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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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verstehe das.«
    »Nein, tust du nicht, und es ist nicht OK.«
    »Du hast es nicht gesagt, weil du mich abschleppen wolltest, schon in Ordnung.«
    Das war nun wirklich eine bodenlose Verdrehung der Tatsachen. Ich verkniff mir einen zynischen Kommentar und zwang mich zu einem neutralen Tonfall.
    »Ich wollte dich nicht abschleppen. Ich dachte du wolltest das.«
    »Ich? Mach dich nicht lächerlich!«
    Sie schnaubte ein paar Mal, dann verdrehte sie lächelnd die Augen.
    »Ist gut, ein bisschen vielleicht. Aber wenn du es nicht wolltest, warum hast du mich angelogen?«
    Das Lächeln war sofort wieder verschwunden und wich einem prüfenden Blick.
    »Ich hab nicht gelogen, ich hab’s dir nur nicht erzählt.«
    »Als wenn das einen Unterschied macht.«
    »Tut’s nicht, hast Recht. Ich habe es einfach genossen, verstehst du?«
    Ich muss ein wenig rot geworden sein, was sie wohl besänftigte. Das Lächeln kam zurück.
    »Hast die Kurve noch mal gekriegt. Aber ab jetzt bist du ehrlich zu mir, OK?«
    »OK.«
    Verdammt, ich sollte es nicht sein, aber ich war erleichtert, dass sie mich wieder anlächelte. Ich spürte förmlich, wie in meinem Unterbewusstsein eine der Stimmen triumphierte, die mich anspornte, das Eisen zu schmieden, solange es noch heiß war. Schnell brachte ich sie erneut zum Schweigen, indem ich ebenso triumphierend im Geist bemerkte, dass da eh nichts passieren würde, solange Ben mit dabei war.
    Nach dem Kaffee legte Ben sich hin, um den Schlaf von der vergangenen Nacht nachzuholen. Lila ging duschen. Ich hatte ihr eins von meinen Handtüchern geliehen. Es hätte die Sache für mich nicht leichter gemacht, sie mir in einem von Katies Handtüchern vorzustellen.
    Da ich nun allein war, setzte ich mich auf den Balkon und arbeitete einen Plan aus. Der Balkon im Dachgeschoss war in die Dachschräge eingelassen und somit von der Straße aus nicht einsehbar, so dass ich mir keine Gedanken um herumstreunende Totenmänner machen musste. Mit einem Stift bewaffnet überlegte ich, was wir brauchen würden, um die Krise zu überleben:
    Lebensmittel.
    Waffen.
    Nach einem Moment schrieb ich seufzend ein weiteres Wort unter die Liste:
    KOKAIN!!!!
    Ich spürte, wie die Mutation in meiner Schulter wieder einsetzte. Ben und ich würden das Kokain brauchen, wenn wir überleben wollten. Doch Gefallen konnte ich daran nicht finden. Als Lila fertig war, ging ich ebenfalls duschen. Der Akt der Normalität tat mir gut. Als ich mir gerade die Zähne putzte hörte ich, wie Ben laut »Scheiße« rief. Er hatte die wieder einsetzende Mutation also auch bemerkt.
    Ich spuckte aus und verließ das Bad.
    Dann erzählte ich meinen Gästen von dem Plan. Er wurde ohne Einschränkungen angenommen. Wir saßen auf dem Balkon. Ich klopfte eine Zigarette aus unserer letzten Schachtel. Zeit, bald neue zu besorgen. Aufhören kam nicht in Frage. Nicht jetzt. Ben griff sich auch eine. Wir beide nahmen ein bis zwei Züge, dann wurde mir bewusst, dass Lila und Ben mich erwartungsvoll ansahen. Ohne mich aufzudrängen, war mir die Führungsrolle übertragen worden. Vielleicht, weil wir in meiner Wohnung saßen. Bestimmt nicht, weil ich so eine tolle Führungspersönlichkeit war. Vielleicht, weil ich verheiratet war, ein Kind hatte und daher schon Verantwortung übernommen hatte. Vielleicht auch nur, weil ich einen Plan hatte und sie nicht. Ich schaute in die Runde.
    »Also gut. Wir besorgen uns was zu Essen und Waffen. Und Koks.«
    »Und Kippen!«, warf Ben ein. »Und woher kriegen wir das Koks? Hast du ´ne Connection in Walle, Lila?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Sissi war meine Connection.«
    Ich beschloss, meinen Joker auszuspielen. Ich kramte Egors Visitenkarte aus der Tasche und warf sie lässig auf den Tisch.
    »Wir fragen Egor.«
    Lila war ganz und gar nicht einverstanden.
    »Was? Diesen Verbrecher?«
    »Sind nicht alle Drogendealer irgendwie Verbrecher?«, schmunzelte ich.
    »Ja, aber hast du gesehen, wie er auf den Typen eingetreten hat?«
    »Er wird uns nicht treten.«, behauptete ich, obwohl ich mir da nicht so sicher war.
    »Vielleicht, aber… Ja, genau! Wie willst du ihn bezahlen? Ihr werdet eine Menge Zeug brauchen.«
    Sie hatte Recht. Ein Gramm oder zwei würden nicht genügen, wenn die Infektion immer wieder zurückkam. Und für eine größere Menge fehlte mir das nötige Kleingeld. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Uns wird schon etwas einfallen. Lasst uns erstmal überlegen, wie wir an Lebensmittel und Zigaretten

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