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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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hatte? Ich musste mich zusammenreißen, um meine Hand aus meiner Badehose zu halten, während ich im Pool herumschwamm und mich in Lucys Gesellschaft aalte. Ich gewöhnte mir an, mein Handtuch am Rand des Pools liegen zu lassen, sodass ich, wenn ich schließlich voller Bedauern aus dem Wasser kletterte, das aufgerichtete Monster in meiner Hose geschickt verbergen konnte.
    Es wurde zu einer täglichen Notwendigkeit, nach dem Schwimmen in Sammys Haus zu duschen, meine einsame Gelegenheit, die überschüssige sexuelle Anspannung in mir abzureagieren. Danach fuhren Sammy und ich mit Brads Wagen in die Stadt, den er mir widerwillig für den Sommer geliehen hatte, solange er fort war. Wir trafen uns mit Wayne auf einen Burger oder eine Pizza und gingen dann ins Kino oder hingen einfach nur herum.
    Sammy und Wayne verstanden sich auf Anhieb. Ich hatte schon bemerkt, wie Sammys frenetisches Gehabe und ständiges Geplapper manchen Leuten auf den Wecker ging, aber Waynes ausgeglichene, entspannte Art war perfekt dafür geeignet. Sammy fügte sich nahtlos in unseren Rhythmus ein, wie ein fahrender Musiker, der in die Band mit einstimmt, und wir wurden ein fröhliches kleines Trio.
    Die Tage dieses mörderischen Sommers gingen nahtlos ineinander über, als kämen sie vom Fließband, jeder einzelne Tag war identisch mit dem davor und dem danach. Lange, schwelende Nachmittage, verbracht in masturbatorischer Faszination von jeder lässigen Bewegung, die Lucy machte, jeder sinnlichen Kurve und geheimnisvollen Spalte, und Nächte, in denen ich mit Sammy und Wayne herumhing. Selbst jetzt noch, mit dem Wissen, was danach geschah, was bereits geschah, kann ich mich erinnern, wie sehr ich diesen Sommer genoss: eine dunstige, feuchte, schimmernde Ewigkeit stumpfsinniger Hilfsarbeit, die Spritzer und Gerüche des gechlorten Poolwassers und Lucys herrlich pornografischer Körper. Für einen Sommer war es eigentlich gar nicht so übel.

6
    Ich glaubte, Bush Falls recht gut in Erinnerung zu haben, als ich das Buch schrieb, aber als ich jetzt zum ersten Mal seit siebzehn Jahren wieder durch die Stadt fahre, wird mir bewusst, dass ich nichts als oberflächliche Erinnerungen besaß, Ersatzstücke aus Pappe anstelle der wirklichen Erinnerungen, die erst jetzt allmählich auftauchen. Die körperliche Erfahrung meiner Rückkehr weckt tief schlummernde Erinnerungen, und während ich die Blicke durch meine Heimatstadt schweifen lasse, bin ich verblüfft von der erneuerten Klarheit der Dinge, die ich in meinem Unterbewusstsein vergraben hatte. Erinnerungen, die in siebzehn Jahren Abrieb längst zu Staub hätten zerfallen sollen, sind lediglich hermetisch abgeschlossen gewesen und perfekt erhalten und werden nun wie durch eine posthypnotische Suggestion hervorgeholt. Ich empfinde es als eine Art Verrat, dass mein Geist ohne mein Wissen eine solch starke Verbindung zu der Stadt aufrechterhalten hat, als hätte sich mein Gehirn hinter meinem Rücken heimlich herumgetrieben.
    Bush Falls ist eine typische, wenn auch etwas kleinere Version vieler Mittelschichtstädte Connecticuts, eine geplante und entschlossen angelegte Vorstadt, in der die Rasen grün und die Zäune überwiegend weiß sind. Vor allem die Gartengestaltung wird in Connecticut überaus ernst genommen. Die Bürger schmücken ihr Zuhause nicht mit Wappen über dem Eingang; sie haben Hecken, Fuchsien und Schattengrün, Blumenbeete und Smaragd-Lebensbäume. Ein vernachlässigter Rasen sticht hervor wie ein Kropf, das verräterische Symptom einer dysfunktionalen häuslichen Drüse. Im Sommer gesellt sich zu dem Zirpen der Zikaden, unsichtbar in den Baumkronen, das gedämpfte, maschinengewehrartige Flüstern von eintausend rotierenden Rasensprengern, von denen manche nach dem Abendessen aus der Garage gezerrt und andere unten auf dem Rasen installiert und mit Zeitschaltuhren programmiert werden. Bald, das weiß ich, werden die Rasensprenger bis zur nächsten Saison weggeräumt und von Rechen und Laubsaugern ersetzt werden, aber im Augenblick sind sie noch unübersehbar, während ich die Stratfield Road hinunterfahre, die Hauptverkehrsader, die die Wohngegend von Bush Falls mit dem Geschäftsviertel verbindet.
    Obwohl alles noch fast genauso aussieht wie zu dem Zeitpunkt, als ich wegging, weiß ich doch, dass Falls leidet. RJ. Porter's hat vor fünf Jahren Pleite gemacht, wodurch über eintausend Jobs verloren gingen. Die meisten Leute in Falls konnten zwar neue Jobs auf dem damals immer noch

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