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Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen

Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen

Titel: Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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war, sich mit pissigen Tucken abzugeben.«
    »Weiter.«
    »Daß es mir leid tut, daß ich so lange gebraucht habe, um mir klarzumachen, wieviel er mir bedeutet. Und ich wollte, wir hätten den Trip nach Maui gemacht, als er ihn vorgeschlagen hat.«
    »Schön.«
    »Und … ich hab seinen guten Blazer getragen, als er im Krankenhaus war, und jemand hat mit ’ner Zigarette ein Loch in den Ärmel gebrannt, und ich hab es ihm nie gesagt … und ich hab ihn sehr lieb.«
    »Das weiß er schon«, sagte die Vermieterin.
    »Dann würd ich es ihm eben noch mal sagen.«
    Mrs. Madrigal patschte beide Hände auf die Knie. »Und das wär’s dann?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Gut. Überlaß das mir.«
    Er sah sie verständnislos an.
    »Ich werd es ihm ausrichten, mein Lieber. Ich rede mindestens zweimal die Woche mit ihm.« Sie tätschelte die Bank. »Genau hier.« Sie beugte sich zu ihm herüber und küßte ihn sanft auf die Wange. »Geh nach London, Michael. Jetzt kannst du ihn nicht mehr verlieren. Er ist für immer ein Teil von dir.«
    Er klammerte sich an sie, und die Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    »Hör zu, Kind …« Sie flüsterte ihm jetzt direkt in sein Ohr. »Ich möchte, daß du im Mondschein an der Themse entlangspazierst … daß du dich splitternackt ausziehst und auf dem Trafalgar Square in den Brunnen springst. Ich möchte, daß du … eine wilde Affäre mit einem Wachsoldaten von Buckingham Palace hast.«
    Michael, der sich noch immer an ihr festhielt, mußte lachen.
    »Wirst du das Geld von der alten Dame annehmen?« fragte sie.
    Er brachte nur noch ein Nicken zustande.
    »Gut. Gut. Jetzt lauf nach oben und sag Mary Ann, sie soll sich um die Formalitäten kümmern.«
    Er war schon an der Haustür, als sie ihm noch etwas nachrief: »Die Schlüssel vom Werkzeugschrank hängen an einem Haken im Keller.«

Eine wahnsinnige Idee
    Am Vorabend von Michaels Abreise saß Mary Ann im Zoo von San Francisco fest und wartete auf die Geburt eines Eisbären. Mit ihrem Team kampierte sie bereits seit sieben Stunden neben dem Eisberg aus Beton, den Blubber, die werdende Mutter, zwangsweise ihr Zuhause nannte. Dann nahte die achte Stunde und mit ihr eine frohgemute Connie Bradshaw, über ihren dicken Bauch gebeugt wie ein stattliches Zugpferd, das sich in die Riemen legt.
    »Hallo! Die vom Sender haben mir gesagt, daß ich dich hier finde.«
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Der Geist von Cleveland, die Erinnerung an damals. »Tja«, sagte sie mißmutig. »Wenn das so weitergeht, wird es vielleicht zum Dauerjob.«
    Connie spähte durch die Gitterstäbe in Blubbers Heimstatt. »Wo ist sie?«
    »Da hinten. In ihrer Höhle. Sie hat Kameras nicht so gern.«
    »Die Ärmste. Ich kann sie verstehn. Wer möchte schon dabei gefilmt werden.«
    Mary Ann zuckte mit den Schultern. »Die Frauen in den PBS-Specials scheinen es toll zu finden.«
    »Jäch …« Connie verzog das Gesicht. »Wie sie schreien und brüllen und schwitzen … und dann dieses blöde Gesicht machen, wenn sie dem Baby winken. Nur Menschen können so bescheuert sein.«
    »Da gibt dir Blubber sicher recht. Nur hat sie keine große Wahl. Da draußen in der öden Stadt sind Herzen, die erwärmt werden wollen.«
    Connie warf einen nachdenklichen Blick auf den Eisberg und wandte sich wieder an Mary Ann. »Kannst du Pause machen und ’ne Cola light mit mir trinken?«
    Mary Ann zögerte.
    »Dauert nicht lange«, meinte Connie. »Okay?«
    »Klar«, antwortete Mary Ann. Ihre Neugier hatte gesiegt. »Aber nur ganz kurz. Bei Blubber scheint es gleich soweit zu sein.«
    Sie sagte ihrem Kameramann, wo er sie finden konnte, und setzte sich mit Connie unter einen Cinzano-Schirm in der Nähe der Imbißbude. Ihre alte Freundin von der High-School hatte einen Ausdruck schwesterlicher Sorge im Gesicht. »Ich will gleich zur Sache kommen, Schatz. Hast du es Brian schon gesagt?«
    Mary Ann fühlte sich genervt. »Nein«, sagte sie knapp. »Hab ich nicht.«
    »Super«, strahlte Connie. »So weit, so gut.«
    Mary Ann biß die Zähne zusammen. Was, zum Teufel, war daran »so weit, so gut«?
    »Ich hab mir echt den Kopf zerbrochen«, fügte Connie hinzu, »und bin auf eine wahnsinnige Idee gekommen.«
    Seit Connie mit ihr zum Singleabend ins Marina Safeway gegangen war, hatte sie mit ihren wahnsinnigen Ideen immer nur Ärger gemacht. »Tja, ich weiß nicht«, sagte Mary Ann. »Wenn es was mit Schwangerwerden zu tun hat, würde ich lieber …«
    »Willst du’s dir denn nicht mal

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