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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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hatte bereits den Küchenschrank mit dem neuen Papier ausgelegt, das nach Nußholz aussah, den klebrigen Dreck von der hinteren Konsole des Herds geschrubbt und das blaue Dingsbums in der Klospülung ausgewechselt.
    Als Mona auf einen Sprung vorbeischaute, saß Mary Ann tief über den Küchentisch gebeugt.
    »Mensch, was machst du denn da?«
    »Ich beschrifte mein Gewürzregal.«
    »O Gott.«
    »Das ist meine Therapie.«
    »Eigentlich sollte das Switchboard deine Therapie sein.«
    »Nimm dieses Wort nicht in den Mund.«
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »So ist es recht. Unterdrück alles. Behalt deine vielen Höhere-Tochter-Neurosen für dich, bis du …«
    »Ich war nie eine höhere Tochter, Mona.«
    »Das spielt doch keine Rolle. Du warst aber der Typ dafür.«
    »Woher willst du das wissen? Verdammt noch mal, woher willst du wissen, welcher Typ …?«
    »Aber meine Damen …« Es war Michael, der in der Tür stand. Seine bepelzten Panbeine waren verfilzt und voller Weinflecken.
    »Mouse … Daß du schon zurück bist.«
    »Meinst du, es ist einfach, in dem Aufzug bei jemand zu landen?«
    Mona unterdrückte ein Schmunzeln. Sie ging zu ihm hinüber und griff in den Kunstpelz. »Igitt!«
    »Schon gut, schon gut. Nair-Enthaarungscreme hilft halt nicht bei jedem.«
Auf der Abspeckfarm
    Beifuß- und Avocadosträucher schimmerten in der Nachmittags hitze, als die riesige goldfarbene Limousine durch die Hügel rund um Escondido nach Norden glitt.
    DeDe lehnte sich in den Sitz zurück und schloß die Augen.
    Sie war unterwegs zum Golden Door!
    Das Golden Door! Amerikas aufwendigste und edelste Abspeckfarm! Eine funkelnde Oase der Saunagänge und Gesichtsbehandlungen, der Pediküren und Maniküren, der Tanzübungen, der Kräuterpackungen und der Feinschmeckerküche!
    Und sie hatte sich keinen Augenblick zu früh auf den Weg gemacht.
    DeDe hatte genug von San Francisco, genug von Beauchamp und seinen Betrügereien, genug von den Schuldgefühlen, die sie wegen Lionel geplagt hatten. Außerdem konnte sie dieses mopsgesichtige und verdrießliche Scheusal, das ihr aus Spiegeln und Schaufenstern entgegenblickte, nicht mehr ertragen.
    Sie wollte die alte DeDe wiederhaben, die DeDe von Aspen und Tahoe, die goldmähnige Verführerin, die mit den Studenten aus der Phi-Delts-Verbindung und den Mitgliedern des Bachelor-Clubs geflirtet und Splinter Riley vor gar nicht so langer Zeit zur Raserei getrieben hatte.
    Sie hatte es schon einmal geschafft.
    Sie würde es auch ein zweites Mal hinkriegen.
     
    Der Fahrer schaute über die Schulter nach hinten. »Sind Sie zum erstenmal hier, Madam?«
    DeDe lachte unsicher. »Sehe ich schon so schlimm aus?«
    »O nein, Madam. Ich frage bloß, weil Sie ein neues Gesicht sind.«
    »Ich nehme an, Sie bekommen hier allerhand berühmte Gesichter zu sehen.«
    Er nickte. Offensichtlich gefiel es ihm, daß sie das Thema anschnitt. »Gerade letzte Woche war Miss Esther Williams hier.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Und letzten Monat waren die Gabors da. Das heißt, drei davon. Außerdem saßen in diesem Auto schon Rhonda Fleming, Jeanne Crain, Dyan Cannon, Barbara Howar …« Er brach seine Aufzählung ab, doch wahrscheinlich handelte es sich bloß um eine Kunstpause; DeDe war überzeugt, daß er die Liste auswendig konnte. »Dann noch Mrs. Mellon und Mrs. Gimbel, Roberta Flack, Liz Carpenter … Ich könnte sie gar nicht alle aufzählen, Mrs. Day.«
    Beim Klang ihres eigenen Namens durchlief sie ein Ruck, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Die Gabors hätten sich garantiert nichts anmerken lassen.
     
    Vor dem elektronisch gesicherten Tor stand zu beiden Seiten der Straße eine Reihe imposanter Monterey-Kiefern. Der Fahrer murmelte etwas in eine Gegensprechanlage, und das Tor schwang auf.
    Der Fahrweg dahinter schlängelte sich in einem weiten Bogen den Hügel hinunter. Er wurde auf der einen Seite vom institutseigenen Orangenhain flankiert, auf der anderen von dichtstehenden Kiefern und Eichen.
    Dann tauchte das Große Tor auf, das im Sonnenschein glänzte wie die Tore von Xanadu.
    DeDe kam sich vor wie Sally Kellerman am Eingang zu Shangrila!
    Ihr Calvin-Klein-T-Shirt war unter den Achseln bereits zwei Schattierungen dunkler.
    Der Fahrer hielt den Wagen vor einem Pförtnerhäuschen neben dem Großen Tor an, nahm ihr Gepäck und führte sie durch die sagenumwobene Pforte. Dahinter überquerte DeDe auf einer grazilen japanischen Brücke ein von Weiden

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