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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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tollsten Kerl überhaupt -gehalten. Er war Kaschmir ohne Loch, Mouse. Und das war doch nicht grade schrecklich, oder?«
    Michael seufzte gequält. »Ich hör nichts von Jon, okay?«
    »Okay. Tut mir leid.«
    Er versuchte erst gar nicht, die Wehmut in seinem Blick zu kaschieren. »Du hast auch nichts gehört, oder?«

Land der tausend Abenteuer
    Prue Giroux trug Stöckelschuhe, stellte Frannie fest. Stilettos, auf denen sie bedenklich eierte, als sie über das regennasse Promenadendeck der Sagafjord ging. Ihr Kleid war wie üblich völlig unpassend – es schlenkerte an ihr herum, war cremefarben und sah entsetzlich aus.
    Dagegen wirkte ihr Begleiter mit seinem eleganten blauen Blazer, dem gestärkten weißen Kragen und der grauen Seidenkrawatte so lässig-elegant wie der Duke of Windsor. Du lieber Himmel, dachte Frannie, wie schafft sie das bloß?
    Prue wirkte einen Augenblick lang unschlüssig, als sie Frannie im Liegestuhl entdeckte. Gleich darauf lächelte sie ein wenig übertrieben und faßte nach dem Arm ihres Gefährten, als wäre dieser eine Trophäe, die sie vorführen wollte.
    »Sind Sie nicht auch ganz begeistert?« flötete sie und meinte damit die Küstenlandschaft.
    »Hmhm«, erwiderte Frannie. »Zauberhaft.«
    »War Alert Bay nicht ganz entzückend? Man fühlte sich gleich an die kleinen Keramikdörfer erinnert, die man zur Weihnachtszeit bei Shreve’s kauft!«
    Und manchmal, dachte Frannie, ist man viel zu gewöhnlich, um es sich leisten zu können, dauernd von »man« zu sprechen.
    »Haben Sie Mr. Starr schon kennengelernt?« fragte die Kolumnistin.
    Die Matriarchin blieb in ihre Decke gehüllt liegen, lächelte so erhaben wie möglich und hielt ihm die Hand hin. »Guten Tag«, sagte sie.
    »Mr. Starr ist Vermögensverwalter und kommt aus London«, sagte Prue strahlend.
    Die Frau ist unmöglich, dachte Frannie. Wer sonst würde die Referenzen seines Kavaliers unaufgefordert und mit solchem Eifer von sich geben? »Ich mag London sehr«, sagte sie unbestimmt.
    Der arme Mann schien sich schrecklich unwohl zu fühlen. »Ich bin kein …«
    »Er kommt nicht aus England«, unterbrach Prue ihn und umfaßte seinen Arm noch fester. »Ich meine … er ist Amerikaner und arbeitet in London.«
    »Aha«, sagte Frannie.
    Der Mann bestätigte Prues Erklärung mit einem Nicken. Man sah ihm an, daß er ihre unverbesserliche Aufdringlichkeit erniedrigend fand. Tja, dachte Frannie, das ist wohl eine Kreuzfahrtromanze, die das Ende der Reise nicht erleben wird.
    »Wo sind denn die beiden entzückenden Waisenkinder?« fragte Prue.
    Frannie tat ihr möglichstes, um sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Das »Waiserkinder«-Getue war genauso Bestandteil ihres Urlaubsarrangements wie die Melancholie und eine leichte Seekrankheit. »Sie sind im Kino«, sagte sie beiläufig, »und sehen sich Bugs Bunny an.«
    Das wärmste Lächeln, das man sich vorstellen kann, stahl sich auf Mr. Starrs aristokratisches Gesicht. »Es sind so hübsche Kinder«, sagte er. »Sie müssen sehr stolz auf sie sein.«
    »Und wie« ,platzte Frannie heraus, fügte aber rasch hinzu: »Obwohl sie natürlich nicht mir gehören … aber ich bin ganz allein auf der Welt, und das Zusammensein mit ihnen macht mir so viel Freude, daß … na ja, was sollte ich mit meiner Zeit sonst auch anfangen?«
    Mr. Starrs Antwort klang beinahe vertraulich, als würde er Frannie schon seit Jahren kennen. »Ich finde Ihr Verhalten außergewöhnlich großzügig«, sagte er.
    Die Matriarchin wurde rot. »Na ja, ich … herzlichen Dank, aber … na ja, es bringt auch einiges an Befriedigung mit sich …« Ihre Stimme verlor sich ins Unbestimmte. Mr. Starr liebkoste sie fast mit seinem Blick. Frannie spürte bereits eine Harmonie zwischen ihm und ihr, die er ihrer Überzeugung nach mit Prue Giroux garantiert nicht erlebte.
    »Darüber sollten wir bei Gelegenheit ein bißchen plaudern«, sagte Prue.
    »Äh … wie bitte?« Mr. Starrs außergewöhnlicher Blick hielt Frannie immer noch in Bann.
    »Über das Pflegekinderprogramm«, sagte Prue. »Meine Leser würden sicher liebend gern Ihren Kommentar dazu hören.«
    »Ach so, ja«, murmelte Frannie abwesend. »Das könnte … sehr nett werden.«
    »Ich weiß, daß Sie sie lieben«, sagte Mr. Starr zu Frannie. Prues Anwesenheit nahm er fast nicht mehr zur Kenntnis. »Man kann es Ihnen vom Gesicht ablesen. Und wo Liebe herrscht … entsteht ein Band, das unabhängig ist vom Blut.«
    Prue verzog das Gesicht. »Vom

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