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Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen

Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen

Titel: Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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anhören?« fragte Connie enttäuscht.
    »Na ja … ich find’s ja nett, daß du dir Gedanken machst …«
    »Ich erzähl’s dir, ja? Dann halt ich den Mund. Es ist nicht so abseitig, wie du vielleicht denkst.«
    Mary Ann hatte da ihre Zweifel, doch sie murmelte zögernd ihr Einverständnis und wappnete sich mit einem Schluck Cola light.
    Connie wirkte unendlich erleichtert. »Erinnerst du dich an meinen kleinen Bruder Wally?«
    Warum erwarteten alte Bekannte ständig, daß man sich an Dinge erinnerte, die fünfzehn Jahre zurücklagen und schon damals völlig unwichtig waren? »Fürchte nein«, sagte sie.
    »Aber ja doch.«
    »Connie … Cleveland ist lange her.«
    »Sicher, aber Wally hat euch doch immer die Zeitung gebracht. Er hat in dem Teil von Ridgemont so ziemlich alle Zeitungen ausgetragen.«
    Sie erinnerte sich dunkel. Ein doofer Bengel mit großen abstehenden Ohren und der schlechten Angewohnheit, mit seinem Schwinn-Rennrad die Petunien niederzuwalzen. »Ja«, sagte sie. »Klar. Natürlich.«
    »Na, und Wally studiert jetzt in Berkeley Medizin.«
    Mary Ann pfiff leise durch die Zähne. »Nicht zu fassen.«
    »Ich weiß«, stimmte Connie ihr zu. »Da kommt man sich ganz schön alt vor, was? Er ist sogar ein ganz attraktiver Brocken. Muß ich selber sagen.«
    Das überstieg zwar jede Vorstellungskraft, doch sie ließ die Bemerkung unwidersprochen. Ein mulmiges Gefühl sagte ihr, daß sie bereits wußte, was als nächstes kommen würde. Jetzt konnte sie nur noch beten und hoffen, daß die Eisbärin niederkam und sie aus der peinlichen Situation befreite.
    »Jedenfalls, Wally und ein paar von seinen Freunden spenden ab und zu Sperma für eine Samenbank in Oakland.«
    Volltreffer.
    »Nicht ’ne richtige Spende eigentlich«, ergänzte Connie. »Sie kriegen Geld dafür. Nicht viel. Nur so ein kleiner … Nebenverdienst, verstehst du.«
    »Bißchen Münze zum Verjubeln.«
    »Genau.«
    »Außerdem«, sagte Mary Ann, ohne eine Miene zu verziehen, »liegen sie sowieso im Studentenwohnheim die ganze Nacht bloß rum und wissen nichts mit sich anzufangen.«
    Connie machte ein langes Gesicht. »Gut. Tut mir leid. Vergiß es. Ich hätte nicht davon anfangen sollen.«
    Und sie hätte Connie Bradshaw nicht mit Ironie kommen sollen. »He«, sagte sie so schonend wie möglich. »Ich find es nett von dir. Ehrlich. Es ist nur nicht das Richtige für mich, das ist alles. Die vom St. Sebastian’s haben mir so was auch schon vorgeschlagen, aber … na ja …«
    »Ich hab gedacht, es wär so ideal«, lamentierte Connie.
    »Ich weiß.«
    »Sie haben drei Tiefkühlbehälter in der Samenbank … einen für namentlich bekannte Spender, einen für unbekannte und noch einen als Ersatz, falls an einem was futsch geht. Der Saft von Wally kommt in den Behälter für Unbekannte, aber ich hab mir gedacht, wir können uns vielleicht seine Nummer besorgen … oder versuchen, daß er zu den bekannten kommt … damit du weißt, was du kriegst.«
    »Es war nett gedacht von dir. Wirklich.« Weniger nett war der tückische Gedanke, der ihr durch den Kopf ging: Ein Hähnchengrill, in dem der Samen ihres einstigen Zeitungsjungen verschmorte.
    Connie ließ nicht locker. »Außerdem wär’s doch die perfekte Lösung, wenn du schwanger werden willst und Brian nicht wissen soll, daß er nicht der Vater ist. Mit Wally hättest du da keine Probleme … na ja, und für alle Beteiligten wär alles in Butter.«
    Und das gottgesegnete Ergebnis wäre Connies Nichte oder Neffe. Es war ein rührender Gedanke, daß Connie in so einem Arrangement – bewußt oder unbewußt – die Chance sah, eine Freundschaft zu festigen, die nie so richtig hingehauen hatte. Es war geradezu herzzerreißend.
    »Connie … ich würde mich sofort an Wally wenden, wenn ich mir sicher wäre, daß ich mit künstlicher Befruchtung zurechtkomme.«
    »Weißt du, es ist gar nicht so kompliziert. Sie schicken dich in so eine Fruchtbarkeitsselbsterfahrungsgruppe und zeigen dir, wie du deine empfängnisbereiten Tage bestimmst, und dann machst du’s einfach. Ich meine, Sperma ist schließlich Sperma.«
    »Ich weiß. Es kommt auch aus einem attraktiven Organ.«
    »Was?«
    »Begreifst du nicht? Ich weiß, daß es einfach ist. Ich weiß, daß es massenhaft gemacht wird. Ich versteh dich vollkommen. Nur das Künstliche daran, das schreckt mich ab.« Sie senkte die Stimme zu einem vehementen Flüstern. »Ich kann mir nicht helfen, Connie … ich will vorher gefickt werden.«
    Connie sah sie

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