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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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Terroranschlag. Was auch immer unsere Situation hervorgerufen hatte, ein Terroranschlag war es nicht. Vielleicht hatte jemand vorgehabt, einen solchen woanders durchzuführen und hatte sich mit der Lagerung des Kampfmittels übernommen. Vielleicht war der Erreger auch aus der Ladung eines Schiffes im Waller Hafen ausgetreten und hatte einige Hafenarbeiter infiziert. Wer weiß, vielleicht hatte niemand gewusst, wozu die Substanz fähig war und man hatte sie für einen Aromastoff oder weiß Gott was gehalten.
    Jedenfalls endete damit der inhaltliche Teil des Fernsehberichtes. Danach wurde nur noch ein Video von YouTube gezeigt, das die Evakuierung am Waller Bahnhof zeigte. Das Video war offensichtlich von jemandem gefilmt worden, der etwas weiter hinter uns stand. Er musste es gleich nach seiner Abfahrt online gestellt haben, sobald er außerhalb der Reichweite des Störsenders war. In verwackelten Bildern konnte man sehen, wie Ben und ich angegriffen wurden und um unser Leben kämpfen. Das Video endete mit dem Moment, als wir in den Fahrstuhl stiegen. Ein Happy End für die Zuschauer. Von meiner privaten Katastrophe keine Spur.
    Ben und ich schauten uns ungläubig an.
    »Wir sind in den Nachrichten.«
    »Sind wir.«
    Der Nachrichtensprecher verkündete, dass dies die letzte Aufnahme aus Walle und Gröpelingen vor der eben verhängten Nachrichtensperre war.
    »Jetzt machen die uns zu Helden.«
    »Oh ja.«
    Ich musste an Tausende YouTube-User denken, die sich dieses abgefahrene Video ansahen und bei ihren Kumpels damit angaben, dass dies das letzte Video aus einem abgeriegelten Stadtteil war. Und dann dieses grandiose Finale mit unserem drohenden Untergang, den wir abwenden und in einen Sieg ummünzen konnten. Ein Gladiatorenkampf für das Informationszeitalter. Und genau unsere antiken Vorbilder waren wir zwar die Helden einer Gesellschaft, aber nicht mehr wirklich Teil derselben.
    Eine Weile unterhielten wir uns müde über unseren unerwarteten Ruhm, während draußen noch immer das Treiben der Evakuierten durch unser Fenster drang. Plötzlich veränderte sich das bisher monotone Gemurmel auf der Straße und wurde zu einem Aufschrei der Empörung, als eine offizielle Durchsage das sofortige Ende der Evakuierung verkündete. Nun war die Menge aufgebracht. So aufgebracht, dass die Staatsgewalt sie nur durch Warnschüsse von der Erstürmung der Absperrungen abhalten konnte.
    Wir genehmigten uns indes noch ein weiteres Bierchen und ließen uns ins Sofa plumpsen. Verdammt, war ich müde. Die Nacht und der Tag waren sehr anstrengend gewesen. Nach einiger Zeit fielen mir die Augen zu. Neben mir schnarchte Ben bereits.
    Als wir aufwachten, war draußen die Nacht angebrochen.
     

 
     
     
     
    4 KEINE ZEIT FÜR SELBSTMITLEID
     
     
    Als ich die Augen öffnete, saß Ben bereits aufrecht neben mir auf dem Sofa und rauchte schweigend vor sich hin. Ohne ein Wort tat ich es ihm gleich. Ich erforschte meinen Körper. Der Schmerz hatte nachgelassen. Dafür machte sich eine Art Lähmung, ausgehend von der Bisswunde in meiner Schulter, breit. Nicht so schlimm, dass ich mich nicht hätte rühren können, aber doch deutlich vorhanden. Ich schaute zu Ben hinüber. Er betrachtete stirnrunzelnd seine verletzte Hand. Die kleinen Wunden waren kaum noch auszumachen. Dafür hatte seine ganze Hand und ein Teil des Unterarms eine ungesunde Farbe angenommen. Ohne nachzusehen wusste ich, was ich zu erwarten hätte, würde ich mein Hemd vor dem Spiegel ausziehen.
    Die Verwandlung hatte begonnen.
    Als die Stille unerträglich wurde, brach ich das Schweigen. Ich deutete auf Bens Handgelenk.
    »Merkwürdiges Gefühl, oder?«
    Ben erwiderte meinen Blick. Ein Hauch von Bestürztheit gepaart mit Erleichterung lag in seinem Blick.
    »Spürst du das auch? Eigentlich OK und trotzdem so …«
    »Ich weiß.«
    »Ja. Und so schnell. Die Heilung, meine ich. Und die andere Sache auch.«
    Eine Erkenntnis machte sich schlagartig in meinem Kopf breit. Ich schluckte.
    »Verdammt, wenn das so weiter geht, sind wir morgen früh nicht mehr wir.«
    »Ich weiß.«
    »Ja.«
    Ich sprang auf. Auf einmal hatte ich Hummeln im Arsch. Und zwar mehrere Kolonien auf einmal. Sie kennen wahrscheinlich ein bis zwei Filme, in denen die Hauptfigur erfährt, dass sie noch soundso lange zu leben hat und daraufhin ihr Leben ändert. Sie erfüllt sich Wünsche, ist zum ersten Mal ehrlich zu sich selbst, tut Gutes und nimmt auf diese Art Abschied. Die Hummeln in meinem Arsch hatten eine

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