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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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auf die Lippe. Auf einmal sah sie tief erschöpft aus.
    »Ich bin froh, dass ihr beide, du und Sammy, Freunde geworden seid«, sagte sie.
    »Ich auch.«
    »Nein. Ich meine, ich bin froh, dass er einen Freund wie dich hat, mit dem er zur Schule gehen wird.« Sie warf einen Blick über die Schulter und beugte sich vor, und jetzt konnte ich sehen, wo sich die Linie teilte und in zwei symmetrischen Kurven fortlief. Eine Erektion hätte sich in diesem Augenblick sofort gezeigt, hätte meine nasse Badehose ausgebeult und sich wie ein ungehobelter, unerwünschter Gast im Haus angekündigt. Lucy sprach in einem leisen Flüsterton, während ich verzweifelt um anhaltende Schlaffheit betete.
    »Er hatte immer schon Probleme in der Schule«, sagte sie. »Kinder können unglaublich grausam sein, wenn sie wollen.«
    »Es wird schon okay sein«, sagte ich unbeholfen.
    »Du wirst auf ihn aufpassen, ja?«
    »Das werden wir beide.«
    Die Richtung, die dieses Gespräch nahm, gefiel mir nicht, und Lucy schien es zu spüren. Sie nickte leicht und lehnte sich auf der Couch zurück. »Sag ihm nicht, dass ich etwas gesagt habe.«
    »Keine Sorge«, sagte ich etwas nachdrücklicher als beabsichtigt, und sie kicherte.
    »Na dann, ich will dich nicht aufhalten«, sagte sie.
    »Sie und jede andere Frau, die ich treffe.«
    »Wenn ich fünfzehn Jahre jünger wäre...«, neckte sie mich.
    »Sie würden in einer völlig anderen Liga spielen als ich«, sagte ich, und sie lachte wieder.
    Als ich aus dem Haus trat, waren Wayne und Sammy im Wasser und küssten sich innig unter dem Sprungbrett, wobei Waynes muskulöser Arm leicht auf Sammys knochiger Schulter ruhte. Sie machten mit den Köpfen sanft kreisende Bewegungen, während sie die Kiefer rhythmisch aneinander rieben. Sammys Hand kam hoch und strich Wayne sanft übers Gesicht. Meine Knie knickten ein, und ich verspürte einen überwältigenden Drang zu flüchten. Ich wollte die Art Bursche sein, der auf sie zu rennen und »Sucht euch doch ein Zimmer!«, brüllen und mit einem frechen Hocksprung genau neben ihnen im Wasser landen würde. Ich wusste, dass sie diese Geste zu schätzen wissen würden, aber ich konnte es einfach nicht. Es zu wissen war eine Sache; die konzentrierte Leidenschaft ihres Kusses mit anzusehen eine völlig andere.
    Ich zog mich leise zurück und ging wieder ins Wohnzimmer, wo Lucy auf der Couch lag, eine Zigarette rauchte und mit einem besorgten Stirnrunzeln an die Decke starrte.
    »Ich denke, ich werde vielleicht ein bisschen hier drinnen bleiben«, sagte ich.
    Sie starrte mich eine kleine Ewigkeit gebannt an, mit einer Miene, die eine gequälte Mischung aus Bestürzung und Resignation verriet, dann setzte sie sich auf und klopfte mit der flachen Hand auf das Stück Couch neben sich.
    »Setz dich«, sagte sie lächelnd und drückte die Zigarette in dem Aschenbecher auf dem Couchtisch aus. »Ich hole dir eine Cola.« Sie ging um die Couch und hielt dann inne, tätschelte leicht meine nackte Schulter und ließ die Hand einen Augenblick auf ihr ruhen.
    »Joe«, sagte sie hinter mir.
    »Ja«
    »Du bist wirklich ein süßer Kerl.«
    »Ja.« Ich wandte mich nicht um, da ich nicht wollte, dass sie mich weinen sah.
    Der Tag der Arbeit schlich sich wie ein Fassadenkletterer mitten in der Nacht an, und als wir aufwachten, war uns der Sommer vor der Nase gestohlen worden. Der Pool der Habers war entleert, winterfest gemacht und bedeckt, ebenso wie Lucy, die ihre Bikinis zu meiner grenzenlosen Enttäuschung bis zur nächsten Saison weggeräumt hatte. Der erste Tag unseres letzten Highschooljahres zeichnete sich totemistisch am Horizont ab, wie eine nicht zu enträtselnde Sturmwolke.
    In der Nacht vor unserem ersten Highschooljahr waren Wayne und ich heimlich über die Feuertreppe, die an der Rückseite der Bush Falls High verlief, aufs Dach geklettert. Wir hatten uns auf die große weiße Kuppel gekauert, von der man auf den Rasen vor der Schule hinuntersah, ein Päckchen Dunhills geraucht und über das kommende Schuljahr sinniert. Dieser Abend entwickelte sich zu einem alljährlichen Ritual für uns, das in der Nacht vor Beginn des vorletzten Highschooljahres leicht abgewandelt wurde, indem Wayne die üblichen Dunhills durch ein Päckchen Marihuana ersetzte, das er bei dem stotternden Tankwart an der Sunoco-Tankstelle gekauft hatte. Das erwies sich als fast fatale Fehleinschätzung, als Wayne um ein Haar von der Kuppel fiel und mich mitriss, nachdem unser kollektives Gleichgewicht

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