Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben
Filmfest in Altona oder das schwul-lesbische Straßenfest an der Langen Reihe – trotz der zunehmenden Kommerzialisierung. Jeder kann da sein, wie er will; egal ob Schwuppe oder Familie mit Kindern, alle feiern ungezwungen miteinander, das ist wirklich toll.
■ Wenn Sie heute ganz frei wählen könnten, ohne wirtschaftliche oder familiäre Zwänge: Wo und wie würden Sie leben wollen?
In Lissabon. Traumhaftes Stadtbild, internationaler Flair, warmes Wetter – und von der Küste den Blick in die weite Welt.
Kapitel 4
Kindheit, Schule, Karriere: App-Designer statt Kfz-Mechaniker
Beruf : Unter dem Beruf versteht man diejenige institutionalisierte Tätigkeit, die ein Mensch für finanzielle oder herkömmliche Gegenleistungen oder im Dienste Dritter regelmäßig erbringt bzw. für die er ausgebildet, erzogen oder berufen ist.
Herrlich: raus aus dem Haus rennen, noch einen Apfel in die Tasche stecken, die Straße runter und weiter, mit den Jungs und Mädels vom Nachbarhof, übers Stoppelfeld und ins Wäldchen. Dort in einer Tannenzapfenschlacht paar Dinge klarmachen, dann ein Baumhaus bauen. Und in der Abenddämmerung dreckig und glücklich nach Hause laufen. Gerade so wie im Film Hände weg von Mississippi – zu schön, um wahr zu sein? Genau.
Eine Kindheit auf dem Land sieht nicht aus wie bei Oma Dolly in Detlev Bucks Film. Das Deutsche Kinderhilfswerk, das sich seit vierzig Jahren für die Belange der Kinder in unserem Land starkmacht, hat zusammengefasst, wie Kinder auf dem Dorf im 21. Jahrhundert tatsächlich ihre Zeit verbringen: Alltägliches Spielen werde privatisiert, heißt es da. Es findet im Kinderzimmer oder auf dem elterlichen Grundstück statt – und eben nicht zwischen Feld, Wald und Wiese. Eingeladen wird auch nur ein Nachbarskind und nicht das halbe Dorf, was damit zu tun hat, dass die Auswahl an Mitspielern so groß gar nicht ist.
Freies Spiel auf offener Straße? Fehlanzeige. Das Spielen wird durchorganisiert, die Kinder gehen in den Sportverein, treffen sich in der Musikschule oder in Arbeitsgemeinschaften in der Schule. Und was ist mit dem Sportplatz, gleich am Ortsende? Er ist zur Rasenpflege die Woche über gesperrt. Doch dahinten, am Dorfrand, da wird doch gebaut. Ein großes Neubauviertel, da werden doch Kinder einziehen? Ja, und ein Spielplatz ist auch schon angelegt. Ganz wie in der Stadt. Und ganz wie in der Stadt treffen sich dort an schönen Tagen Eltern, die ihre Kinder zum Spielen mitgebracht haben.
Die größeren Kinder wollen mehr als einen Spielplatz. Die weiterführende Schule liegt in der nahen Stadt. Und dort wollen sie nach der Schule bleiben, um Gleichaltrige zu treffen, beim Karate oder Basketball, im Ballettunterricht oder Gitarrenkurs. Der Bus fährt nur am Morgen, die Eltern organisieren reihum Pendelverkehre. Und wenn einer der Elternteile zum Arbeiten in die Stadt pendelt, sieht er – oder sie – den Nachwuchs fast nur am Wochenende. Denn wenn der Pendler abends heimkommt, schläft das Kind bereits.
Von der Kindheit zur Karriere, vom Spielplatz zum Arbeitsplatz, wie unterschiedlich Biografien verlaufen können, wenn man auf dem Dorf oder in der Stadt aufwächst, darum soll es in diesem Kapitel gehen.
Playmo statt Bullerbü – der Alltag der Kinder
Termine statt Freizeit. Auf diesen Nenner bringt das Deutsche Kinderhilfswerk das Dorfleben der Kinder: »Für lange Streifzüge ins Dorf bleibt daher keine Zeit! Und leider trifft man dort auch immer weniger Kinder zum Spielen. Auch auf dem Land ist die »1,5-Kind-Familie« normal geworden.
Der Geburtenrückgang führt dazu, dass im ländlichen Raum die »Kinderdichte« verloren geht. Wenn in der direkten Nachbarschaft Kinder zum Spielen fehlen, werden die Wege zu den Spielkameraden immer länger. Freundschaften ergeben sich nicht mehr so häufig im Dorf, sondern über den Schulalltag. Dadurch wird die Straße als Spielraum uninteressant. Denn, so die Studie: »Nur draußen spielende Kinder bewegen Kinder nach draußen.« Was im Übrigen auch für Erwachsene gilt: Die oft so verwaist daliegenden Dorfkerne, in denen kein Mensch auf der Straße ist, erklären sich genau daraus. Wenn zu Fuß nichts zu erreichen ist, kein Bäcker, keine Kirche, keine Apotheke, was soll man dann draußen zu Fuß? So wird gerade das Dorf nur noch mit dem Auto durch- und erfahren.
War früher alles besser? Mitnichten. Eine Kinderidylle auf dem Land hat es für die Mehrheit der Landkinder nie gegeben. »Der Hang zur Verklärung der
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