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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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der Barbary Lane und sog den intensiven Duft des Eukalyptusbaums vor ihrem Fenster ein.
    Eine fette getigerte Katze schob sich behäbig über das Fensterbrett und scheuerte ihren Rücken am Rahmen des hochgeschobenen Fensters. Als ihr das langweilig wurde, verpaßte sie dem von der Vorhangschiene baumelnden bunten Glasschmetterling mehrere halbherzige Hiebe.
    Mary Ann grinste und warf ein Kissen nach der Katze. »Boris … nicht!«
    Boris faßte diese Geste als Einladung zum Spielen auf. Mit einem dumpfen Plopp landete er auf Mary Anns Pseudoflokati und marschierte in aller Ruhe in Richtung Bett.
    »Glücklicher alter Boris«, sagte Mary Ann und kraulte den Kater hinter den Ohren. Boris, dachte sie unwillkürlich, war schön und unabhängig und wurde geliebt. Er gehörte zu niemand Bestimmtem (zumindest nicht in der Barbary Lane 28), sondern bewegte sich entspannt zwischen seinen vielen Wohltätern und Freunden hin und her.
    Warum konnte sie es nicht auch so halten?
    Es hing ihr zum Hals raus, daß sich immer alle an ihr die Füße abtraten – liebesmäßig, und gefühlsmäßig, und überhaupt. War es nicht an der Zeit, daß sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nahm? Daß sie sich ihren Problemen stellte und jeden Augenblick intensiv erlebte?
    Ja! Sie hüpfte aus dem Bett, womit sie Boris erschreckte, und wirbelte auf Zehenspitzen durch das Zimmer. Gott, was für ein Tag! In dieser wunderbaren Stadt, in diesem märchenhaften Haus! Wo kleine Cable Cars den halben Weg bis zu den Sternen hinaufklettern und Katzen durch das Fenster kommen und der Fleischer Französisch spricht und …
    Boris flitzte an ihr vorbei. Offenbar war er entschlossen, dieser Wahnsinnigen zu entfliehen.
    Er rannte durch das Wohnzimmer, doch dann hielt ihn die geschlossene Wohnungstür auf.
    »Willst du raus, Boris? Hmh, mein Schatz, möchtest du gerne raus?« Mary Ann machte ihm die Tür auf, merkte aber sofort, daß sie damit genau das Falsche tat. Boris hetzte über den Flur und suchte Zuflucht in der Höhe – er sprang die Treppe zum Dach hoch.
    Zum Haus auf dem Dach.
     
    Unten im ersten Stock servierte Michael Mona das Frühstück ans Bett: verlorene Eier, Neunkorntoast, italienischen Kaffee und französische Würstchen von Marcel 8c Henri. Er pfiff »What I Did for Love«, als er das Tablett aufs Bett stellte.
    »Ja, ja«, sagte Mona grinsend, »mit einem kleinen Betthäschen sieht die Welt gleich viel rosiger aus.«
    »Du sagst es, Babycakes!«
    »Wo ist Jon? Bitt ihn doch rüber. Wir können zu dritt frühstücken.«
    »Jon ist zu Hause. Ich war letzte Nacht bei ihm.«
    »Du kleiner Dummkopf! Du hast also den ganzen weiten Weg auf dich genommen, um für mich Frühstück zu machen?«
    »Ich mußte auch mal meine schmutzige Wäsche vorbeibringen.«
    »Deine schmutzige Wäsche vorbeibringen! Von wegen!«
    »Es tut mir leid, aber Mr. Lee nimmt nur Hemden und Bettwäsche an.« Er beugte sich vor und küßte sie auf die Stirn. »Okay … Ich hab dich auch ein bißchen vermißt.«
     
    Michael hatte den letzten Abend mit einer Cocktailparty eröffnet, zu der die Zeitschrift After Dark ins Stanford Court gebeten hatte. »Was soll ich dir sagen, Mona? So richtig pißelegant!«
    Gleich nach »nette kleine Affäre« war »pißelegant« Michaels Lieblingsausdruck.
    »Eigentlich hatte ja Jon die Einladung gekriegt. Ich hab dort kein Schwein gekannt … Tab Hunter natürlich mal ausgenommen.«
    »Natürlich.«
    »Für fünfundvierzig sieht er verdammt gut aus, und irgendwie hätte ich gern mit ihm geredet, aber er war umschwärmt von lauter schnieken Typen, und was sagt man außerdem zu so einem wie Tab Hunter? Vielleicht: ›Hallo, ich bin Michael Tolliver, und Sie haben mir immer besser gefallen als Sandra Dee‹?«
    »Du hast recht. Das bringt’s nicht.«
    »Alsooo … habe ich mir ein Pizzakanapee nach dem anderen reingeschoben und mich sonst redlich bemüht, dem Kerl von Brebner’s aus dem Weg zu gehen, der mir damals gesagt hat, daß ich viel zu durchschnittlich aussehe, um es als Model zu was zu bringen.«
    »Armer Mouse!«
    »Aber er hatte doch recht! Meine Güte, Mona, du hättest diese Schönlinge dort sehen sollen! Die hatten so viel Haarspray drauf, daß man ihnen wahrscheinlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung abverlangt hat, bevor sie die Erlaubnis für die Party gekriegt haben!«
     
    »Willst du denn noch immer mitmachen?« fragte Mona nach dem Frühstück.
    »Wo mitmachen?«
    »Beim Jockey-Shorts-Tanzwettbewerb.«
    »Was

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