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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Arsch, mit einer Hand gebieterisch auf Sean zeigend, steht mein Bruder Brad. »Es reicht, Sean«, sagt er mit leiser Stimme. »Jetzt ist nicht die Zeit dafür.«
    Sean rappelt sich langsam hoch, während er sich die Stelle dicht über dem linken Brustkorb reibt, und sieht Brad ungläubig an. »Verdammt, Goff, hast du mich etwa geschlagen?«
    »Lass es einfach, Sean«, sagt Brad. »Ich mein's ernst.«
    Hinter der Bar ruft Louis, der etwas zu klein geratene, wieselgesichtige Barmann, ängstlich: »Wollt ihr Jungs das vielleicht draußen klären?« Augenblicklich wird er von stürmischen Halt-deine-verdammte-Schnauze -Salven von der versammelten Menge attackiert, die sich die Unterhaltung eines Abends nicht nehmen lassen will.
    »Verteidigst du etwa dieses Stück Scheiße?«, sagt Sean. »Nach allem, was er über uns hier gesagt hat?«
    »Ich verteidige nicht, was er getan hat«, sagt Brad schlicht. »Aber ich werde nicht hier herumstehen und zusehen, wie du ihn zusammenschlägst.«
    Irgendetwas in meiner Magengegend horcht auf und würgt an Brads Worten, und langsam rolle ich mich vom Tisch und rappele mich auf meine wackeligen Beine hoch. Sean steht Brad inzwischen Auge in Auge gegenüber. »Verdammt, verpiss dich von hier, Goff«, sagt er drohend und wischt sich etwas Spucke vom Mund. »Soll er sich doch selbst schlagen.«
    »Dazu wird es nicht kommen«, sagt Brad leise. Mir verschlägt es fast die Sprache vor dem Schwall von Dankbarkeit und Bewunderung, der mich durchströmt, als mein älterer Bruder für mich eintritt. Ich bekomme einen Kloß im Hals, auch wenn das möglicherweise nur eine Folge-der Prügel ist, die ich soeben eingesteckt habe. Die Luft zwischen Brad und Sean scheint sich sichtbar zu verdichten und herumzuwirbeln, während sie die Muskeln spielen lassen und jeder darauf wartet, dass der andere das Patt beendet. Mit sinkendem Mut wird mir bewusst, dass es hier unmöglich einen friedlichen Ausweg geben kann. Eitelkeit und Männlichkeit sind nun mit ins Spiel gekommen, und das auch noch in der Öffentlichkeit. Jetzt muss Blut fließen. Mein ramponiertes Gesicht beginnt heiß zu pochen.
    »Ist schon okay, Brad. Ich kann das regeln«, sage ich, nicht weil ich es kann, sondern weil ich ein Idiot bin, der meint, immer etwas sagen zu müssen.
    Ein anerkennender Chor kommt von der Menge, anonyme Zurufe an Brad, seinen Bruder die Sache selber ausfechten zu lassen et cetera, die er, so hoffe ich bei Gott, nicht beachten wird. Brad wirft mir einen vernichtenden, skeptischen Blick zu, der fast schon an Verachtung grenzt, denselben Blick, den ich Vorjahren von ihm bekommen hätte, wenn ich ihn zu einem Eins-gegen-Eins herausgefordert hätte. Normalerweise würde mich dieser Blick in eine solche Wut versetzen, dass ich irgendetwas fahrlässig Dummes tun würde, aber in diesem Augenblick empfinde ich ihn eindeutig als beruhigend. Brad wird nicht zulassen, dass ich mich heute Abend umbringe.
    »Du verziehst dich besser, Goff«, sagt Sean, die Stimme heiser vor Wut. »Ich habe kein Problem mit dir, aber wenn du jetzt nicht abtrittst, dann trete ich nach.«
    »Na, dann komm doch«, sagt Brad. Sean tritt vor, und Brad reißt abwehrend die Hände hoch, die Stirn in grimmiger Entschlossenheit tief gefurcht, aber bevor irgendetwas passieren kann, zerreißt eine donnernde Stimme die lähmende Stille und lässt beide Kämpfer an Ort und Stelle verharren. »Was zum Teufel ist hier los?«
    Die Schaulustigen bilden eine Gasse und durch sie schreitet ohne Eile, mit einem fast königlichen Gang, Coach Dugan. Der Coach ist ein hoch gewachsener, eindrucksvoller Mann mit einer hohen Stirn und dunklen, finster blickenden Augen. Das Haar unter seiner stets gegenwärtigen Cougars-Mütze hat sich in den Jahren, seit ich ihn das letzte Mal sah, von Grau zu Titanweiß verfärbt, und sein Gesicht ist weitaus zerknitterter, als ich es in Erinnerung habe. Teile seines Körpergerüsts knarren und biegen sich inzwischen unter dem Gewicht der Zeit, aber er verströmt noch immer eine beeindruckende Würde, als er sich seinen Weg durch die respektvolle Menge bahnt, ein General, der sich mit geübten Bewegungen unter seine Truppen mischt.
    »Talion!«, brüllt Dugan mit kehliger Stimme. »Goffman! Was zum Teufel macht ihr beide da?«
    »Es geht nicht um ihn«, sagt Sean, noch immer wie erstarrt in seiner Kämpferhaltung. Er zeigt an Brad vorbei auf mich. »Es geht um den Bruder.«
    Der Coach wendet sich zu mir um, und seine Augen brennen zwei

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