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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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einige Sekunden, bis ich mich orientiert hatte, dann sah ich einige Schritte entfernt eine Gestalt auf einem Sofa liegen. Auf seinen Ohren Kopfhörer, aus denen zischend Musik dröhnte. Irgendetwas Hartes und Schnelles. Ich entspannte mich. Marty ging auf Murat zu und sprach ihn an, aber Murat hatte die Augen geschlossen und konnte Marty nicht hören. Als Marty ihm die Kopfhörer abnahm, starrte Murat zunächst verwirrt an die Decke, benommen von dem plötzlichen Atmosphärenwechsel. Dann sah er Marty.
    »Hey Murat«begrüßte ihn Marty.
    Als Antwort brüllte Murat und stürzte sich auf Marty. Zu Martys Glück verhedderte er sich im Kopfhörerkabel und stolperte zu Boden, war jedoch sofort wieder auf den Beinen. Marty stand wie angewurzelt vor ihm.
    »Marty!« schrie ich, »Verdammt, komm da weg!«
    Schließlich musste ich ihn wegzerren, damit Murat ihn nicht beißen konnte. Dann hörten wir von außen Geräusche. Ich rannte zurück zum Laden und sah, wie auf der anderen Straßenseite eine Gestalt sich über ein Auto hermachte. Einer der Totenmänner, keine Frage. Die Haut an seinen trotz der Kälte entblößten Armen war dunkel und voll mutiert. So würden Ben und ich also aussehen, hätten wir den Trick mit dem Kokain nicht entdeckt. Das Gesicht des Beißers war grauenvoll entstellt. An einer Wange fehlte ein großes Stück Haut. Ich musste an Leons kümmerliche Versuche denken, Sissi zu verschlingen und stellte fest, dass es wohl auch anders ging. Hier war jemand am Werk gewesen, der wesentlich stärker oder geschickter gewesen war. Das Loch in seinem Gesicht jedenfalls war groß. Es entblößte ein Teil seines Gebisses, was ihm ein widerlich gefährliches Dauergrinsen ins Gesicht zauberte. Schließlich schaute er in den Laden und sah mich. Er bewegte sich auf den Kiosk zu und beschleunigte den Schritt. Hinter mir hörte ich, wie die anderen mit Murat kämpften. Ich wusste, ich musste etwas tun, aber ich war wie erstarrt, total überfordert mit der Situation. Ich hätte alles versaut, wenn nicht Ben eingegriffen hätte. Er stand auf einmal hinter mir und brüllte mich an:
    »Verschließ die Tür, schnell!«
    Ich rannte zur Tür und warf mich gerade noch rechtzeitig dagegen, als der Totenmann den Eingang des Kiosks erreicht hatte. Ben half mir und stemmte sich ebenfalls gegen das Glas der Tür. Mit zitternden Händen drehte ich den Schlüssel im Schloss und betete, dass es noch funktionieren möge. Das tat es. Der Totenmann brüllte. Etwas weiter die Straße entlang sahen wir zwei weitere taumelnde Figuren, die durch das Gebrüll auf uns aufmerksam geworden waren. Wieder schaltete Ben schneller als ich.
    »Schnell, schließ die Lamellen!«
    »Welche Lamellen?«
    »Verdammt noch mal, Marek! Von der Jalousie!«
    »Wo?«
    »Vor deiner Nase, du Idiot!«
    Und wirklich, vor meiner Nase hingen die Stäbe, an denen man drehen musste, wenn man das Zimmer verdunkeln wollte. Einer für die Tür, einer für die Fensterfront. Das grinsende Gesicht des Totenmannes wurde ausgeblendet. Aber auf Höhe des Tresens war noch ein Stück Fenster frei. Dort war eine kleine Jalousie extra aufgehängt. Um nicht ein drittes Mal von Ben angeschnauzt zu werden, rannte ich los und schloss auch diese Jalousie. Dabei kam ich mit dem Knüppel gegen einen Schalter und - Peng - ging überall im Laden das Licht an, inklusive der Leuchtreklame vor dem Haus.
    »Verdammt noch mal Marek, mach die Festbeleuchtung aus!«
    Ich legte den Knüppel zur Seite und tastete mit schwitzigen Fingern nach dem Schalter. Eine Sekunde später war alles wieder dunkel.
    Da nun eine Front zumindest vorübergehend bereinigt war, war ich wieder im Geschäft. Ich griff nach meinem Knüppel und ging entschlossen ins Hinterzimmer. Inzwischen hatten Marty und Lila den Lichtschalter gefunden. Da der Raum fensterlos war, bestand hier keine Gefahr, weitere hungrige Beißer mit dem Licht anzulocken. Der Anblick, der sich mir bot, war grotesk: Murat war vollkommen mutiert, ähnlich dem Totenmann, den Ben und ich gerade ausgesperrt hatten. Seine linke Wade war regelrecht zerfetzt, an seiner rechten Hand fehlten Zeige- und Mittelfinger, seine linke Hand hing schlaff herab und war offenbar am Handgelenk gebrochen. Kein Wunder, dass er es nicht geschafft hatte, die Tür abzuschließen. Mit den Verletzungen war es ein Wunder, dass er es überhaupt ins Haus geschafft hatte. Was mir am meisten zu schaffen machte, war sein T-Shirt, auf dem in blutigen Lettern sehr treffend »Cannibal

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