Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten
Nur Männer. Einfach toll. Am meisten hab ich aber drüber gestaunt, wie die Feuerwehrmänner dreingeschaut haben: gleichgültig wie nur was. Sie haben allen ganz freundlich zugenickt und sich einfach an die Arbeit gemacht … als würden sie bei jedem Löscheinsatz an einer Square-dance-Gruppe aus lauter Männern vorbeikommen. So was kann’s auf der ganzen Welt nur hier geben. Deswegen leb ich wahrscheinlich auch hier. Und weil ein paar von den Bullen ein bißchen merkwürdig sind.«
Bill grinste. »Mehr als ein bißchen.«
»Grade richtig«, sagte Michael. »Auf Country & Western fährst du nicht so besonders ab, was?« Soviel hatte er Bills Reaktion auf sein Square-dance-Garn schon entnommen.
Der Bulle gab einen nichtssagenden Grunzer von sich.
»Ich frage, weil … na ja, ich hab überlegt, ob du Lust hättest, mit mir zum Rodeo zu fahren.«
Bill schaute von der Speisekarte hoch. »Zum schwulen?«
Michael nickte.
Bill runzelte die Stirn. »Noch mehr Schwuchteln, die so tun, als wären sie Cowboys, hm?«
»Nicht alle«, erwiderte Michael. »Manche tun so, als wären sie Tammy Wynette.«
Mary Ann ließ sich ihre Überraschung anmerken, als Michael kurz vor Mitternacht vor ihrer Tür stand. »Ich dachte, du wolltest dich heute abend mit deinem Mann in Blau treffen.«
»Hab ich ja auch.«
»Aha.«
»Er schläft nicht gern mit Leuten«, sagte Michael. »Die ganze Nacht über, mein ich.«
Mary Ann verzog das Gesicht. »Muß ja toll sein mit ihm.«
Michael zuckte mit den Schultern. »Ich glaub, wir sind nur wegen dem Sex zusammen. Was soll’s. Er hat sowieso Schlaf!-Schlaf!-Schlaf!-Bettwäsche.«
»Er hat was?«
»Das kennst du doch … die Bettwäsche, wo ›Schlaf! Schlaf! Schlaf!‹ draufsteht. Passend zu den Handtüchern mit ›Trockne dich ab! Trockne dich ab! Trockne dich ab!‹. Es ist furchtbar, Engelchen. Er hat einen unglaublichen Geschmack.«
»Moment mal! Ich hatte früher auch solche Bettwäsche.«
»Echt?«
»Ja, echt! Was ist daran so schlecht?«
»Darum geht’s doch gar nicht«, sagte Michael. »Es geht darum … daß wir kaum gemeinsame Interessen haben.«
»Außer dem Sex.«
Michael nickte. »Außer dem großartigen Sex. Und der gleicht komischerweise sogar die geschmacklose Bettwäsche aus. Ganz zu schweigen von einer Gürtelschnalle, auf der dick und fett BILL steht, und von einem Duschvorhang mit einem nackten Mann drauf.«
»Ich finde, du bist ein furchtbarer Snob«, sagte Mary Ann mißbilligend.
»Kann sein«, sagte Michael, »aber so kommt’s wenigstens zu keiner Überreaktion auf den großartigen Sex. Wenn Bill nur einen Funken Stil hätte, wär ich wahrscheinlich längst in ihn verknallt.«
»Und das möchtest du nicht?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Michael dachte kurz nach. »Es ist wie mit dem Pullover hier. Hast du den überhaupt schon gesehen?«
»Er ist hübsch«, sagte Mary Ann. »Die Farbe steht dir. Ist das Kaschmir?«
Michael nickte. »Fünfzehn Dollar im Secondhand-Laden von der Town School.«
»Das ist ja fast geschenkt!« Sie nahm prüfend ein Stück Ärmel zwischen die Finger. »Und er ist noch wie neu, Mouse.«
»Nicht so voreilig.« Michael hob den Arm und ließ ein Dime-großes Loch am Ellbogen sehen.
»Du könntest einen Flicken draufsetzen«, schlug Mary Ann vor.
»Nie im Leben. Davon red ich ja grade. Ich mag dieses Loch, Mary Ann. Weil es da ist, brauch ich mir um meinen neuen Kaschmirpullover keine Sorgen zu machen. Ich hab den Stil, das Gefühl und den Luxus von Kaschmir, aber kein großes Getue und Gefürchte. Er hat schon eine Macke, verstehst du, und deswegen kann ich mich entspannen und ihn genießen. Mit Bill geht’s mir ganz genauso.«
»Und wie steht er zu dir?«
»Für ihn bin ich sein Fickverhältnis. Basta.«
»Wie romantisch.«
»Du sagst es. Deswegen flücht ich mich auch in seinen scheußlichen Geschmack und red mir ein, daß es mit ihm sowieso nie klappen würde. Selbst wenn er nicht so niederschmetternd unsentimental wäre. Selbst wenn er nicht auch noch Meat auf der Klospülung liegen hätte.«
»Ich glaub, da frag ich lieber nicht nach«, sagte Mary Ann.
»Es ist ein Buch«, sagte Michael.
»Gott sei Dank. Erzähl mir was Nettes. Was hast du denn in der letzten Zeit von Jon gehört?«
Michael schaute leicht irritiert drein. »Du kannst ihn wohl in jedes Gespräch reinquetschen, was?«
»Na und?« sagte Mary Ann. »Er war auch mein Freund. Er war großzügig und attraktiv … und er hat dich für den
Weitere Kostenlose Bücher