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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Musik.
    »Schön wär’s.«
    »Michael … ist was passiert?«
    Er schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. »Komm rein. Ich möchte dir was vorspielen.«
    Er führte sie in sein Schlafzimmer und deutete auf einen Sessel. »Setz dich und heul dich aus. Diese Frau ist das Geschenk Gottes an alle Romantiker.« Er hielt ein Plattencover hoch. Jane Olivers First Night.
    Mary Ann stützte den Kopf auf und hörte zu. Die Chanteuse sang »Some Enchanted Evening« und quetschte damit noch mehr Tränen aus Michael heraus.
    »Jede Schwuchtel hier vergöttert sie«, erklärte Michael. »Es ist richtige Aufwaschmusik.«
    »Aufwaschmusik?«
    »Ach du weißt schon. Nach dem Sex. Man spielt die Platte hinterher, wenn er sich eine Zigarette anzündet und … der große Aufwasch losgeht.«
    Mary Ann wurde rot. »Warum spielt man sie nicht schon vorher?«
    »Äh … Gute Frage. Vorher ist es wahrscheinlich … bedrohlich. Nachher ist es nicht mehr gefährlich.«
    »Aha.« Mary Ann lachte nervös.
    Michael warf sich auf das Bett und starrte zur Decke hoch. »Hoffentlich werd ich nicht noch zum Zyniker.«
    »Aber nein.«
    »Glaubst du an die Ehe, Mary Ann?«
    Sie nickte. »Meistens.«
    »Ich auch. Ich denke immer daran, wenn ich einen neuen Typen sehe. Allein im 41er Union hab ich heute viermal geheiratet.«
    In Mary Anns Lachen klang Verlegenheit mit.
    »Ich weiß schon«, sagte Michael ohne jeden Vorwurf. »Ein Haufen Trutschen im Kaftan, die mit Fummeltrinen als Brautjungfern durch den Golden Gate Park tänzeln und dabei Zitate aus Rote Männer auf grünen Matten hersagen … Aber so was meine ich nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Er wäre so was wie … ein guter Freund. Einer, mit dem man sich einen Weihnachtsbaum kaufen kann.«
    »Genau.« Sie versuchte vergeblich, sich vorzustellen, wie sie zusammen mit Norman eine Blautanne kaufte.
     
    Mona war schon den ganzen Tag außer Haus. Ihre Abwesenheit setzte Michael wieder zu, sobald Mary Ann gegangen war. Mona machte es einem in letzter Zeit schwer, sich mit ihr zu amüsieren, aber sie bot wenigstens ein bißchen Ablenkung.
    Sie bewahrte ihn vor Lands End.
    Na toll, dachte er, als er die Stereoanlage ausschaltete und sich in die Küche verdrückte. Dein ganzes mickriges Leben steht auf der Kippe. Du gehörst zu niemand, und niemand gehört zu dir. Deine geheiligte Keuschheit ist einen Scheißdreck wert.
    Er kramte im Kühlschrank nach etwas Eßbarem und förderte eine halbe Grapefruit und eine Flasche abgestandenes Mineralwasser zutage. Gleich neben den Eiswürfeln stand in stoischer Isolation ein Fläschchen Locker-Room-Poppers und wartete auf den nächsten Einsatz.
    Michael warf einen mörderischen Blick auf die gedrungene braune Flasche und knallte die Tür des Tiefkühlfachs zu. »Frier dir doch den Arsch ab, du blödes Ding!«
    In dem Moment klingelte das Telefon.
     
    »Mikey?«
    »Mama?«
    »Wie geht’s dir, Mikey?«
    »Gut, Mama. Es ist doch nichts …? Es ist doch alles in Ordnung, oder?«
    »Ach … es geht so. Aber Papa und ich haben eine Überraschung für dich, Mikey.«
    Michael zog mit den Fingerspitzen die Falten auf seiner Stirn nach. Lieber Gott, tu mir das nicht an. »Was denn, Mama?«
    »Na ja, du weißt doch, daß Papa schon seit Jahren versucht, eine Reise herauszuschinden bei der Florida Citrus Mutual …«
    O Gott, bloß nicht! Ich trete auch sofort in eine Kirche meiner Wahl ein! Und ich werde jeden Anflug von fleischlichen Begierden aus meinem Herzen verbannen!
    »Und was glaubst du, was heute nachmittag passiert ist?«
    »Ihr habt die Reise gekriegt.«
    »Mhhmm. Und was glaubst du, wo es hingeht?«
    »Nach Fire Island.«
    »Was?«
    »Ach, nichts, Mama. Bloß ein dummer Scherz. Ihr kommt nach San Francisco, nicht?«
    »Ist das nicht toll? Wir haben vier ganze Tage, Mikey! Wir haben auch schon die Hotelreservierung und alles!«
     
    Wie sich herausstellte, war ihr Zimmer im Holiday Inn an der Van Ness reserviert. Vom 29. Oktober bis zum 1. November.
    Der Schrecken, den dieser Termin bedeutete, wurde Michael erst klar, als er im Kalender nachsah.
    Mr. und Mrs. Herbert L. Tolliver ließen ihre Orangenhaine, ihre geliebten Schnellrestaurants Sizzlers und Shakey’s und ihre Saturday Evening Posts im Stich, damit sie vier vergnügliche Tage in Everybody’s Favorite City erleben konnten.
    Am Halloween-Wochenende.
    Heiliger Strohsack.
Ein Zufluchtsort für Streuner
    Anna hatte ihr Schlafzimmer für Edgars Besuch penibel aufgeräumt.
    Das Bett war frisch

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