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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Gefälligkeiten, die Anschuldigungen wegen Trunkenheit am Steuer unter den Teppich zu kehren, und die etwas undurchsichtigeren Verbindungen von Seans Vater halfen, Suzies gramgebeugte Eltern zum Schweigen zu bringen, als sie dagegen protestierten. Eine Zeit lang war es das Einzige, worüber alle in der Stadt reden konnten, aber wie alle Kleinstadtskandale nahm die Sache ihren Lauf und verlor sich dann im bunten Hintergrund des Sagenguts der Stadt. Ohne Basketball konnte Sean keinen zwingenden Grund finden, aufs College zu gehen, und entschied sich stattdessen, in Falls zu bleiben und seinen aufkommenden Ruf als gemeingefährlicher Säufer weiterzupflegen. Er stieg in das Abrissunternehmen seines Vaters ein, und dort schien er endlich ein gewisses Maß an Befriedigung zu finden, nachdem er ja schon immer einen ausgeprägten Hang zur Zerstörung gehegt hatte. Eines Abends, als er sich im Halbzeitpub voll laufen ließ, erlaubte sich ein Excougar namens Bill Tuttle, der ein paar Jahre vor Seans Zeit gespielt hatte, in einer verhängnisvollen Fehleinschätzung die Bemerkung, Seans Team sei in seinem letzten Highschooljahr dafür verantwortlich gewesen, dass die beispiellose Glückssträhne der Cougars bei den Meisterschaften ein Ende nahm. Vier Mann mussten zupacken, um Sean von ihm wegzuzerren, und zu dem Zeitpunkt hatte er Tuttle bereits den Schädel eingeschlagen. Der Sheriff konnte, was Sean betraf, kein Auge mehr zudrücken, und letztendlich musste er sieben Monate einer dreijährigen Haftstrafe wegen gewaltsamer Körperverletzung absitzen.
    »Er sagte, er hätte im Gefängnis Jesus gefunden«, sagt Wayne mit einem süffisanten Grinsen. »Und offenbar hat Jesus Körperkultur und Gewichtheben gepredigt, denn als Sean wieder rauskam, war er nur noch kräftiger und gemeiner als vorher. Das war vor etwa fünf Jahren. Seitdem ist er noch ein paar Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber er ist eben immer noch ein Cougar, da konnte er sich Mord und Totschlag erlauben.«
    »Ich hoffe, du sprichst bildlich«, sage ich und ziehe die Augenbrauen hoch. »Ich meine, das mit dem Mord.« »Ja, aber nur knapp.« »Na toll.«
    »Du hast die volle Ladung abgekriegt«, sagt Wayne und nickt beipflichtend. »Aber das ist langweilig. Hast du Carly schon gesehen?«
    Ich sehe zu ihm hinüber, aber er hat die Augen immer noch geschlossen. »Was hat das denn mit irgendwas zu tun?«
    »Wir haben das Thema gewechselt.«
    »Oh.«
    »Warum rufst du sie nicht an?«, sagt Wayne. »Inzwischen hat sie mit Sicherheit gehört, dass du hier bist.«
    »Und da mein Wiedersehen ja mit allen Leuten so glatt verläuft«, sage ich.
    »Ich habe dich noch nicht verprügelt.« Er schlägt die Augen auf. »Bieg hier rechts ab, in die Overlook.«
    »Wieso denn?«
    »Ich werd's dir zeigen.«
    Ich biege ab und fahre etwa bis zur Mitte des Blocks, wo Wayne mich anhalten lässt. »Hier lebt sie jetzt«, sagt er mit gedämpfter Stimme und zeigt durch das Fenster auf ein kleines Tudorhaus, vor dem unser Wagen im Leerlauf steht.
    »Tatsächlich«, sage ich neutral.
    »Sie leitet die Zeitung.«
    »Ich weiß.«
    »Sie ist geschieden.«
    Das haut mich um. »Ich wusste gar nicht, dass sie geheiratet hatte.«
    Wayne nickt feierlich. »Ein richtiges Arschloch. Nicht aus der Gegend. Hat sie geschlagen.«
    »Ausgeschlossen«, sage ich, während mein Bemühen um Lässigkeit wie ein Strohhalm in sich zusammenknickt. Waynes Worte treffen mich wie ein Rammbock. »Das hätte sie sich nie gefallen lassen.«
    »Naja, das erste Mal hat sie es sich gefallen lassen. Das zweite Mal landete sie im Krankenhaus.«
    »Oh, Scheiße«, sage ich leise und spüre, wie meine Augen zu tränen beginnen.
    »Und dann noch ein paar Mal«, sagt Wayne.
    Irgendetwas in seiner Stimme gibt mir einen Fingerzeig. »Ihr beide steht euch nah.«
    »Stimmt.«
    »Das heißt, sie wusste, dass du heute Abend bei mir vorbeischauen würdest?«
    »Sie sollte ursprünglich zu uns stoßen. Sie muss es sich anders überlegt haben.« Er wendet sich zu mir um. » Ich nehme an, das war auch das Beste, nach dem, wie sich der Abend entwickelt hat.«
    »Was ... was denkt sie von mir?«, frage ich ihn zögernd. »Sie ist absolut unergründlich, was diese Frage anbelangt«, sagt er und schließt die Augen wieder. »Ich denke, du solltest mich jetzt besser nach Hause bringen, Mann. Ich sacke allmählich zusammen.«
    Ich lasse meinen Blick noch einen Moment länger auf Carlys Haus verweilen. Zu wissen, dass sie dort drinnen

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