Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
oder Vierergruppen. Sie lachten in kurzen, gekünstelten Ausbrüchen, und eine abgetakelt wirkende Band tat so, als würde Kenny Loggins »Back to Georgia« singen.
»Unser Plan sieht also so aus«, sagte Michael laut. »Wenn mir was über den Weg läuft, was für dich interessant sein könnte, treib ich es in deine Richtung.«
»Nicht es, Michael. Sie. «
»Genau. Und du machst umgekehrt das gleiche.«
»Keine Sorge.«
»Siehst du irgendwas, was dich anmacht?«
»Ja. Der Atombusen da drüben.«
»Die Frau mußt du aber erst noch von dem Kerl loseisen, mit dem sie da ist.«
»Vielleicht ist er ja schwul.«
»Das kannst du vergessen. Er ist hetero.«
»Wie willst du das denn wissen?«
»Sieh dir doch mal seinen Arsch an, Brian!«
»Haben Schwule nie einen fetten Arsch?«
»Wenn sie einen haben, dann gehen sie nicht in Bars. Das ist die andere goldene Regel der Siebziger.«
Die Frau, die sich neben Brian setzte, hatte ein beigefarbenes T-Shirt an, das in unaufdringlichen Kleinbuchstaben den Aufdruck »Miststück« trug.
»Seid ihr zwei Hübschen zusammen da?«
»Ja. Das heißt … nicht direkt. Er ist schwul, und ich bin hetero.«
»Wie schön für dich.«
»So war das nicht gemeint. Michael ist ein Freund von mir«
»Und was machst du so?«
»Du meinst mit Michael?«
»Nein. Du allein. Wie verdienst du zum Beispiel dein Geld?«
»Ich arbeite als Kellner. Im Perry’s.«
»Oh. Das ist ja abgedreht.«
Ihre Bemerkung ärgerte ihn. »Wieso?«
»Na ja, ich meine … dort geht’s doch richtig … künstlich zu, oder?«
»Mir gefällt’s«, log er. Von einer möchtegernradikalen Fotze im Miststück-T-Shirt ließ er seinen Arbeitsplatz doch nicht runtermachen.
»Ich arbeite für Francis.«
»Für Francis, das sprechende Maultier?«
Sie verdrehte genervt die Augen. »Für Francis Ford Coppola.«
Michael stand alleine an der Bar, als Brian zu ihm zurückkam.
»Und, hattest du Erfolg?«
Brian trank einen großen Schluck Bier. »Ich bin nicht lang genug am Ball geblieben, um es rauszufinden. Die war vielleicht daneben.«
»Was heißt das denn?«
»Ach, Schwamm drüber.«
»Stell dich nicht so an. Ich will die Schweinereien hören. Steht sie auf Fesselspiele? Läßt sie sich gern erniedrigen? Mag sie Natursekt? Oder kann sie etwa nur auf Satinbettlaken?«
»Sie wollte wissen, ob ich auf … Cockrings stehe.« Michael kreischte beinahe los. »Du nimmst mich auf den Arm!«
»Wozu ist so ein Ding denn überhaupt gut?«
»Ein Cockring? Mensch … wie soll ich das erklären? Es ist ein Stahlring mit … ungefähr so ’nem Durchmesser … obwohl, manchmal ist er auch aus Messing oder aus Leder … und den ziehst du über deine … Ausstattung.«
»Und wozu soll der Scheiß gut sein?«
»Damit steht er dir länger.«
»Oh.«
»Ist das Leben nicht voller Überraschungen?«
»Hast du einen?«
Michael lachte. »O Gott, nee.«
»Warum nicht?«
»Na ja … das ist bloß noch was, an das man denken muß. Von meinen Sonnenbrillen hatte ich noch keine länger als eine Woche.« Plötzlich lachte er. Ihm war etwas eingefallen. »Ich kannte mal einen Kerl … einen wie aus dem Ei gepellten Börsenmakler … und der hatte permanent einen um. Aber davon war er schnell wieder geheilt.«
»Was ist passiert?«
»Er mußte zu einer Konferenz nach Denver fliegen, und sie haben ihn drangekriegt, als er auf dem Flughafen durch den Metalldetektor marschiert ist.«
»O Gott! Was haben sie gemacht?«
»Sie haben seinen Koffer aufgemacht und seine schwarzen Lederchaps gefunden!«
Brian pfiff durch die Zähne und schüttelte den Kopf.
»Es ist noch nicht zu spät für einen Kaffee im Pam-Pam’s.«
»Die Verabredung gilt, Mann!«
»I am woman, hear me roar …«
Kurz nach sieben stolperte Beauchamp aus dem Bett und ins Badezimmer.
DeDe drehte sich auf die andere Seite, atmete gleichmäßig weiter und gab vor zu schlafen.
Diesmal wollte sie seine Entschuldigung gar nicht erst hören. Seine vielen Entschuldigungen hatten sie taub gemacht, und die Anstrengung, ihm immer wieder zu glauben, kostete sie viel zuviel Kraft.
Er war um vier Uhr früh nach Hause gekommen. Basta.
Es gab vielleicht keine andere Frau, aber es gab mit Sicherheit andere Frauen.
Ihre Reaktion darauf mußte durchschlagend, wohlüberlegt und frauentypisch sein. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie Helen Reddy sich in so einer Situation verhalten hätte.
Das Telefon riß sie dann um Viertel nach neun aus dem
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