Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
Vom Netzwerk:
wir in die Sauna?«
    »Da willst du doch hin oder?«
    »Ich könnte dich auch bei deinem Schnittchen absetzen.«
    »Wenn du noch einmal damit anfängst, Collier …«
    »Zur Sauna also, Milord.«
     
    Jon hüllte sich während der langen Fahrt in die Gegend um die Eighth und die Howard in Schweigen. Er litt unter seiner verfahrenen Situation. Die Spießigkeit der Hampton-Giddes erschien ihm ebensowenig erstrebenswert wie die Ziellosigkeit der Michael Tollivers.
    In so einer Lage bot die Sauna den einfachsten Ausweg.
    Diskret, leidenschaftslos und unverbindlich. Er konnte sich für ein, zwei Stunden austoben und danach wieder unbefleckt eintauchen in seine Existenz als Arzt.
    Es blieb ihm gar keine andere Wahl.
    Von Dekorateuren, Friseuren und bestimmten Polizeidienstgraden wurde in San Francisco geradezu erwartet, daß sie schwul waren.
    Aber wer wollte schon einen schwulen Gynäkologen?
    Seiner Erfahrung nach erwarteten die meisten Frauen von ihrem Gynäkologen Zurückhaltung, wenn er in ihre intimsten Regionen Einblick nahm. Sie erwarteten allerdings nicht, daß ihm diese Zurückhaltung leicht fiel. Im hintersten Winkel ihres Herzens glimmte eine schwache Hoffnung, daß sie dem armen Kerl gehörig den Kopf verdrehen würden.
    Ja, so ein schwuler Gynäkologe hatte es schon schwer.
     
    Im Fernsehraum der Club Baths hatte sich eine Horde Handtuchtarzans versammelt.
    Ausnahmsweise verfolgten sie gebannt das Fernsehprogramm.
    »Den Orgienraum kannst du während der Mary-Hartman-Show vergessen«, sagte Collier.
    Jon grinste. Er fühlte sich zusehends wohler. »Ich habe sowieso Hunger. Wir sind ja über die gedämpfte Winterendivie nicht hinausgekommen, wie du weißt.«
    Sie steckten ein paar Hot dogs in die Mikrowelle und lachten über den obligatorischen Aufkleber, der Leute mit Herzschrittmachern warnte. Ein Herzschrittmacher tauchte in den Club Baths ungefähr so häufig auf wie eine Accu-Jac-Wichsmaschine im Bohemian Club.
    Hinterher trennten sie sich, und jeder suchte sein persönliches Abenteuer im Wunderland.
     
    Jon strich eine Viertelstunde durch die Gänge und entschied sich schließlich für einen Dunkelhaarigen in einer Kabine neben den Duschen. Der Kerl lag auf seiner Liege und stützte sich auf die Ellbogen.
    Er hatte sein Handtuch noch um, und seine Lampe hatte er auf hell gestellt.
    Ein gutes Zeichen, dachte Jon. Wenn einer es furchtbar nötig hatte, schaltete er unweigerlich auf Schummerlicht und legte sein Handtuch ab.
     
    Als sie fertig waren, sagte Jon: »Wenn ich gehen soll, kannst du’s ruhig sagen.«
    »Kein Problem«, antwortete der Dunkelhaarige.
    »Es ist schön, ein bißchen dazuliegen.«
    »Ja. Da draußen ist die Hölle los.«
    »Wir haben Vollmond.«
    »Mir sind die ruhigeren Abende lieber. Ich meine … manchmal komme ich bloß her, um … mich zu entspannen.«
    »Ich auch.«
    Der Dunkelhaarige verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schaute zur Decke hoch. »Ich war heute abend nicht mal besonders geil.«
    »Ich auch nicht. Ich rede mir immer ein, daß ich bloß wegen der Dampfsauna herkomme, aber irgendwie funktioniert es dann doch anders.«
    Der Mann lachte. »Quelle coincidence! «
    Jon setzte sich auf. »Es ist wohl besser, ich gehe …«
    »Kann ich dich zu einem Kaffee einladen?«
    »Danke, aber ich bin mit einem Freund da.«
    »Dein Liebhaber?«
    Jon lachte. »O Gott, nein!«
    »Bist du … noch zu haben?«
    »Aber ja.«
    »Darf ich dir meine Telefonnummer geben?«
    Jon nickte und streckte dem Dunkelhaarigen seine Hand hin. »Ich heiße Jon«, stellte er sich vor.
    »Und ich heiße Beauchamp.«
Cruising im Stud
    Für seine nächtliche Tour mit Brian setzte Michael auf das Stud. Die Bar an der Folsom Street war entsprechend megasexuell, und ihre pseudoalternative Einrichtung würde Brian wohl am wenigsten verschrecken.
    Vielleicht würde sie ihn sogar an Sausalito erinnern.
    »Das erinnert mich an das Trident«, sagte Brian, als sie durch die Tür kamen.
    Michael grinste. »Das ist wohl die goldene Regel der Siebziger, was? Es spielt keine Rolle, was du anstellst, solang du es irgendwo machst, wo es wie in einer Scheune aussieht.«
    »Mensch! Sieh mal da drüben an der Bar! Was für Titten!«
    »Ja. Der rennt mindestens schon seit der High-School ins Fitneßstudio!«
    »Ich rede von der Tussi, Michael!«
    »Weißt du was?« sagte Michael. »Du guckst dir deine Sorte Titten an und ich mir meine!«
     
    Die Gäste standen zwanglos um den Tresen in der Mitte, manche in Dreier-

Weitere Kostenlose Bücher