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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Deal. Wie wär’s jetzt mit einem kleinen Strandspaziergang?«
    Mary Ann hatte keine besondere Lust dazu. Es war kalt draußen, und sie fand die Neon-Bierreklamen und die Stammkunden in Bowlingjacken, die den Tresen umlagerten, ganz gemütlich.
    Sie lächelte Norman an. »Du würdest gerne raus, nicht?«
    »Ja.«
    »Stimmt irgendwas nicht, Norman?«
    »Nein. Ich möchte bloß ein bißchen Spazierengehen. Okay?«
    »Klar.«
    Er lächelte und tippte mit dem Finger an ihre Nasenspitze.
     
    Auf dem Strand hängte sie sich bei Norman ein, um sich an ihm zu wärmen. Bei Vollmond schimmerte das Cliff House wie ein Herrensitz aus einem der Romane von Daphne du Maurier.
    Sie brach das Schweigen zuerst.
    »Möchtest du reden?«
    »Ich wollte, ich … Ach, laß mal.«
    »Was denn, Norman?« 
    »Ich wollte, ich würde besser aussehen.«
    »Norman!«
    »Das mit dem Alter wäre nicht so schlimm, wenn … Ach, vergiß es.«
    Sie blieb stehen und drehte ihn herum, so daß er ihr ins Gesicht sehen mußte. »Also … erstens bist du nicht alt, Norman. Du hast es gar nicht nötig, dich dauernd dafür zu entschuldigen. Und zweitens bist du ein sehr starker, maskuliner und … attraktiver Mann.«
    Er reagierte, als hätte er überhaupt nicht zugehört. »Warum gehst du mit mir aus, Mary Ann?«
    Sie warf die Arme in die Luft und stöhnte. »Du hörst mir nicht mal zu. «
    »Es sind doch so viele Männer hinter dir her. Ich hab gesehen, wie Brian Hawkins dich ansieht.«
    »Hör mir bloß mit dem auf!«
    »Findest du Brian denn nicht hübsch?«
    »Brian Hawkins hält jede Frau, die mit ihm ins Bett steigt, für eine …« Mary Ann unterbrach sich.
    »Für eine was?«
    »Norman …«
    »Für eine was?«
    »Für eine Hure.«
    »Oh.«
    »Norman … ich wollte, ich könnte dir begreiflich machen, wieviel für dich spricht.«
    »Überanstreng dich nicht.«
    »Norman, du bist sanft … und taktvoll … und du glaubst an viele … traditionelle Werte … und du gibst mir nie das Gefühl, daß ich altmodisch bin.«
    Er lachte traurig. »Weil ich noch altmodischer bin als du.«
    »Das hab ich nicht gesagt. Und danke für das Kompliment!«
    »Glaubst du, daß ich dich glücklich machen könnte, Mary Ann?«
    Davor hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet. »Norman … ich fühle mich immer sehr wohl, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.«
    »Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt.«
    Der Spruch war so lahm, daß es ihr sofort leid tat. Sie suchte in Normans Gesicht nach Anzeichen dafür, daß sie Schaden angerichtet hatte. Er sah aus, als würde er mit irgendwas ringen. Seine Gesichtszüge waren eigenartig verzerrt.
    »Ich bin kein Pillendrücker, Mary Ann.«
    »Was?«
    »Ich bin nicht Vertreter für Nutri-Vim. Das hab ich nur so gesagt, damit … Ich hab es nur so gesagt.«
    »Aber was ist mit dem …?«
    »Ich komm schon bald an eine schöne Stange Geld. Dann kann ich dir alles kaufen, was du dir wünschst. Ich weiß schon, daß ich dir im Moment vorkommen muß wie eine Lusche, aber ich bin …«
    »Norman«, sagte sie so schonend wie möglich, »ich möchte nicht, daß du mir etwas kaufst. «
    Sein Gesicht hatte jeden Ausdruck verloren. Sein ganzes Elend lag in seinem Blick.
    »Norman …« Sie rückte seine neue Krawatte zurecht. »Sie steht dir ganz ausgezeichnet.«
    »Ich fahr dich nach Hause.«
    »Ich möchte nicht, daß du das Gefühl hast …«
    »Schon gut. Manchmal … will ich halt einfach zuviel.«
    Auf der Rückfahrt zur Barbary Lane sagte er kaum ein Wort.
Worüber D’or sich ausschweigt
    Vor dem dunklen Hang des Alta Plaza Park leuchtete die neonhelle Telefonzelle wie Protoplasma. Mona und D’orothea spazierten die Jackson Street entlang nach Westen.
    Mona schüttelte sich. »Was für ein gruseliger Ort für ein Telefongespräch!«
    »Hast du vor der Dunkelheit Angst?«
    »Schrecklich.«
    »Das hätt ich nicht gedacht.«
    »Haben nicht alle Angst vor der Dunkelheit? Es ist das einzige, was uns von den Tieren unterscheidet.«
    D’or grinste. »Ich nicht. Ich halte mich auch da an die Devise: ›Black is beautiful‹.«
    »Bei dir stimmt das ja auch.«
    D’or blieb stehen und griff nach Monas Händen. »Schatz … würdest du …?«
    »Würde ich was?«
    »Ach, nichts.« Sie verscheuchte den Gedanken mit einer Handbewegung und ging weiter. »Nichts Wichtiges.«
    Mona runzelte die Stirn. »Ich kann das nicht ausstehen.«
    »Was, mein Schatz?«
    »Wenn du mit etwas nicht rausrückst, weil du dir

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