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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Arschlöchern war, daß sie es fast nie merkten, wenn man es ihnen durch die Blume sagte. »Wie ging’s der Freundin des Trailside-Mörders?« fragte sie die Moderatorin.
    »Sie war reichlich mitgenommen«, sagte Bambi.
    »Hm. Kann ich mir vorstellen.«
    Larry schob Bambi mit sanftem Druck in Richtung Aufzug. »Lassen Sie bloß die Finger von solchen Themen«, sagte er zu Mary Ann. »Das ist alles kein bißchen angenehm.«
    »Hm.«
    »Doch, wirklich«, setzte er noch drauf. »Man ist besser dran, wenn man damit nichts zu tun hat.«
    Sie verwünschte ihn den ganzen Nachhauseweg lang.

Tinseltown
    Ned Lockwood blickte auf die Uhr im Armaturenbrett, als der Pickup durch die Palmenallee ratterte, die sich an der Hollywood High School entlangzog.
    »Zwanzig nach zehn. Da sind wir gut in der Zeit. Sei gegrüßt, Alma Mater.«
    »Warst du auf der Hollywood High?« fragte Michael.
    Neds Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Waren wir das nicht alle?«
    »Dann hat man dich für das Leben mit einem Filmstar ja regelrecht ausgebildet. Es stimmt gar nicht, daß es dir nur so zugefallen ist.«
    »Da könnte was dran sein«, antwortete Ned lachend.
    Michael schüttelte ungläubig den Kopf. »Hollywood High«, murmelte er, während das helle Gebäude in der Dunkelheit vorbeiglitt. »Als kleiner Junge wollte ich immer mit Alan Ladds Sohn zur Schule gehen.«
    »Warum?«
    Michael zuckte mit den Schulern. »Weil’s der schnellste Weg zu Alan Ladd war, schätz ich. Ich war furchtbar verknallt in ihn.«
    Ned lachte. »Wie alt warst du da?«
    »Acht«, sagte Michael zögernd. »Auch Kinder haben schon ihre Träume.«
    »Du kleiner geiler Bengel.«
    »Na«, stichelte Michael zurück, »wenn ich mich recht erinnere, hast du doch auf Roy Rogers gestanden, nicht?«
    »Ich war aber mindestens zehn«, sagte Ned.
    Michael lachte und schaute wieder aus dem Fenster. Es gab wohl kaum jemand, dessen Begierden durch die Wunderwelt, die sich in aller Üppigkeit vor ihnen ausbreitete, nicht auf die eine oder andere Art angeheizt worden waren.
    Wie viele seiner Freunde zog auch Michael hinter vorgehaltener Hand gerne über Los Angeles her – über den ausufernden Siedlungsbrei, die verstopften Freeways, die elend Gestrandeten mit ihrem Traum von Freiheit …
    Doch in Augenblicken wie diesen, an Abenden wie diesen, wenn es so schien, als würden in dieser Stadt alle Leute ein Cabrio besitzen, und wenn die warme, schwere, jasmingeschwängerte Luft sich anfühlte wie eine Hand, die seine Schenkel hochglitt, konnte Michael der Wirklichkeit entsagen und wieder glauben.
    »Es ist erstaunlich«, sagte er. »Jedesmal, wenn ich nach L. A. fahre, muß ich an Lucy und Ricky aus I love Lucy denken. Ich spür die gleiche Haßliebe. L. A. hat wahrscheinlich schon von mehr Leuten eine zweite Chance gekriegt als jede andere Stadt auf der Welt.«
    Plötzlich riß Ned das Lenkrad des Pickups herum. Er verfehlte nur knapp einen blond gefärbten Teenager auf einem Skateboard. Dessen 6ger-Footballtrikot war knapp unterhalb der Brustwarzen abgeschnitten und ließ etwa dreißig Zentimeter gebräunten Bauch sehen. Als Ned an ihm vorbeifuhr, atmete er erleichtert aus und sagte: »Keiner geht mehr auf den Strich!«
    Michael drehte sich um. Er sah, wie das Jüngelchen sich in einen silberfarbenen Mercedes beugte, der am Bordstein vor der Zentrale der Famous-Amos-Schokosplitter-Kekse geparkt war. »Bingo«, sagte er. »Er hat einen.«
    »A Star is born«, sagte Ned nur.
     
    Der Wagen bog vom Sunset Boulevard ab und fuhr hoch nach Beverly Hills, in ein Land der weit zurückgesetzten Häuser und der Totenstille.
    Die Straßen wurden steiler und enger. Es stellte sich heraus, daß die meisten »Crest« mit noch was vorne dran hießen, auch wenn man kaum sagen konnte, wo die eine aufhörte und die nächste anfing. Michael konnte sich nicht vorstellen, daß jemand, der in diesem Viertel wohnte, nachts nach Hause fand. »Wird er denn da sein, wenn wir kommen?« fragte er Ned. »Ich seh sicher beschissen aus.«
    Ned drückte Michaels Knie. »Im Aschenbecher ist eine Jointkippe. Warum rauchst du sie nicht?«
    »Du glaubst doch nicht, daß mich so was beruhigen könnte. Ich würde schreiend in die Nacht hinauslaufen, sobald ich vor ihm stehe.«
    »Vielleicht ist er ja noch in Palm Springs. Sei nicht so bammelig.«
    Michael schaute aus dem Fenster. Die Lichter der Stadt lagen unter ihnen wie Computerschaltkreise. »Wer läßt uns rein«, fragte er, »wenn er nicht da

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