Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
immer.«
Er legte auf und zwinkerte D’orothea zu. »Meine Frau. Manchmal glaube ich, der Herrgott hat die Frauen nur erschaffen, damit sie die Männer an Cocktailparties erinnern.«
D’orothea stöhnte bloß.
»Aha«, sagte Beauchamp grinsend. »Ich hör mich wohl wie ein Chauvinistenschwein an, was?«
»Nein«, antwortete sie kühl. »Möchten Sie’s denn gern?«
In der Hoover Gallery herrschte ein Gewoge von Erbsengrün und Pink. Die Frauen hatten sich mit dem Understatement ihrer Lilly-Pulitzer-Modelle in Schale geworfen, während die Männer in ihren blauen Blazern Individualität mittels buntscheckiger Madrashosen zum Ausdruck brachten.
Beauchamp und DeDe nahmen gleich Kurs auf die Bar, lächelten um die Wette und stellten ihr wiedergefundenes Glück zur Schau wie andere ihre Tahiti-Bräune.
DeDe hing immer noch an Beauchamps Arm, als Binky Gruen die beiden abfing.
»Ach, Gott sei Dank, daß ihr zwei aufgetaucht seid! Schnell, Beauchamp, gib mir einen Kuß! Ich muß beschäftigt aussehen!«
Beauchamp schmatzte ihr einen auf die Wange. »Ich habe schon bessere Ausreden gehört, Miss Gruen.«
»Verdammt, red doch weiter! Er schaut rüber!«
»Wer?«
»Carson Callas. Er hat mir die letzte Viertelstunde seinen Pfeifenatem ins Gesicht geblasen und mir erzählt, wie sexy er doch ist! Igittigitt!«
Beauchamp wich in gespielter Überraschung zurück. »Findest du Carson Callas denn nicht sexy?«
»Doch. Wenn man auf Zwerge mit Muschelkettchen um den Hals steht.«
»Nein, wie biestig! Seine Spalte ist ab jetzt sicher dicht für dich, Binky.«
»Das ist meine für ihn schon seit jeher. Komm, sei ein Schatz und mach mir hier noch mal Scotch rein. Ich spüre einen Anfall von existentieller Langeweile. Und deine magere Angetraute sieht auch aus, als könnte sie einen Drink vertragen.«
Beauchamp nahm Binkys Glas und wandte sich an DeDe. »Champagner, meine magere Angetraute?«
»Ja, bitte.« Ihr Ton war absichtlich kühl. Es ging ihr auf die Nerven, wenn Binky und Beauchamp ihre Lombard-und-Gable-Nummer abzogen.
Als Beauchamp in der Menge verschwunden war, konnte Binky endlich zur Sache kommen.
»Und?«
»Was, und?«
»Warst du bei Dr. Fielding?«
»Binky … hier ist wohl kaum der Ort dafür.«
»Ja oder nein?«
»Ja.«
Binky pfiff durch die Zähne. »Ich weiß einen prima Abtreiber, wenn du einen brauchst …«
»Binky … hör bitte auf damit, ja?«
»Na, pardonnez-moi! Ich dachte, du könntest gerade jetzt eine gute Freundin brauchen. Aber anscheinend liege ich damit falsch.«
»Binky, ich … Sieh mal, es tut mir leid … Aber du hast eine Art, dich auszudrücken … ›einen prima Abtreiben. Um Himmels willen! Ist er vielleicht auch noch ein guter Koch?«
Binky kicherte. »Nein, aber als Innenausstatter ist er Spitze!«
»Das ist überhaupt nicht witzig.«
»Weißt du, ich glaube, du solltest das aus dem Bauch heraus entscheiden.« Sie tätschelte DeDes Bauch. »Das sollte keine Anspielung sein, mein Schatz. Sieh mal … wenn dir diese verstockten katholischen Schuldgefühle zuviel werden, warum ziehst du die Sache dann nicht durch und trägst den kleinen Bankert aus?«
»Ich dachte, das wäre dir sowieso schon klar.«
»Was spricht denn dagegen? Beauchamp kann ein Auge zudrücken. Er braucht sowieso einen Erben, oder nicht? Und wer sollte den Unterschied schon merken?«
»Binky … du weißt ja nicht, was du da redest …«
»Sag bloß, man könnte ihn sehen?«
DeDe starrte Binky einige Sekunden an, bevor sie schließlich nickte.
»Die Haare?« fragte Binky und bekam Kulleraugen. »Eine andere Haarfarbe?«
»Nein.«
»Doch nicht die Haut?«
Wieder ein Nicken.
»Du Ärmste! Ach, DeDe, ich wollte dir wirklich nicht … Welche Farbe?«
DeDe zeigte auf ihre Diane-von-Fürstenberg-Narzisse und brach in Tränen aus.
Nachdem DeDe auf der Toilette ihre Wimperntusche in Ordnung gebracht hatte, mischte sie sich wieder unter das gemeine Volk. Beauchamp wartete mit lauwarmem Champagner auf sie.
»Ich bin drüben bei Peter und Shugie«, klärte er sie auf. »Willst du nicht mit rüberkommen?«
DeDe schüttelte den Kopf und rang sich ein verwässertes Lächeln ab. »Im Moment noch nicht, Beauchamp. Binky und ich sind gerade mitten im Erzählen.«
Als sie wieder allein war, klebte sie sich ein frisches Lächeln ins Gesicht und steuerte die Ecke an, in der Binky Hof hielt. Eine Hand, die sich um ihren Unterarm schloß, hielt sie zurück.
»Sieht Mrs. Day nicht zum Anbeißen
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