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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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sonst?«
    »Gibt’s die grade zum Sonderpreis?«
    »Sie sind zweite Wahl. O Gott, es ist so deprimierend, Ned. Hol mich da raus, ja? Entführ mich oder so. Hat ______  _______ nicht ’ne Cabana, in der er mich verstecken könnte?«
    Ned lächelte. »Ich fürchte, dieses Wochenende will er nur Jungs sehen.«
    »Wie doof«, sagte Mary Ann.
    »Das find ich auch. Aber er ist halt ein altmodischer Schwuler.«
    »Na toll. Könnt ich dann nicht ein altmodisches Schwulenmuttchen sein?«
    Ned warf den Kopf zurück und lachte. »Ich fänd’s toll, wenn er’s selber auch so locker sehen könnte.«
    Mary Ann rang sich ein Lächeln ab. »Dann läßt du mich also mit meinem Unglück allein, hm?«
    »Du bist ein Star«, sagte Ned. »Und Stars haben nicht unglücklich zu sein.«
    »Wer ist ein Star?« Ein billiger Trick, um sich Bestätigung zu holen, aber sie nahm im Moment alles, was sie kriegen konnte.
    Der Gärtner zuckte mit den Schultern. »Meine Tante von der East Bay sagt, daß du ein Star bist. Sie schaut sich alle deine Sendungen an.«
    »Schmetterlingsbrille, was?«
    Ned grinste.
    »Von den Kitschromanen reden wir erst gar nicht. Und ihr Schlafzimmer quillt über vor selbstgehäkelten Pudeln. Hab ich recht?«
    »Nicht ganz«, sagte Ned. »Sie macht aus alten Krawatten Flickenteppiche.«
    »Na wunderbar«, sagte Mary Ann und nickte.
    Michael erschien auf dem Treppenabsatz. Er hatte sich mit einem apricotfarbenen Polohemd, einer weißen Leinenhose und smaragdgrünen Topsiders herausgeputzt. »Schau dir den an«, sagte Ned. »Läuft man in L. A. so rum, oder was?«
    Michael ließ sich von Mary Ann begutachten.
    »Sehr hübsch«, bemerkte sie, »aber es wird alles zerknautscht sein, wenn du in Smog City ankommst.«
    »Dann werd ich mich in Smog City eben umziehen. « Er küßte sie flüchtig auf den Mund und sprang in den Pickup. »Wenn ich in drei Tagen nicht zurück bin, sagst du den Mounties Bescheid, ja?«
    »Paß auf, daß er eine Badehose anzieht«, trug sie Ned auf.
    »Das ist ein bißchen viel verlangt«, sagte der Gärtner.
    »Ich weiß«, antwortete Mary Ann. »Letzte Woche hat er sich bei Lands End fast den Hintern verbrannt.«
     
    Wie üblich gab es im Umkreis von fünf Blocks um den Sender keinen erlaubten Parkplatz. Sie stellte sich schließlich in die Ladezone einer kleinen Seitengasse der Van Ness und legte einen abgelaufenen Presseausweis auf das Armaturenbrett.
    Sie eilte am Sicherheitsbeamten vorbei, der am Empfang Cheetos mampfte, stieg in den Aufzug und drückte den Knopf für den dritten Stock.
    Sie schaute auf ihre Casio-Uhr. Zwei Uhr achtunddreißig. Mein Gott, sie ließ es ganz schön drauf ankommen in letzter Zeit. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da war sie zwei Stunden vor der Drei-Uhr-Sendung dagewesen. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte sie diesen Mist tatsächlich aufregend gefunden.
    Bambi Kanetaka kam gerade aus der Garderobe, als Mary Ann aus dem Lift stieg.
    »Hallo«, sagte Mary Ann. »Warum so früh?«
    »Wir machen Außenaufnahmen«, erwiderte die Moderatorin atemlos. »Larry hat eine Frau aufgetrieben, die mit dem Trailside-Mörder befreundet war. Was ist in der Tüte?«
    Es war fast unheimlich, fand Mary Ann, mit welcher Sicherheit Bambi immer den wunden Punkt traf. »Nur ein paar Zweite-Wahl-Sachen«, murmelte sie.
    »Oooooh«, sagte Bambi, als sie in die Tüte lugte. »Sind die niedlich. Ehrlich, Mary Ann, Sie dürfen immer die tollsten Sachen machen. Ich hab sie so was von über, diese …« Sie seufzte verdrossen. »Sie wissen schon, die harten Themen.«
     
    Der Visagist, der gerade von der Beerdigung seiner Großmutter in Portland zurückgekehrt war, hatte sich mit Goldketten und schwarzen Stretchsachen rausgeputzt – seine Vorstellung von Trauerkleidung.
    »… bin ich also in die Leichenhalle gegangen und hab darauf bestanden … schau bitte nach oben, Schatz … gut … ich hab also darauf bestanden, daß sie den Sarg aufmachen … jetzt ein bißchen nach links … sie machen ihn also auf, und was glaubst du, was sie Großmutter auf die Lippen geschmiert hatten? TITTENROSA! Ich meine, also wirklich … Kopf nach oben, Schatz … da hab ich gesagt, sie sollen mich das mal machen lassen, denn meine Großmutter kriegt nicht mehr und nicht weniger als Schwanzlutscherrot, wenn sie unter die Erde gebracht wird …«
    Denny steckt den Kopf durch die Tür. Er war auf der Suche nach Mary Ann. »Da bist du ja!«
    Sie haßte dieses »Da bist du ja!«, wenn damit »Wo warst du

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