Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper

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rasch. Und dann, mit einem letzten, hasserfüllten Blick zurück zu mir, verlässt sie das Duchess. Brad kommt kopfschüttelnd wieder auf mich zu, und auf einmal bemerkt er die sieben oder acht Gäste, die stocksteif dasitzen und uns mit offenen Mündern anstarren. »Die Show ist vorbei, Leute«, verkündet er gereizt, wobei er jeden von ihnen anstarrt, bis sie die Blicke abwenden. »Zumindest fürs Erste«, murmelt er mir fast unhörbar zu, als wir wieder in der Sitznische Platz nehmen. Ich spüre, wie mein Hemd an mir klebt, als ich mich auf meinem Platz gegen die Bank lehne. Der Milchshake ist mir offenbar bis an die Taille hinuntergelaufen und schlägt sich nun weiter nach Süden durch.
    »Wer zum Teufel war das denn?«, sage ich.
    »Das weißt du nicht?«
    »Ich dachte, das hätte ich mit meiner Frage klargestellt.«
    »Das war Francine Dugan. Frau des Coachs.«
    »Oh«, sage ich und nicke dämlich. »Ich habe sie nicht erkannt.«
    »Ist es jetzt etwas verständlicher?«
    »Das schon«, sage ich. »Bis auf den Teil, wo du sie Franny nennst und sie dich umarmt. Seit wann stehst du Dugans Frau denn so nah?«
    Brad sieht mich an. »Ich bin der Assistenzcoach für die Cougars. Ich dachte, das wüsstest du.«
    »Seit wann brauchen Highschool-Basketballteams denn einen Assistenzcoach?«
    Brad seufzt. »Brauchen sie eigentlich nicht. Aber Dugan ist nicht mehr der Jüngste, weißt du. Er ist schon fast siebzig. Es soll eine Übergangsgeschichte sein. Ich bin für ein, zwei Jahre sein Assistent, leite die wöchentlichen Trainings, bin fürs Anbrüllen und die Drillübungen zuständig. Dann scheidet er aus Altersgründen aus, und ich übernehme.«
    »Willst du denn überhaupt Coach sein?« Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, dass Brad an einer Tätigkeit als Coach interessiert sein könnte.
    »Es ist kein schlechter Job«, sagt er defensiv. »Anständige Bezahlung und eine tolle Pension. Das ist 'ne Menge mehr, als ich in letzter Zeit übers Werbegeschäft sagen könnte.«
    Jetzt, wo er es sagt, klingt es völlig einleuchtend. Highschoolstars leben für immer in der Vergangenheit, als sei kein Teil ihres Lebens davor oder danach so echt wie die vier Jahre, die sie damit verbracht haben, das Spiel zu spielen. Der Rest ihres Lebens ist nur noch die Zeit nach dem Basketball, Soldaten, die den Krieg vermissen. Ich muss an die Spannungen denken, die ich zwischen Cindy und Brad im Krankenhaus intuitiv gespürt habe. Man kann sich leicht ausrechnen, dass sich Brad nach jenen Tagen zurücksehnt, als er der Stadtheld war, der von allen, einschließlich seiner Frau, angehimmelt wurde. »Wie lange bist du denn schon Assistenzcoach?« »Fünf Jahre.«
    »Das ist aber ein ganz schön langer Übergang, was?« Er seufzt. »Ist aber so.« »Dugan will nicht aufhören«, sage ich. »Bingo.«
    Das klingt ebenfalls einleuchtend. Wenn die Basketballspieler von Bush Falls die strahlenden Ritter der Stadt sind, dann ist Dugan ihr King, von allen verehrt. Wohin er auch geht, wird er mit »Hey, Coach«, »Tolles Spiel, Coach!«, »Heiz ihnen ein, Coach« oder irgendeiner Variation über dieses Thema begrüßt. Sein persönlicher Tisch wartet immer im Halbzeit auf ihn, wohin er traditionell nach jedem Heimspiel mit seiner Frau geht. Das Restaurant ist im Allgemeinen gesteckt voll mit ehemaligen Cougars, und wenn er es betritt, bekommt er unweigerlich eine Runde Applaus, den er zweifellos mit einer gekünstelt verlegenen Handbewegung abtut, längst nachdem er abgeflaut ist.
    Diese Art blinder Ehrfurcht verleiht ihm eine nicht geringe Macht in Bush Falls, vor allem wenn seine früheren Spieler in gut bezahlte Positionen in der Gemeinde aufsteigen. Ex-Sportler verlassen selten ihre Heimatstadt. In der Fremde würden sie nur einer von vielen sein, ein undenkbares Schicksal, wenn man vier glorreiche Jahre für das führende Highschool-Basketballteam der Region gespielt hat. Die Absolventen von Dugans Basketballprogramm sind eine Bruderschaft unter sich, und er ist ihr souveräner Anführer, der Mittelpunkt, der ihnen als einziges Verbindungsstück zu ihrer glorreichen Vergangenheit dient. Wenn ein Ex-Cougar einen Job braucht, sorgt Dugan dafür, dass er einen bekommt. Wenn ein Ex-Cougar sich um ein kommunales Amt bewirbt, sorgt Dugan dafür, dass er die notwendigen Stimmen bekommt. Aufgrund seiner Beziehungen quer durch Falls ist Dugan zudem ein äußerst erfolgreicher Spendenbeschaffer für die Bush Falls High, was ihm beträchtlichen Einfluss