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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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konnte nicht so viele Wilsons geben in der Twinkie-Fabrik.
Michaels Besucher
    Michael machte gerade das Bett, als es an der Tür klingelte. Er mußte über sich selbst lachen, als er sich beeilte. Er machte das Bett nie seinetwegen. Er tat es wegen anderer Leute … oder in der Hoffnung auf andere Leute.
    Das war auch der wahre Grund dafür, daß er die Toilette immer sauber hielt und im Badezimmerschränkchen stets eine frische Gästezahnbürste aufbewahrte. Man konnte nie wissen, wann man sich in der Rolle der zukünftigen Ehegattin bewähren mußte.
    Beim zweiten Klingeln öffnete er die Tür. Innerlich hatte er sich bereits darauf eingestellt, Mary Ann wieder mal sein mitfühlendes Ohr zu leihen.
    »Brian!«
    »Ich … störe doch nicht etwa?«
    »Ehrlich gesagt räkelt sich gerade Casey Donovan in meinem Boudoir.«
    »Oh, entsch …«
    »Das war ein Witz, Brian. Reine Extravaganz. Was kann ich für dich tun?«
    »Nichts … Ich … ich hab noch ’ne Portion Maui Wowie über. Und da hab ich gedacht, daß du vielleicht auch Lust hättest, was zu rauchen … und ’ne Weile zu quatschen.«
    Was für ein drolliges Wort, dachte Michael. Quatschen. Die Heteros trauerten der Hippieära immer noch nach.
     
    Das Gras wirkte sehr rasch.
    »Meine Fresse«, platzte Michael heraus. »Wie teuer ist das Zeug denn?«
    »Zweihundert die Unze.«
    »Ich bitte dich!«
    »Ich schwör’s bei Gott.«
    »Meine Zähne sind ganz taub.«
    »Wer braucht die schon?«
    Michael lachte. »Wo du recht hast, hast du recht! Ist das Zeug von hier, Brian?«
    »Mhmm. Aus LA«
    »Das gute alte Lah!«
    »Hmh?«
    »Lah. L.A …. kapiert?«
    »Ach so … ja.«
    »L.A. ist Lah. Und S.F. ist Sif.«
    »Wie wahr!«
    Sie lachten. »Meine Fresse, Brian. Noch ein Zug, und ich seh den lieben Gott.«
    »Zu spät. Er ist nach Lah umgezogen.«
    »Der liebe Gott ist in Lah?«
    »Was glaubst du, wer mir das Zeug verkauft hat?«
     
    »Manchmal«, sagte Brian, »hab ich das Gefühl, daß es aus und vorbei ist mit der sexuellen Revolution. Weißt du, was ich meine?«
    »Denk schon.«
    »Ich mein … was ist noch übrig? Verstehst du?«
    »Klar.«
    »Typen und Tussis, Tussis und Tussis, Typen und Typen.«
    »Genau.«
    »Aber jetzt … weißt du … das Pendel.«
    »Genau … das verfluchte Pendel.«
    »Ich meine, Michael … ich glaube … ich glaube, die Sache ist gelaufen, Mann.«
    »Welche Sache?«
    »Alles.«
    »Sodom und Gomorrha, hm?«
    »Vielleicht nicht ganz so … dramatisch, aber so in der Preislage. Wir werden die … mit wir mein ich solche Leute wie dich und mich … wir werden die fünfzigjährigen Libertins sein in einer Welt voller zwanzigjähriger Calvinisten.«
    Michael schüttelte es. »Bei denen die Geilheit im Herzen sitzt wie bei Jimmy … aber sonst nirgends.«
    »Stimmt … Bist du jetzt geil?«
    Michaels Herz setzte aus. »Äh …«
    »Von Gras werd ich immer geil.«
    »Ja … ich weiß, was du meinst.«
    »Warum … tun wir dann nichts dagegen?«
     
    Es war so still im Zimmer, daß Michael die Haare auf Brians Brust wachsen hören konnte.
    »Findest du nicht … daß das … etwas kompliziert ist, Brian?«
    »Warum?«
    »Warum?« wiederholte Michael. »Na ja, ich … äh … wir beide sind nicht unbedingt vom selben Ufer, oder?«
    »Na und? Es muß in dieser verdammten Stadt doch wenigstens eine Kneipe geben, wo es Heterotussis und Schwule gibt.«
    »Du möchtest, daß wir … gemeinsam auf Aufriß gehen?«
    »Könnte ein Riesenspaß werden, hm?«
    Michael sah ihn etwas länger an und lächelte dann träge. »Du meinst es richtig ernst, was?«
    »Aber natürlich!«
    »Das ist ja vielleicht abgedreht.«
    »Ich wußte, daß du darauf anspringst.«
    »Vielleicht«, sagte Michael, der gleich wieder zu Pan wurde, »können wir ja ein Pärchen auseinanderspannen.«
Die drei von der Sauna
    Alser das Haus der Hampton-Giddes verließ, inhalierte Jon den reinigenden Nebel, der sich von der Bay aus nach Seacliff ergossen hatte.
    Collier grinste ihn an. »Ich hab ja gewußt, daß es dir früher oder später bei den Ohren rauskommt.«
    »Halt die Klappe.«
    »Du bist noch immer vernarrt in dieses Tolliver-Jüngelchen, was?«
    »Ich bin in gar niemand vernarrt, Collier. Aber ich habe dieses giftige Gerede über irgendwelche Schnittchen gründlich satt. Das ist bloß die Trutschenvariante für den Chauvinismus der Mackerschweine!«
    »Kann ich das an Bartlett’s Worte der Woche schicken?«
    »Warum beschränkst du dich nicht aufs Fahren, hm?«
    »Fahren

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