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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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erkannte, daß etwas getan werden mußte.«
    »Wer war Marceline?«
    »Seine Frau.«
    »Ach ja«, sagte Mary Ann hastig. Sie kam sich von Minute zu Minute dümmer vor. »Ich hatte schon fast vergessen, daß er verheiratet war.«

Dicke Freunde
    Brian und Michael verbrachten den Samstagvormittag beim Rollschuhlaufen im Golden Gate Park – trotz der schnittigen, professionell wirkenden Rollschuhe, die Mrs. Madrigal ihnen letzte Weihnachten geschenkt hatte, eine höchst riskante Unternehmung.
    »Du hast geübt«, rief Brian vorwurfsvoll, als sie am de Young Museum vorbeischlingerten. »Das ist gegen die Regeln, klar?«
    »Wer sagt denn so was?«
    »Mary Ann sagt, daß du am Dienstag zum Rollschuhlaufen warst. Mit deinem Bullenfreund.«
    »Das war in der Halle. Das zählt nicht.«
    »Wo wart ihr?«
    »Auf der Rollschuhbahn in El Sobrante. Dort tummelt sich der Farrah-Fawcett-Nachwuchs gleich tonnenweise. Die Kleinen brauchen für ihre Fönfrisuren garantiert Tage …«
    »Mädchen?«
    »Das hättest du wohl gerne. Schnittchen. Ein unglaublicher Anblick. Ich sollte dich und Mary Ann mal mitnehmen. Wir können mit dem Bus fahren.«
    »Fährt da ein Sonderbus hin?«
    Michael nickte. »Er klappert ein halbes Dutzend Schwulenkneipen ab, und an der Rollschuhbahn setzt er dann alle raus. Das macht total Spaß. Beim Nachhausefahren ist im Bus dann Schmusen angesagt.«
    Brian lächelte verklärt. »Daran kann ich mich noch erinnern.«
    »Ich auch. Nur hab ich’s nie zu High-School-Zeiten gemacht. Letzten Dienstag war’s das erste Mal überhaupt. Obwohl ich mich noch erinnern kann … an die Jungs und Mädels, die hinten im Bus im Finstern saßen, Bread hörten und schmusten, wenn wir von Auswärtsspielen unserer Baseballmannschaft zurückfuhren.«
    Brian streckte die Hand aus, um Michael an der Kreuzung zum Stehen zu bringen. »Paß auf«, sagte er. »Verlier dich nicht in deinen Erinnerungen. Am Wochenende ist es hier lebensgefährlich.«
    »Trotzdem, stell dir das mal vor. Ich mußte einunddreißig werden, bis ich jemand im Bus küssen konnte. Ich seh das als einen Meilenstein.«
    »Es ist sogar noch mehr«, neckte Brian ihn. »Manche Leute schaffen es nie, einen Bullen zu küssen, und erst recht nicht im Bus. Es war doch der Bulle, oder?«
    Michael heuchelte Empörung. »Natürlich!«
    »He … was versteht ein Stecher wie ich schon davon?«
    Michael grinste. »Wo hast du das Wort denn her?«
    Die Ampel schaltete um. Vorsichtig und ohne jede Grazie liefen sie auf dem grobkörnigen Asphalt weiter. »Von einem der Typen bei Perry’s«, antwortete Brian. »Er hat erzählt, daß die Schwuchteln uns so nennen.«
    »Aber nicht die Schwuchtel, die grade mit dir unterwegs ist«, sagte Michael.
    »Ich weiß.« Brian verlor fast das Gleichgewicht, als er sich zu ihm umdrehte.
    Michael packte ihn am Arm. »Sachte … sachte …«
    »Jedenfalls«, sagte Brian, als er nicht mehr ganz so wackelte, »trifft’s auf mich noch nicht mal zu. Ich bin sechsunddreißig und hab noch nie was gezeugt.«
    Als sie zur anderen Seite kamen, steuerte Michael auf eine Bank zu und setzte sich. Brian plumpste mit einem lauten Seufzer neben ihn.
    »Fändest du’s denn schön?« fragte Michael.
    »Was?«
    »Kinder zu haben.«
    Brian zuckte mit den Schultern. »Klar. Aber Mary Ann nicht. Jedenfalls nicht im Moment. Sie macht gerade Karriere.« Er lächelte milde. »Falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
    Michael lockerte die Schnürsenkel seiner Rollschuhe. »Wo ist sie heute überhaupt?«
    »Zum Mittagessen. Auf der Halbinsel.«
    »Was macht sie da denn?«
    »Es geht um … was Berufliches.«
    Sie saßen einige Zeit mit nackten Füßen nebeneinander und beobachteten schweigend das Geschehen rundherum. Schließlich sagte Michael: »Ich finde, daß ihr beide heiraten solltet.«
    »Ja, wirklich?«
    »Mhmm.«
    »Hast du ihr das schon gesagt?«
    »Nicht direkt«, erwiderte Michael.
    Brian grinste. »Ich auch nicht.«
    »Warum nicht?«
    Brian riß eine Handvoll Gras aus. »Ach … weil ich glaube, daß ich die Antwort schon kenne … und die will ich mir momentan nicht antun. Außerdem hat das Alleinleben ’ne Menge Vorteile.«
    »Nenn mir mal einen.«
    »Man kann ins Waschbecken pinkeln.«
    Michael lachte. »Du machst das auch, hm?« Plötzlich drückte er Brians Bein ganz fest und rief: »O Gott, guck mal da!«
    »Wo?«
    »Da drüben … am Gewächshaus. Die aufgetakelte Blondine, die in die Limousine steigt.«
    »Und?«
    »Das ist Prue

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