst hergezogen«, sagte er. Er wandte sich an meinen Vater. »Also, großer Mann, wann fange ich an?«
    Die Augen meines Vaters verengten sich zu Schlitzen. Er war kein Mann, der scherzhafte Vertraulichkeiten von seinen eigenen Kindern schätzte, geschweige denn von einem fremden Jungen. Arthur Goffman konnte nicht viel mit einem Jungen anfangen, der kein Sportler war, wie ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung nur zu gut wusste, und Sammy gehörte eindeutig einer völlig anderen Gattung an. Ich mochte ihn auf Anhieb.
    Mein Vater knurrte. »Hör zu, Samuel«, begann er, »ich will ganz offen zu dir sein«, was er im Allgemeinen sagte, wenn er kurz davor war, einen herunterzuputzen. »Es ist eine große Maschine, und du bist ein hagerer kleiner Bursche. Wenn du sie bedienen kannst, hast du den Job. Aber wenn du nicht damit zurechtkommst, wirst du nur die Produktion aufhalten, und das kann ich nicht gebrauchen.«
    »Schon verstanden, schon verstanden«, sagte Sammy und nickte nachdrücklich. »Keine Sorge. Ich bin stärker, als ich aussehe.«
    »Das wirst du auch sein müssen.«
    »Guter Witz, Sir.«
    »Und du lässt diese Schutzgeländer herunter, verstanden?«, fuhr mein Vater fort, bevor er sich mit strenger Miene an mich wandte. »Du zeigst ihm die Schutzgeländer und siehst zu, wie er sie herunterlässt, verstanden?« Ich nickte, und er wandte sich wieder an Sammy. »Wenn du deinen Arm auf der Platte lässt, wenn die Presse runterkommt gehst du mit einem Stumpf nach Hause.«
    »Vorschriftsmäßig zur Kenntnis genommen«, sagte Sammy. »Das Management missbilligt Amputationen.« Und dann fügte er, mit theatralisch gedämpfter Stimme, hinzu: »Danke für die Chance, großer Mann. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    Mein Vater starrte ihn einen langen Augenblick an, als versuchte er zu ergründen, ob ihm da irgendein Witz entgangen war. »Nenn mich nicht großer Mann.«
    »Schon verstanden, Arthur.«
    »Mr. Goffman.«
    »Das hätte ich als Nächstes getippt.«
    Mein Vater seufzte einmal tief. »Na schön, du bist eingestellt.«
    »Cool«, sagte Sammy.
    »Du lässt diese Schutzgeländer herunter«, imitierte Sammy das Knurren meines Vaters verblüffend gut, als ich mit ihm zu seiner Presse hinüberging. »Wir können nicht zulassen, dass ein abgetrennter Arm die Produktion aufhält. Mein Gott! Hat man diesem Typen mit vorgehaltener Pistole bei-gebracht, wie man auf den Topf geht, oder was?«
    »Jetzt ist vielleicht der richtige Augenblick, dir zu sagen, dass er mein Dad ist«, sagte ich, nicht sicher, ob ich beleidigt oder amüsiert sein sollte.
    Er blieb stehen und sah mich unsicher an. »Du machst Witze, stimmt's?«
    »Leider nicht.«
    »Du mich auch, vielen Dank!«, sagte er nachdrücklich.
    Ich entschied mich für amüsiert. »Mach dir keine Sorgen deswegen.«
    »Nein, wirklich.

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