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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Blut?«
    Frannie lächelte nachsichtig. Was für eine dumme Gans. »Ich glaube, Mr. Starr meint die Blutsverwandtschaft, Prue.« Sie wandte sich wieder ihrem neuen Bewunderer zu. »Ich liebe die beiden, als wären sie meine eigenen, Mr. Starr.«
    Er zwinkerte beinahe unmerklich. »Ich weiß«, sagte er. Was für eine wunderbare Antwort, dachte Frannie und versuchte herauszufinden, was ihr am Gesicht dieses Fremden so vertraut vorkam.
    »Kennen Sie in San Francisco zufällig einen Pater Paddy Starr?« fragte Frannie.
    »Das hab ich ihn schon gefragt«, kam es prompt von Prue. »Ich wollte das nämlich auch wissen.«
    Frannie lächelte. »Sie haben den gleichen Namen. Ich dachte nur … daß da …«
    »Nein«, sagte Mr. Starr. »Vermutlich gibt es etliche Starrs.«
    »Mhm«, sagte Frannie.
    »Übrigens«, fügte Mr. Starr hinzu, »wenn Sie einen Babysitter brauchen sollten, stelle ich mich gerne zur Verfügung.«
    »Sehr freundlich«, sagte Frannie strahlend. »Aber ich glaube, das ist nicht nötig.«
    »Ich kann mit Kindern gut umgehen«, sagte er.
    Frannie nickte. Davon war sie überzeugt.

Aurora borealis
    Der Großteil der Passagiere versammelte sich an diesem Abend zum Rumba-Wettbewerb im Ballsaal, doch Prue und Luke standen auf dem Lidodeck, kuschelten sich unter umgehängten norwegischen Wolldecken aneinander und betrachteten das Wunder des Nordlichts. »Mein Daddy hatte recht«, sagte Prue. Ihr Blick haftete an dem hellblauen Band, das den schwarzen Samthimmel über den gesamten Horizont hinweg säumte. »Jetzt verstehe ich, was er meinte.«
    »Womit?« fragte Luke.
    »Ach … es ging um die Schönheit, glaube ich. Er hat mir aufgetragen, das Leben nie langweilig zu finden, denn es gibt so viel Schönes, das man sich nicht einmal vorstellen kann, bevor man es mit eigenen Augen sieht. Ich habe mein Leben lang vom Nordlicht gehört, aber nie wirklich … daran geglaubt … bis jetzt.«
    Luke antwortete, indem er sie noch enger an sich heranzog.
    »Wahrscheinlich«, fügte Prue hinzu, »habe ich bis jetzt auch an uns nie wirklich geglaubt. Gott weiß, wie sehr ich es mir gewünscht habe, aber ich habe mir nie zugestanden, mich ganz darauf einzulassen. Es kam mir alles zu unwirklich vor, fast schon wie ein Hirngespinst.«
    Luke nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Es ist alles wirklich, Prue. Jede Kleinigkeit.« Sein Lächeln wirkte so strahlend wie Schaumkronen vor dem Hintergrund eines dunklen Meers. »Nur diese verfluchten Klamotten vielleicht nicht.«
    »Du siehst großartig aus«, schwärmte Prue. »Ich bin so stolz auf dich, Luke. Hast du gesehen, wie die alten Klatschtanten dich alle anstarren, wenn wir in den Speisesaal kommen? Sie verschlingen dich mit ihren Augen! Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sogar ein wenig nervös werden.«
    Luke wurde beinahe barsch: »Kannst du diese Äußerlichkeiten nicht mal vergessen?«
    Prue war gekränkt. »Luke … ich sag dir doch nur, was ich empfinde.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sein Ton klang besänftigend.
    »Ich bin glücklich, Luke. Das ist schon für sich allein ein kleines Wunder. Ich hab nicht einmal gewußt, was das Wort bedeutet, bis ich dich kennengelernt habe. Weißt du … am liebsten würde ich aus voller Brust singen.« Sie lächelte über ihre ungestüme Äußerung. »Ich hab mir immer große Mühe gegeben, damit die Leute mich für flippig halten. Aber jetzt, Luke, komme ich mir zum erstenmal im Leben auch flippig vor. Und das soll ewig so bleiben.«
    Er drehte sich weg und betrachtete wieder das Nordlicht. »Zwei Wochen sind keine Ewigkeit.«
    Prue legte die Stirn in Falten. »Luke …«
    »Mach keine Pläne, Prue. Sonst entgleitet dir der Augenblick.«
    »Was ist, wenn ich mehr möchte als den Augenblick?«
    »Mehr kannst du nicht haben. Können wir nicht haben.«
    »Warum? Es gibt doch überhaupt keinen Grund, warum es nicht weitergehen sollte, wenn wir wieder in San …«
    »Es gibt viele Gründe.«
    »Was? Warum können wir nicht einfach …«
    »Psst, mein Schatz … psst.« Er drückte sie an sich und streichelte ihre Haare, als wäre sie ein Kind. »Du willst so viel, mein Engel … so viel.«
    Sie löste sich von ihm. Sie war plötzlich verunsichert und suchte verzweifelt nach einem Halt. »Ist es zuviel verlangt, wenn ich auf dem aufbauen will, was wir haben? Mein Gott, Luke … habe ich mich etwa getäuscht? Habe ich in deinen Augen etwa nicht die Liebe gesehen?«
    »Doch«, sagte er und nickte. »Doch, das hast du.«
    »Was

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