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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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daß DeDe wieder ihre Alpträume hatte.
    »Wir müssen uns treffen«, sagte DeDe.
    »Klar. Selbstverständlich. Wann?«
    »Morgen vormittag?«
    »Könnten wir uns auf Nachmittag einigen? Brian und ich wollten …«
    »Bitte. « Das Wort hallte nach wie ein Schrei in einer Gruft. Mehr brauchte Mary Ann nicht zu hören.
    »Wo?« fragte sie.
    »Hier auf Halcyon Hill. Ich will das Haus nicht verlassen.«
    »Um Himmels willen, DeDe, was …?«
    »Kommen Sie einfach, okay? Und bringen Sie Ihr Tonband mit. Wir können hier frühstücken. Entschuldigen Sie mein Verhalten. Morgen erkläre ich Ihnen alles.«
    Als Mary Ann auflegte, lächelte Brian sie freundlich an. »Das Rollschuhlaufen ist gestrichen, hm?«
    »Leider, ja«, sagte sie.
    »Was ist los?«
    »Wenn ich das bloß wüßte«, sagte Mary Ann.

Nichts zu verlieren
    Es dauerte gerade mal einen halben Tag, bis Prue Giroux Feuer und Flamme war für die wilde Romantik von Pater Paddys Plan. Am nächsten Morgen eilte sie in den Park hinaus, und als sie in Lukes Arme gekuschelt dalag, versuchte sie es mit ihrer Überredungskunst.
    Er schaute in eisigem Schweigen zur Decke hoch.
    »Und?« fragte Prue.
    »Du würdest es tun?« sagte er endlich.
    »Ich würde es tun, wenn ich hoffen könnte, daß es uns einander näherbringt.«
    »Und das erwartest du?«
    »Möglich.«
    Erneutes längeres Schweigen.
    »Und schaden tut’s doch auch keinem, wenn es nicht klappt, oder? Wir haben nichts zu verlieren, Luke.«
    »Ich hasse die Bourgeoisie«, antwortete er mit finsterem Gesicht. »Ich hab fast mein ganzes Leben damit zugebracht, sie zu zersetzen … oder vor ihr wegzulaufen.«
    Die Kolumnistin wurde zornig. »Soll das heißen, daß ich die Bourgeoisie bin?«
    Er beugte den Kopf und küßte sie auf die Stirn. »Im Gegensatz zu vielen anderen schönen Dingen bist du am schönsten, wenn man dich aus deinen Zusammenhängen herauslöst.«
    »Aber … herausgelöst wäre ich dort ja. Es würde nur uns beide geben, wenn wir es so wollten. Zwei Wochen ganz für uns, Luke.«
    »Und was dann?«
    »Ich weiß nicht. Spielt das eine Rolle? Hast du nicht gesagt, ich soll nicht ans Immer denken?«
    Damit hatte sie ihn. Er lächelte anerkennend und schüttelte langsam den Kopf. »Prue, ich hab nicht die richtigen Sachen für so was, nicht die …«
    »Darum kann ich mich kümmern.«
    »Ich will keine Almosen von dir.«
    »Dann ist es eben eine Leihgabe. Nach zwei Wochen fällt alles wieder an mich zurück. Mein Gott, du verkaufst doch nicht deine Seele, Luke.«
    »Das werden wir erst sehen.«
    »Hör mal«, sagte sie ungehalten, »du sagst mir ständig, daß ich mich schämen würde, mit dir zusammen gesehen zu werden. Beweis mir das mal, wenn du kannst!«
    »Prue …«
    »In Wirklichkeit … schämst du dich, mit mir gesehen zu werden. Du bist so ein Snob, Luke. Du bist der größte Snob, der mir je begegnet ist!«
    »Wenn du das brauchst … bitte, mach nur weiter so.«
    »Was hast du denn zu verlieren, Luke?«
    Er wälzte sich auf die andere Seite.
    »Kannst du dich erinnern, was du in unserer ersten Nacht gesagt hast? Du hast gesagt, du wirst mich bedingungslos lieben, zu meinem Vergnügen … und so innig oder auch nicht, wie ich es möchte. Also … jetzt möchte ich was. Tu’s mir zuliebe, Luke.«
    »Ich hab doch von hier geredet.« Er sagte es leise und zur Wand hin.
    Doch sie wußte, daß sie gewonnen hatte.

DeDes Geschichte
    Mary Ann schaltete das Sony-Aufnahmegerät ein. »Ich fürchte, ich bin ein bißchen durcheinander. Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.«
    »Das ist nicht Ihre Schuld«, sagte DeDe. »Ich hab ja noch nicht alle Karten aufgedeckt.« Das Gewebe um ihre Augen war so dunkel, fiel Mary Ann auf, daß man meinen konnte, sie hätte sich gerade erst die Nase operieren lassen. Was war nur passiert?
    »Wo sind die Kinder?« fragte Mary Ann.
    »Mit Mutter und Emma oben. Ich will sie nicht dabeihaben, wenn wir uns unterhalten. Alle vier nicht.«
    »Ach so.«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht recht, was Sie im Moment von mir halten. Sie haben wohl allen Grund, mich als klinischen Fall zu betrachten.«
    »Nie und nimmer.«
    DeDe lächelte matt. »Besser wird’s jedenfalls nicht, das kann ich Ihnen versprechen. Sie wissen ja sicher, daß Jim Jones nicht ganz gesund war.«
    »Das ist noch milde ausgedrückt.«
    »Ich meine auch körperlich. Er hatte Diabetes und überhöhten Blutdruck. Eine von den Frauen, die mit ihm schliefen, hat mir erzählt, daß er pro Tag nicht

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