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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Eine Laune der Installation, die seit meiner Kindheit nicht repariert worden ist, da mein Vater, seitdem er allein in diesem Haus wohnt, die Flurtoilette praktisch nicht mehr benutzt hat. Einen Augenblick lang versuche ich, mir eine Kette von Umständen einfallen zu lassen, die meinen Vater dazu bewogen haben könnten, die Toilette im Flur zu benutzen, aber mir fällt nichts ein. Mit der kleinen Toilette unten und seinem eigenen großen Bad hinter seinem Schlafzimmer hatte er nie wirklich einen Grund dazu. Und Arthur Goffman gehört nicht zu der Sorte Mann, der aus einer Laune heraus den Schauplatz wechselt, um seine Notdurft zu verrichten. Ich gehe zurück in mein Zimmer und trete an das Doppelfenster, das auf den Vorgarten hinausgeht, und betaste geistesabwesend das Fenstergitter aus weißem Plastik. Mein Vater hatte das Fenstergitter angebracht, da die Tauben immer wieder gegen das große Fenster geprallt waren. Ich kann mich noch lebhaft an das Ekel erregende Geräusch erinnern, das mir durch Mark und Bein ging, wenn es mich in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf riss. Dann schlich ich zögernd ans Fenster und sah den Vogel auf den Stufen vor dem Haus liegen, zitternd und benommen von dem für ihn plötzlichen, unerklärlichen Aufprall. Im Allgemeinen erholten sie sich nach wenigen Minuten und stiegen wieder in die Lüfte auf, zu einer neuen, ziellosen Flugroute, mit der unbestimmten und unangenehmen Vorstellung, dass sich die Luft gelegentlich ohne jede Vorwarnung zu einem Hindernis verdichtet und sie vom Himmel herunterholt. Aber hin und wieder endete der Zusammenstoß tödlich, und ich war gezwungen, die tote Taube mit einer der roten Schneeschaufeln, die in der Garage standen, zu entfernen und sie in einem flachen, unbezeichneten Grab hinter den Hecken zu bestatten. Als ich das zweite Mal eine Taube mit einem zertrümmerten Schädel begrub, übergab ich mich gründlich und hatte danach noch stundenlang einen flauen Magen, was meinen Vater - wenn auch widerwillig - veranlasste, das Fenstergitter anzubringen, wobei er irgendetwas über meine fragile Verfassung vor sich hinmurmelte.
    Es klingelt an der Tür, und so gern ich mich noch länger liebevollen Tagträumen von drittklassigen Bands, zertrümmerten Vögeln und meinem unsensiblen Vater hingeben möchte, verbanne ich sie doch aus meinem Kopf und laufe nach unten, um die Tür zu öffnen.
    Das blasse, entkräftete Wrack von einem Mann, der in ausgebeulten Jeans und einer alten Cougars-Jacke vor der Haustür meines Vaters steht, entpuppt sich als Wayne Hargrove, aber ich brauche ein paar Takte, bevor ich ihn erkenne. Sein einst dichtes blondes Haar hat sich fast völlig gelichtet, bis auf ein paar farblose Büschel, die an vereinzelten Stellen seinen Schädel umwehen, und unter seinen Augen, die tief in ihre Höhlen versunken sind, liegen dunkle Ringe. Er ist entsetzlich dürr, auf eine kantige Weise; mit gekrümmten Schultern und hervortretenden Ellbogen schrumpft er zusammen zu einem Gesamteindruck, der zu einem weitaus älteren Mann gehört. Das teigige, durchscheinende Fleisch auf Stirn und Nacken ist von kleinen, merlotfarbenen Klümpchen übersät, die typisch für das Kaposi-Sarkom sind, als seien noch weitere Beweise seines fürchterlichen Zustands erforderlich.
    »Die Gerüchte stimmen also«, sagt mein alter Freund und lehnt sich mit vertrauter Lässigkeit gegen den Türrahmen, als sei es erst gestern gewesen und nicht siebzehn Jahre her, dass er einfach bei mir vorbeischaute, wenn ihm danach war. »Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt.«
    »Gute Nachrichten sprechen sich schnell herum«, sage ich grinsend und schüttele ihm die Hand. Ich kann seine Knochen spüren, brüchig und lose, die sich unter seiner klammen, hauchdünnen Haut bewegen, als sie unter dem Druck meiner Hand nachgeben.
    »Nachrichten jeder Art sprechen sich in dieser Stadt schnell herum«, sagt Wayne. »Niemand weiß das besser als die Schwuchtel der Stadt.«

    Wir mustern uns einen Augenblick oder zwei. »Es ist schön, dich zu sehen«, sage ich. Er grinst, und eine Spur des alten Wayne, jung, großspurig, ständig amüsiert, huscht für einen Augenblick über sein ausgemergeltes Gesicht. »Willst du mir nicht sagen, wie toll ich aussehe? Wie gut die Jahre es mit mir gemeint haben?«
    »Ich wollte eben schon sagen, du musst mir den Namen deines Diätberaters nennen.«
    Waynes Lachen hat etwas Kraftvolles und Hemmungsloses, und ich beglückwünsche mich zu meinem direkten

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